Sonntag, 31. August 2008

Schwarz auf Weiß: Mindstar

Sommerloch und saure Gurkenzeit. Nicht nur in der Medienlandschaft, sondern derzeit auch in meinen Bedürfnis, meine Zeit spielend vor dem Rechner zu verbringen, bzw. den DS aufzuklappen, obwohl ich seit kurzem das FF4-Remake mein Eigen nenne. Stattdessen stecke ich meine Nase in ein paar Bücher. Einige neue und etliche alte, die ich noch nicht gelesen habe oder von denen ich wieder soviel vergessen habe, dass sie mir wie (fast) neu vorkommen.

Als da wären zB. die Mindstar-Romane von Peter F. Hamilton. Idealer Lesestoff, wenn man nicht viel denken möchte, sondern ein paar vergnügliche Stunden im Schatten eines großen Baumes verbringen will, neben sich ein Krug gut gekühltem Bier und eine freundliche, sehr charmante Teilzeit-Kraft in Rufweite. Da stört es auch nicht so, wenn Hamilton seine Charaktere ein wenig "flach" anlegt und man mitunter den Eindruck hat, dass er, was den Helden betrifft, vor allem seine eigenen Jugendphantasien auslebt, weil sie (!) dann auch gerne flachgelegt werden. Ein cooler, tougher Ex-Soldat, dem man einst eine Drüse ins Hirn gepflanzt hat, welche es ihm ermöglicht Emotionen nicht nur zu lesen, sondern sie auch im Extremfall zu manipulieren. Logischerweise hat die wohlproportionierte Blondine, die kurz darauf die Handlung betritt, auch nicht Hauch einer Chance auf Gegenwehr, so dass heftig die Kolben auf- und niederstampfen und Schnellzüge, wild das Horn betätigend, in dunkle Tunnel einfahren. Hätte sich Hamilton nicht eines Tages dafür entschieden Science Fiction zu schreiben, er hätte sein Auskommen auch mit erotischer Literatur verdienen können.

Abgesehen jedoch von diversen Klischee-Figuren und dezent aufgesetzt wirkenden Sexszenen, zeichnet sich Hamiltons Schreibe aber durch einen flotten Stil, die Liebe zu Details und einer gehörigen Portion Spanung aus. Sprich, die ideale Unterhaltungslektüre. Und wenn er Greg Mandel, einen ehem. Angehörigen der Mindstar-Brigade durch ein England und eine Welt schickt, die sich so gerade von den Folgen einer deftigen Klimaerwärmung aufrappelt, er seine Helden in Auseinandersetzungen zwischen alten und neuen Mega-Konzernen geraten lässt und dabei technische und soziologische Vorraussagen macht, die sehr glaubhaft, in sich logisch und überzeugend wirken, so entschädigt dies für so manch anderes Ungemach in seinen Werken. Solide Unterhaltungsliteratur für die Momente, wenn man draussen im Schatten eines großen Baumes sitzt, neben sich ein kühles Bier und in Rufweite ... hmmm, warum habe ich jetzt keine solche Drüse ... menno!

Hier übrigens das Cover des dritten und letzten Mindstar-Romanes. Der auch nicht ganz zufällig der beste dieser Trilogie ist, weil Hamilton sich im Laufe der Zeit literarisch spürbar weiter entwickelt hat. Die Charaktere bekommen allmählich Ecken und Kanten. Nicht nur, dass sie im Laufe der Serienhandlung rein chronologisch älter werden, Hamilton gelingt es erstmal auch glaubhaft zu schildern, dass sie tatsächlich älter geworden sind. Action und Sex und Spannung und Geheimpläne und ultramoderne Technologie gibt es natürlich wieder zu Haufe, aber nicht ohne Grund hat "Die Nano-Blume" die höchst Seitenanzahl aller Mindstar-Bücher. Hamilton nimmt sich endlich ein wenig Zeit für die Charaktere, mit denen er seine Handlung bestückt. Nein, immer noch keine Hochliteratur :) , aber sehr gute, sehr empfehlenswerte Science Fiction.



Und wer nach den Mindstar-Romanen gefallen an Hamiltons Stil und vor allem an seinem Einfallsreichtum und seiner Detailversessenheit gefunden hat, dem lege ich ausdrücklich die "Armageddon"-Serie (im Englischen "Night's Dawn") ans Herz. Die Seelen der Toten kehren zurück, während sich menschliche Kulturen vielerlei Gestalt und Ausprägung weit über die Galaxis ausgebreitet haben.

Und wer nach Mindstar der Meinung war, dass Hamilton ein ultrakonservativer Verfechter des Kapitalismus sei und Kommunismus für ihn schlimmer als der Tod ist, der hat a) die Mindstar-Romane nicht richtig gelesen und b) erst recht nicht die Armaggeddon-Bücher gelesen, deren Finale man im Grunde auch als zwangsbeglückende, sozialistische Gleichmacherei interpretieren könnte, wenn man alles nur durch die Brille einer bestimmten Ideologie und Weltanschauung betrachten möchte.

Freitag, 29. August 2008

The Gamer's Bill of Rights

Nachdem sich manch Leser darüber beklagt hat, ich würde nur "Mimimi" und "Alles schrecklich" posten (ich hab Dich auch lieb :) ) ... wie wäre es zum Ausgleich mit einer positiven Nachricht aus der Welt der Spieleindustrie?

Brad Wardell, Chef-Honcho von Stardock hat in seinem Kampf für die Rückbesinnung der Branche auf die Wünsche des Kunden in Gas Powered Games einen neuen Verbündeten gefunden. Nicht nur, dass Stardock den kommenden GPC-Titel "Demigod" exklusiv über Impulse vertreiben wird, nein, man hat sich auch zusammengesetzt und eine Liste schöner Forderungen aufgestellt. Nein, nicht für sich, für uns!

The Gamer's Bill of Rights

Mir persönlich gefällt vor allem Punkt 8.

"Gamers shall have the right to not be treated as potential criminals by developers or publishers."

Ja, natürlich können die großen Publisher über solche Forderungen nur schallend lachen. Angesichts des Umstandes, dass derzeit fast dreiviertel des gesamten Angebotes nur von zwei Publishern stammt, kann man fast von einem Oligopol sprechen. Nein, EA und Activision müssen nicht auf Kundenwünsche hören, gleichgültig wie sehr sich EAs CEO John Riccitiello auch bemüht den Eindruck zu erwecken, dass EA ja nun für den Gamer da sei und nicht, wie sonst, umgekehrt.

Es ist trotzdem schön zu sehen, dass es Alternativen gibt und man sich nicht zwangsweise jeden Dreck gefallen lassen muss, wenn man nur ein wenig Spass mit Computerspielen haben möchte. Und es ist hochinteressant zu sehen, wie sich Stardock immer intensiver um die Kundschaft kümmert, die sich von den sog. Majors angewidert abgewandt hat, weil man a) sich eben nicht wie ein potentieller Krimineller behandeln lassen möchte und b) genug von der sonst üblichen Ex-und-Hopp-Produktstrategie hat.

Ein Schritt wäre zB. eine Möglichkeit, einzelne Spiele aus einem Impulse-Account zu lösen und an andere Accunts zu übertragen. Gelle, Mr. Wardell?

War das jetzt positiv genug? ;-)

Spendenaufruf!!


EA droht der Untergang!


Ich bitte Euch inständig: Gebt, was ihr habt, sonst droht eine der größten wirtschaftlichen Katastrophen für diesen unseren Planeten, gegen die selbst die Weltwirtschaftskrise Ende der 20er des letzten Jahrhunderts ein Fliegenschiß sein wird.

Oh Gott! So tut doch was ... *kreisch*

. . .

Übrigens, bevor hier jemand anfängt, und beginnt diesem Vollpfosten beizupflichten, dass der Second-Handel in anderen Bereichen nicht vergleichbar wäre, weil Spiele als digitale Waren nicht verfallen, der sei darauf hingewiesen, dass zB. Bücher auch nicht "verfallen". Zudem halten Bücher trotz der Verwendung schlechten Papiers immer noch länger als eine handelsübliche CD. Ich habe hier eine Reihe von Jugendbüchern meines Vaters aus den 30ern. Riecht nach alten Büchern und das Papier ist auch schon etwas vergilbt, aber insgesamt sind sie einem sehr guten Zustand und würde auf dem Gebrauchtmarkt durchaus einen anständigen Preis erzielen. Ob ich in 70 Jahren noch eine FIFA 2006-DVD lesen kann? Und von Silberbesteck oder Goldschmuck will ich hier gar nicht erst anfangen ...

Und wenn hier jemand fragt, warum Corporate-Drohnen wie Jens Uwe Intat, EA Senior VP und General Manager for European Publishing, so einen derartigen Unfug von sich geben ...

... schönstes Beispiel: "I'd actually make the point that for us second-hand sales is a very critical situation, because people are selling multiple times intellectual property."

Oh, wow! Mir war ja gar nicht bewusst, dass EA mit jedem Spiel auch die IP mitverkauft? Ich dachte, ich kaufe nur einen Datenträger mit einer offiziell lizensierten Kopie?

... so kann ich ihm nur folgende Möglichkeiten zur Auswahl geben:

- Schneller, großer Erfolg macht gierig und dumm!
- EA ist nur stinksauer auf Ketten wie Gamestop, weil sie selbst nicht rechtzeitig auf diese Idee gekommen sind und es nun nicht mehr so einfach ist, in diesen Gebraucht-Markt einzusteigen.
- Schneller, großer Erfolg macht gierig und dumm!
- Schneller, großer Erfolg macht gierig und dumm!
- Schneller, großer Erfolg macht gierig und dumm!

Donnerstag, 28. August 2008

Ohrenschmaus - Ambermoon

Nein, ich habe Ambermoon nie gespielt. Was unter anderem daran liegen könnte, dass dieses Rollenspiel aus guter bundesdeutscher Produktion nur für den Amiga erschienen ist.

Nein, ich habe auch nie Amberstar, den Vorgänger gespielt, auch wenn es dieses Spiel für den PC gab. Amberstar dümpelt sogar auf meiner Festplatte herum und wartet darauf, dass ich die neben der NLT (Nordland-Trilogie, DSA) eine der bekanntesten deutschen Computer-RPG-Serien kennen lerne.

Aber ich kenne den Komponisten des Soundtracks von Ambermoon, Matthias Steinwachs. Natürlich nicht persönlich, nur seine Kompositionen, die sich zB. in Cultures, der X-Serie von Egosoft oder Sacred wiederfinden. Wer sich auch nur ansatzweise mit Computerspielen beschäftigt, wird seinen Namen zumindest hier und da schon gehört haben.

Mich persönlich interessiert es mich zwar nicht so besonders, aber als ich letztlich beim Recherchieren nach einer ganz anderen Sache auf diese Seite gestoßen bin, fand ich auch den Aufruf des Seitenbetreibers, sich in eine Interessentenliste für eine mögliche Soundtrack-CD für Ambermoon einzutragen, da Matthias Steinwachs ihm zugesichert hatte, dass eine solche geben würde, würde er 1000 Interessenten finden.


Yes, optische Täuschung rulez! :))

Aber da es ausser mir noch viele andere alte Säcke mit seltsamen Hobbies und Neigungen gibt ... ich kenne zumindest einen alten Sack, der beim Erwähnen des Namens Amberstar und Ambermoon in wohlige Jugend-Erinnerungen verfällt ... wer also Interesse an einer solchen Soundtrack-CD hat, der möge bitte auf das Bild klicken und eine mehr oder minder gültige Mail-Adresse eintragen.

Ich bin übrigens Interessent 178, weil ich schon einfach aus Solidarität unter uns alten Gamersäcken mitgemacht habe ...

Mittwoch, 27. August 2008

Das war's!

Gestern ist der letzte Tag meines Abo-Zeitraumes bei World of Warcraft abgelaufen. Nein, ich habe doch nicht verlängert. Nicht, weil ich WoW schlecht finde oder weil mein Suchtberater mich endlich dazu gebracht hat. Nein, nicht deswegen.

Ich habe mit WoW aufgehört, weil ich es über hatte und eine Pause einlegen musste. So wie es mit vielen anderen Dingen passiert, wenn der Reiz des Neuen verschwindet und Alltag einkehrt. WoW soll für mich jedoch nicht Alltag werden. WoW will ich spielen, weil es mir Spass macht, mir Freude bereitet, weil ich mich dort aufhalten will, weil ich mich ganz bewusst einloggen möchte und nicht ... weil ich es so gewohnt bin.

Und ich habe aufgehört, weil es mich ankäst, eine monatliche Mitspielgebühr im Voraus zu zahlen, ohne vorher zu wissen, ob ich im kommenden Abozeitraum überhaupt die Zeit und/oder die Muße habe, mich dem Spiel zu widmen. Ich habe im August nur wenig reingeschaut, insgesamt vielleicht nur 15-20 Stunden insgesamt. Gut, man könnte sagen, dass 13 Euro für 20 Stunden Spielzeit kein schlechter Deal sind. Gehe ich ins Kino oder erfreue die lokale Gastronomie mit meiner Anwesenheit, wechselt für deutlich weniger Stunden zT. deutlich mehr Geld den Besitzer. Nüchtern betrachtet, so gehört ein MMO wie World of Warcraft vom Preis/Leistungsverhältnis zu den eher preiswerteren Freizeitvergnügungen.

Dennoch ... Monatsbeitrag zahlen und dann kaum spielen? Neee, muss nicht sein. Wirklich nicht.

Vielleicht schaue ich im Winter nochmal rein. Vielleicht überkommt mich in einem halben Jahr, in einem Jahr wieder der MMO-Flash. Und wenn er mich überkommt, werde ich gerne wieder durch Azeroth streifen. Denn eines ist mir das letzte Vierteljahr über klar geworden: Wenn schon ein Abo-MMO, dann bitte so eines wie World of Warcraft. Solide, ausgereift, mit massig Inhalt und massig Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben.

Doch jetzt ... jetzt reicht es mir für eine Weile. Schön war's, gehabt Euch wohl!

Dienstag, 26. August 2008

Noch ne Horror-Meldung (je nachdem)

Umsatz mit PC-Spielen im Handel bricht um 21 Prozent ein

Ohgott, wir werden alle stähärben!!!

21% Rückgang im ersten Halbjahr 2008 im Vergleich zum Vorjahr. In Deutschland. Neben Süd-Korea DEM PC-Spieleland schlechthin. Das ist, mit Verlaub, drastisch. Ok, dies sind nur Zahlen aus dem klassischen Retail-Bereich. Abo-Gebühren, Plattformen wie Steam und andere Einnahmequellen sind hier nicht berücksichtigt worden.

Sprich, was sagt dieser Rückgang um 21% im PC-Segment dann eigentlich aus?

Dass der PC als Spieleplattform tot ist?
Dass lauter kleine Internet-Störtebeckers jeden Tag massivst auf Beutezug gehen?
Dass in den ersten sechs Monaten dieses Jahres kaum attraktive PC-Spiele erschienen sind?
Dass 21% der potentiellen Kundschaft keinen Bock mehr haben, sich dank rigider DRM-Maßnahmen wie potentielle Kriminelle behandeln zu lassen?
Dass der klassische Retail immer unwichtiger für den PC-Markt wird?

Ok, Punkt Eins können wir abhaken. Gründe für die Unrichtigkeit dieser These wurden nicht nur hier auf diesem Blog zur Genüge aufgelistet.

Und da selbst der BIU in dieser Pressemitteilung kein Wort über den Sündenbock Nummer 1 verliert, können wir Long John Silver und seine Kumpane wieder in die Kiste packen.

Punkt 3. Im ersten Halbjahr wurden von den etablierten Publishern extrem wenig PC-Titel releast. Flaute ist gar kein Ausdruck. Selbst die wenigen potentiellen Hits wie Assasins Creed oder Mass Effect-PC haben sich in Deutschland nicht so verkauft wie erwartet. Oder hättet ihr gedacht, dass sich ein ME-PC bis jetzt, in ca. 3 Monaten, nur knapp 17.000-mal verkauft hat?

Zwar halten sich bis auf Bioshock, jetzt Mass Effect und bald Spore, die DRM-Verrücktheiten einigermaßen in Grenzen, ein Starforce wird nur noch sporadisch, wenn überhaupt, verwendet und das allgegenwärtige (normale) Securom ist so einigermaßen tolerabel, aber könnte es nicht sein, dass der Kunden-Krug, der all die Jahre brav und geduldig zum Brunnen gegangen ist, allmählich gefährliche Risse bekommt? Ich habe diesbezüglich zwar keine Zahlen, kann nur wild spekulieren und subjektive Eindrücke von mir geben ... aber immer mehr Leute scheinen die Nase voll von diesen Gängeleien zu haben und geben ihr Geld eher für Konsolenspiele aus. Und zumindest dieser Wechsel lässt sich bestätigen. In Deutschland werden Konsolenspiele gekauft wie blöde. Dorthin fliesst also das Geld. Also erst recht nix mit Piraterie und so, denn ich kaufe ja keine Konsolenspiele, nur um dann am PC die raubkopierten PC-Spiele zu zocken :)

Punkt Sechs. Der Retail-Markt. Schrumpft. Zumindest für PC-Spiele. Brauch ja nur mich anzusehen. Welche PC-Spiele habe ich dieses Jahr gekauft?

- einige Indie-Titel über digitale Vertriebsplattformen
- einige Budget-Titel (dank des günstigen Dollar-Kurses ganz erheblich Budget) über digitale Vertriebsplattformen
- Abo-Gebühren für ein MMO
- einen Titel, einen einzigen Titel, in Zahlen: 1, so wie früher, als physischen Datenträger im Laden. Das war vor zwei Wochen Drakensang.

Sehr viel schlauere Leute als ich haben es schon mehrfach betont. Der PC als Spiele-Plattform ist nicht tot, er wandelt sich nur derzeit ganz massiv und wird in einigen Jahren kaum noch wiederzuerkennen sein. Der große Run der Publisher auf Konsolen hat seinen Grund auch nur darin, dass hier die Umsätze nahezu ausschließlich via Retail gemacht werden. Retail-Vertriebsstrukturen, die vertraut sind, die man kennt, die man kontrollieren kann. Die großen Publisher wechseln alle auf die Konsole, weil sie nicht wissen, wohin sich der PC-Markt entwickeln wird, weil sie als große Konzerne nicht flexibel genug sind, um sich schnell anpassen zu können.

Ich weiß auch nicht, wohin die Reise gehen wird. Glaskugel kaputt. Kann nur raten.

MMOs (Abo und F2P) werden weiterhin einen wichtigen Anteil bilden. Vertriebsplattformen wie Steam werden wichtiger werden und sie werden sich den Kundenwünschen noch stärker anpassen, weil hier bald ein deftiger Konkurrenz- und Verdängungskampf toben wird. Auch werden sich genügend Nischen und Möglichkeiten für Entwickler bieten, die ihre Werke einfach und direkt an die Kundschaft bringen können, ohne sich in den Strukturen eines klassischen Publishers zu verlieren. Vor einigen Tagen wurden zB. im Impulse-Forum Details zu den kommenden Ausbau-Stufen von Stardocks Vertriebsplattform bekannt. Zu Ende des Jahres will man Steam und SteamWorks Paroli bieten und es JEDEM ermöglichen, mit ein paar Mausklicks und ohne großartige Bürokratie eigene Software über Impulse anzubieten. Was mich persönlich ganz wuschig macht, denn es juckt mich derart in den Fingern, mir ein paar andere Wahnsinnige zu suchen und auf Basis diverser Fertigbaukästen wie zB. dem RPG Maker oder dem AGS-System ein eigenes Spielchen zu basteln und aus Jux und Dollerei für nur eine Handvoll Dollar/Euro über Impulse anzubieten. Oder ich bastel erstmal mein eigenes Text-Adventure zusammen und stelle es als erste Übung in mein Blog.

Weil, is ja der PC. Muss ich ja kein arschteures Dev-Kit bei den Big Three kaufen. Muss auch keinen aufwendigen Lizensierungs- und Validierungsprozess durchlaufen, um zB. mein Spiel auf XBLA oder Home anbieten zu können. Ich brauch den Scheiss nicht. Ich bin von niemandem abhängig und muss nicht extra einen Kredit aufnehmen, nur um die Anmeldegebühren für die Entwicklung eines 360-Spieles bezahlen zu können. Himmel! Ich kann einfach so loslegen, nur begrenzt von meinem Vorstellungsvermögen und meinen bescheidenen technischen Kenntnissen. Nein, ehrlich jetzt. Ich könnte wirklich ... warum nicht? Hmmm ... *überleg*

Der PC als Spieleplattform wird derart lebendig sein, dass man in ein paar Jahren nur noch mitleidig auf den in Hochglanz und Ideenlosigkeit erstarrten Konsolenmarkt blicken wird. Man schaue sich zB. an, was MS höchstwahrscheinlich vorhat, um Nintendo Paroli zu bieten. Allem Anschein nach ein eigener Motion-Controller! Wahnsinn, nicht? :)

Montag, 25. August 2008

Korrelation vs. Kausalität (Update)

++ News ++ News ++ News ++News ++News ++News ++

Man möge sich bitte in aller Ruhe diese Meldung durchlesen.

Dann möge man kurz (oder länger) darüber nachdenken, was dort geschrieben wurde.

Zwei mögliche Schlüße und Folgerungen sind möglich. Die eine Folgerung hat etwas mit einer eventuell falsch oder mißverständlich geschriebenen Meldung zu tun. Die andere Folgerung ... nun, ich denke, wer den Text aufmerksam liest, wird ebenfalls auf die zweite mögliche Schlussfolgerung kommen :)

Ich musste schon etwas an mich halten, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.

Update:
Zur Ehrenrettung Prof. Hubers sollte man vielleicht den originalen Pressetext lesen, der in der Golem-Meldung NICHT verlinkt war ... also sind BEIDE Schlußfolgerungen nicht nur möglich, sondern zudem gleichzeitig zutreffend.

http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=080825034

"Killerspiele verteufeln und sich für ein grundsätzliches Verbot dieser aussprechen, wollte Huber aber nicht. "Viel wichtiger ist, dass die bestehenden Gesetze eingehalten werden und nur die Leute die Spiele in die Hand bekommen, die dafür auch alt genug sind", sagt Huber. Zudem appelliert er an Eltern und Schule sich intensiver mit der Materie Medienkonsum auseinander zu setzen."

Ist zwar schön gesagt, dennoch ist diese Studie, für die er verantwortlich zeichnet, rein methodisch ein Witz. Bei einer vielbeachteten Studie im Auftrag der britischen Regierung wurde vor einer Weile auch sehr zutreffend gesagt, dass sich keine klaren Aussagen über die Wechselwirkungen zwischen Gewalt in Spielen und dem Verhalten von Jugendlichen machen lassen, weil man dieses Thema noch nicht genügend untersucht hat.

Derartig peinsame Zwei-Fragebögen-Untersuchungen helfen hierbei dann aber auch nicht ...

Update 2:
What the f...? Liest man sich die Meldung bei heise durch, so wird hier a) auf eine ganz andere Pressemeldung mit ganz anderen Aussagen verwiesen. Und folgt man diversen Links in der heise-Meldung, merkt man auch schnell, woher der Wind weht ...

Prof. Huber sieht die Sache relativ objektiv und nüchtern. Ein Wissenschaftler eben. Dr. Hopf, einer der anderen Leiter der Studie zieht hingegen mächtig vom Leder und will scheinbar mit haltlosen Schlussfolgerungen Stimmung wider das Killerspiel per se machen. Kein Wissenschaftler, sondern ein Moralprediger, der seine Vorstellung von der Wirklichkeit über die Wirklichkeit stellt.

Schön, wenn der Schmerz nachlässt

Und? Seid ihr auch alle schön brav in Leipzsch gewesen, nö?

Wie, nicht? Dann aber nächstes Jahr! Oder doch lieber Kölle alaaf?

Nein? Dann sich wenigstens in Foren in bester Ossi-Wessi-Manier die Köpfe eingeschlagen? *kreisch* THIS IS LEIPZIG!! *brüll* For KÖLN!!!

Auch nicht? Aber, aber ... so ne tolle Spielemesse!! Mit ganz doll internationalem Flair. Oder auch nicht. Je nachdem, welcher große Publisher, Hardware-Hersteller, Game-Designer und Konsolenanbieter gerade Lust hat präsent zu sein oder nicht. MS war zB. in Leipzig nur mit einem kleineren Stand vertreten, es gab keine eigene Pressekonferenz, auf der normalerweise janz dolle Spiele vorgestellt werden. Nintendo meinte dankend abzulehnen und tingelt dieses Jahr mit dem Playmobil durch Deutschlands Städte. Sogar Peter Molyneux hatte kurzfristig abgesagt, was auch zu einer kleinen Premiere führt: Zum ersten Mal nach so einer Messe habe ich keine Gelegenheit, Peters wohlfeile Ankündigungen und hochheiligen Versprechungen lachend und feixend in kleine Fetzen zu reissen. Mir fehlt jetzt etwas. Doch, wirklich, ich hatte mich schon so darauf gefreut :)

Äh, auf was wollte ich eigentlich hinaus... *grübel* ... ach ja, Spielemesse!

Spielemesse, Spielemesse, Spielemesse. Ich wollte früher ums Verrecken immer mit der Firma auf die Cebit. War dann auf beruflich auf etlichen anderen Messen, dann endlich auch auf der Cebit. Wobei zu diesem Zeitpunkt das große BoahhEy längst verflogen war. Messe. Rumstehen, rumreden, rumstehen, noch mehr rumreden. Abends Rum trinken. Morgens rumkugeln, weil man nicht vernünftig aus dem Bett kommt. Wieder rumstehen und rumreden.

Es hat schon seinen Grund, warum nur wenige Stunden vor Ende einer Messe bereits die ersten Stände abgebaut werden und das Standpersonal bei der Frage nach Schlüsselanhängern Dir mit ihren Blicken nur noch bitterböse Löcher in den Rücken brennen kann, während Du mit leeren Händen abziehst. Es hat aber auch seinen Grund, wenn Dir wildfremde Menschen plötzlich irgendwelchen Krempel in die Hände drücken, nur damit nicht SIE das Zeug wieder nach Hause schleifen müssen, sondern Du. Es hat schon seinen Grund, dass eine Messehalle nur Minuten nach dem offiziellen Schluss der Veranstaltung wirkt wie ein Schlachtfeld am Ende eines erbitterten und verbissen geführten Kampfes. Wer noch Laufen kann, rennt mit letzter Kraft zum Parkplatz. Manche schleifen noch Verletzte mit. Andere lassen ihre Verletzten zurück, ganz erfüllt mit dem Gedanken an Flucht.

Messe!

Wer noch nie auf einer Industrie-Messe war, der soll das mal tun. Ist eine recht interessante Erfahrung. Wer noch nie auf einer Messe mit öffentlichem Publikumstag war, der sollte dies auch mal tun. Wer dann noch Bock auf mehr hat, der kann dies gerne auch ein zweites oder drittes Mal machen. Je öfter man sich sowas gibt, desto schneller nimmt man aber Abstand. Privat sowieso und beruflich sucht man Gründe, um sich zu drücken. Intern werden Deals mit jungen, unverbrauchten Angestellten geschlossen, damit man jemand an eigener Statt zur Messe schicken kann. "Da, geh Du!" "Ohhhh, dankeeeee!" "Bittebitte, nix zu danken! ... armer Trottel ...".

Würde es eine Spielemesse in meiner Nähe geben, ich wäre früher (!) in Nullkommanix hingefahren und hätte mich mit Begeisterung für teuer Geld in lange Warteschlangen und überdrehte Menschentrauben gestürzt. Heute jedoch, heute würde ich nicht einmal mit der Augenbraue zucken, wenn zB. die Games Convention nur ca. 300 m Luftlinie von meiner Wohnung entfernt, im Karlsuher Kongreßzentrum stattfinden würde.

Ich bin sozusagen raus! Harzzach, Sie sind raus!

Weder habe ich mittlerweile Lust auf überhitzte, vor Schweiß triefende Multikörper-Raupen, noch habe ich Lust für teuer Geld Eintritt zu bezahlen, nur um mir Spiele anschauen zu können, die es zT. nur wenige Monate später bereits im Handel gibt oder deren Intro- und Gameplay-Videos es zeitgleich auch millionenfach in der Berichterstattung auf Millionen von Online-Portalen gibt. Nein, ich habe auch keinen Bock auf Autogramme von Richard Garriot oder einen Live-Auftritt von Shigeru Miyamoto. Die Zeiten der Personenkulte sind vorbei. Game-Designer sind auch nur Menschen. Zwar würde ich mich liebend gerne mit Richard Garriot oder noch lieber mit Warren Spector oder Brian Reynolds unterhalten, so richtig (!) unterhalten, aber sollte ich diesen Leuten in Fleisch und Blut begegnen, würde mehr als ein hastig hingekritzeltes Autogramm wohl nicht herausspringen. Selbst ein Interview wäre nicht mehr als das übliche Austauschen der üblichen Fragen und Antwortblasen.

Was soll ich also auf diesen Krakeelveranstaltungen?

Sonntag, 24. August 2008

Non-Gaming Interludium XXI - The Crow

Eigentlich sollte an dieser Stelle ein von Herzen kommender Verriß von "Live Free or Die Hard" stehen. Einen schrecklicheren, peinlicheren Film als dieses Machwerk habe ich dieses Jahr wahrlich noch nicht gesehen. Geradezu ekelhaft, wie man den Charakter von John McClane mißbraucht hat, um ihn in ein gelecktes, weichgespültes und massenkompatibles Werbefilmchen für u.a. Widescreen-Monitore zu pressen.

Aber mehr will ich zu diesem Dreck nicht sagen.

Stattdessen habe ich danach vor lauter Frust blind ins Regal gegriffen und ... siehe da ... The Crow in den Händen gehabt. Herrlich düster und cool inszenierte Rachegeschichte. Astreiner, sauber produzierter, schmutziger, kleiner Genrefilm ohne Schnörkel und politisch korrektem Firlefanz.



Genau das richtige für meine geschundene Seele, die nach einem "ehrlichen" Film gierte. Was würde ich doch gerne als Rabe, wie entweder weiland bei Edgar Alan Poe, nur schweigend in den Konferenzräumen und Büros der Filmkonzerne sitzen, bis die Bosse, wahnsinnig geworden, freiwillig aus dem Fenstern ihrer hohen Glastürme springen. Oder als Rächer der frustrierten Zuschauer, als Widergänger aus dem Grab der dem Profit geopferten Filmkunst zurückkehrend, um die Rechnung zu kassieren.

Inklusive derjenigen Frevler, die auch dieses Franchise solange gemelkt und ausgepresst haben, bis nichts mehr als eine hohle, leere Fratze zurückgeblieben ist.



Mögen sie in der Hölle verrotten!

Samstag, 23. August 2008

Unterschiede ... und doch wieder nicht

Der eine oder andere mag es mitbekommen haben, dass derzeit in Leipzig die Games Covention stattfindet.

Auch mag es der eine oder andere mitbekommen haben, dass es begleitend zur Games Convention eine Austellung zum Thema "30 Jahre Space Invaders" gibt.

Teil dieser Ausstellung ist u.a. eine Installation des franz.-amerikanischen Künstlers Douglas Edric Stanley.


Space Invaders und 9/11-Twin Towers

Die Reaktionen auf diese Installation waren fast vorherzusehen und zB. wunderschön in den Kommentaren der entsprechenden Artikel auf Kotaku.com nachzulesen. Viele verstehen die Intention des Künstlers nicht, werfen ihm im positivsten Falle nur ein Gieren nach Aufmerksamkeit vor. Viele reagieren mit Ablehnung und Unverständnis über diese in ihren Augen ekelhafte Geschmacklosigkeit und manche reagieren auch mit blankem Hass und unverhohlener Aggression gegenüber Leib und Leben des Künstlers. Was unter anderem daran liegt, dass Kotaku.com mehrheitlich von US-Amerikanern besucht wird.

Mittlerweile hat Stanley die Installation zurückgezogen, dem immensen Druck (neben Copyright-Klagen von Taito seiner Aussage nach unter anderem auch Morddrohungen) nachgegeben.

Doch bevor man sich hier lässig über die unentspannten, politisch-verbohrten Rednecks auslässt ... ein kleiner Blick in den Spiegel:

Es hat schon seinen Grund, warum es zB. in Deutschland vor 50 Jahren fast nicht möglich war, in zB. Filmen oder Büchern die Nazi-Zeit oder die Judenprogrome zu thematisieren. Wer es doch getan hatte, wurde (in harmlosen Fällen) als Vaterlandsverräter beschimpft. Man wollte davon nichts wissen. Erst ca. 20 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges, ausgelöst durch die gesellschaftlichen Veränderungen im Zuge der sog. 68er-Bewegung, konnte man in Deutschland beginnen diese Zeit aufzuarbeiten. Und wie man an Beispielen wie der berühmt-berüchtigten Wehrmachtsausstellung sieht, war es sogar 50 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges kaum möglich, sich objektiv und neutral dieses Themas zu nähern.

9/11 war eine äusserst schmerzhafte Erfahrung für den Großteil der US-Amerikaner, kratzte es doch ganz gewaltig an ihrer Vorstellung von ihrer eigenen Unverwundbarkeit. Der "War on Terror", der danach ausgerufen wurde, dauert heute immer noch an und zeigt trotz diverser militärischer Erfolge in Afghanistan und dem Irak klar und deutlich, wie wenig die faktisch (rein militärisch sind die USA tatsächlich nicht zu besiegen) unbesiegbare US-Armee gegen den Terror ausrichten kann, sie sogar im Grunde alles noch schlimmer macht.

Man kann gegen Terror nicht mit heroischen Hollywood-Posen gewinnen. Man kann gegen Terror überhaupt nicht mit martialisch-militärischen Methoden gewinnen. Es gibt keine strahlenden Sieger, wenn man gegen den Terror kämpft. Man kann Terror nicht bekämpfen. Man kann ihm nur mühselig, über Generationen hinweg und unter Beseitigung diverser wirtschaftlicher, politischer und sozialer Mißstände, allmählich die Grundlage entziehen. Eine Vorstellung, die viele US-Amerikanern nicht teilen können, weil sie im krassen Widerspruch zu fast allem steht, was dem sog. amerikanischen Traum als Grundlage dient.

Sprich, jede nicht-patriotische Erwähnung von 9/11, jede Kritik am "War on Terror", jedes bisschen Überdenken der eigenen Positionen wird als unmittelbarer Angriff auf ihr Selbstverständnis gewertet. Und umso brenzliger die eigene wirtschaftliche Situation im Lande wird, desto heftiger die Reaktionen, wenn JoeSixpack allmählich bewusst wird, dass durch das jahrelangen Leben auf Pump die USA rein theoretisch längst den großen Schuldnern in Asien gehört. Die stahlende Nation. Die beste, schönste, tollste Nation der Welt! In Wirklichkeit eine vollkommen verschuldete Nation, die in immens wichtigen Bereichen wie Infrastruktur und Bildung sich allmählich DrittWelt-Niveau nähert, weil dort jahrzehntelang kaum investiert wurde und mittlerweile angesichts der enormen Militärausgaben auch kaum noch Geld übrig ist. Erinnerungen an das Auseinanderbrechen des Warschauer Pakts werden wach, der unter anderem auf Grund des Fehlens einer gesunden wirtschaftlichen Grundlage keinen großen Spielraum hatte, um sich bestimmten, unvermeidlichen Veränderungen anzupassen. Sprich, der Lack ist ab und allmählich spricht sich herum, wie wenig der amerikanische Traum, so schön und verlockend er auch ist, mit der Wirklichkeit zu tun hat.

Wie gesagt, dies alles gilt es zu berücksichtigen, wenn man sich die Reaktionen auf diese Installation zu Gemüte führt. Wir Europäer können dieses Ausstellungstück gelassen und neutral betrachten. Für einen US-Amerikaner ist dies jedoch ein weiterer Nadelstich ins Herzen seines Selbstverständnisses. Warten wir also ein, zwei Generationen ab. Vielleicht kann man sich dieses Themas dann auch in den USA mit etwas Abstand und Ruhe nähern.

Und da sage noch jemand, dass Spiele nur pure, harmlose Unterhaltung für Jugendliche sind ...

Freitag, 22. August 2008

Entspannung

Ich sollte öfters eine (Computer)Spielepause einlegen. Lässt mich Abstand zu all dem Irrsinn gewinnen, der brancheninherent ist und alle paar Wochen hochkocht, so dass die Scheisse bis an die Decke spritzt.

Ich könnte mich zB. maßlos über David Braben aufregen, der im Alter nicht unbedingt weise geworden ist. Denn Mr. Braben hat letztlich wild durch die Gegend schwadroniert, wie toll es doch wäre, wenn man dem Spiele-Gebrauchtmarkt endlich Einhalt gebieten würde, so dass er und seine Kollegen endlich all die Millionen bekommen, die ihnen rechtmäßig zustehen. Als ich diese Meldung gelesen habe, ist mir der Kragen geplatzt und ein fertig ausformuliertes, höflich und zuvorkommend abgefasstes Posting und ein schönes Bild samt Kappe harrt der Veröffentlichung im Entwurfsordner dieses Blogs. Hab's dann aber doch gelassen ...

Ich könnte mich aktuell, mal wieder, über Todd Hollenshead von id Software aufregen, bei dem immer offenkundiger wird, dass er irgendwann unsere Realität verlassen hat, um sich wohlig in seiner eigenen Wirklichkeitsnische einzurichten.

Ich wollte ursprünglich auch einige böse Worte zur Insolvenz von 10tacle sagen, ein Paradebeispiel für miserables Management und Ressourcenvergeudung zum Schaden der Mitarbeiter, der angeschlossenen Entwicklerstudios und letztendlich auch der Kunden.

Doch es ist mir gelungen, ein wenig Abstand zu diesem ganzen Kindergarten zu gewinnen. Das gestrige Posting zum Flagship-Konkurs war mir zwar ein inneres Bedürfnis, weil mich doch so einige Erinnerungen überkamen, es ist aber deutlich weniger scharf ausgefallen, als es sonst der Fall gewesen wäre.

Nicht, dass ich mich der Illusion hingebe, mit meinen Lästereien irgendwas erreichen zu können, sie dienen oftmals einfach nur als Ventil für meinen eigenen Ärger über bestimmte Zustände, ich merke aber allmählich, wie diese immer wieder kehrende Aufregung trotz Katharsis-Funktion Stück für Stück meiner Seele auffrisst. Ich sollte mich nicht ständig über diese Vollidioten aufregen. Nur hin und wieder ein paar gehässige Worte verlieren, genügt vollkommen.

Die Spielepause tut mir gut. Nicht, dass das Verlagswesen ein Hort der Redlichkeit und das Paradies auf Erden wäre, aber zum einen IST Bücherlesen entspannender und zum anderen habe ich keine Ahnung von all der Grütze, die in dieser Branche stattfindet. Die Glückseligkeit des Unwissenden! Ich bekomme sogar allmählich Lust auf ein entspanntes und ruhiges Schachspiel ...



Hrhrhrhr ...



Unglaublich entspannend und ruhig ...

Ob in dem Brett auch kleine Lautsprecher eingebaut sind, die Soundbits von kreischenden Aliens und Hudsons Gebrüll abspielen, wenn eine Figur "geschlagen" wird?

Muhahahahahaha ...

Donnerstag, 21. August 2008

Deja vu

Kleiner Nachtrag zum Flagship-Debakel auf Flagshipped.com:

More employees speaking out!


Die dort geschilderten Vorgänge erinnern mich ungemein an meine eigene Berufserfahrung in der sog. New Economy, als Firmen mit zT. enormem Potential in kürzester Zeit mit Volldampf gegen die Wand gefahren wurden, weil die Geschäftsführung massivste Kompetenzprobleme aufwies oder nach Eintreffen diverser VentureCapital-Millionen vollkommen den Boden unter den Füßen verloren hatte oder niemand vor lauter Begeisterung gemerkt hat, dass man im Grunde überhaupt kein tragfähiges Geschäftsmodell besaß.

Und wie immer, sind die Leidtragenden die Angestellten, die benutzt, ausgesaugt, verbraucht und dann nach dem Crash entsorgt werden. Nein, das macht nix! Draussen vor der Tür gibt es genügend Frischfleischnachschub, der sich zur Genüge verarschen lassen möchte, bevor er in eigener bitterer Erfahrung merkt, wie ihm mitgespielt wird. Ein scheinbar nicht enden wollender Kreislauf, da vor allem die Spielebranche davon lebt, jedes Jahr etliche junge, idealistische und in vollem Saft stehende Jungspunde einzusaugen, nur um sie 2-3 Jahre später ausgebrannt wieder auszuspucken.

Mein, einem chin. Propagandaposter zur Feier des Jahrestages der franz. Revolution entnommener Blog-Header, steht da auch nicht nur, weil es vielleicht "cool" aussieht oder ich klammheimlich die Welt mit maoistischem Gedankengut unterwandern wollte. *kicher*

Nein, es steht dort vor allem, weil die franz. Revolution und sogar die chin. Bauernrevolution unter Mao ihre Triebfeder in der andauernden ungerechten Behandlung weiter Bevölkerungsteile hatte. Was dann daraus gemacht wurde, ist natürlich eine ganz andere Geschichte, aber Ungerechtigkeit, massive Ungerechtigkeit gibt es leider weiterhin. Und weiterhin muss man sich selbstverständlich nicht alles gefallen lassen!

Doch bevor ich mich noch stärker in moralin-saurem Geschwätz ergehe und ich hier vor mich hin "rante", weil mir angesichts dieses Themas der Hals schwillt ...

Einen schönen und entspannten Tag wünsche ich Euch!

Mittwoch, 20. August 2008

Ja, nee, is klar ...

Der Drakensang-Patch 1.01 kommt natürlich mit einer neuen Securom-Version, um zu verhindern, dass Drakensang auf Grund massiver Piraterie von Platz Eins der deutschen Verkaufscharts abrutscht, Publisher wie Entwickler wenige Tage später Insolvenz anmelden müssen und drei Wochen später das erste Kind eines nun bettelarmen ehem. Angestellten in den Armen seiner verhärmten Mutter wegen Hungers stirbt.

*seufz*

Was bedeutet, dass ich jetzt wieder die DVD aus der Verpackung kramen müsste. Und dabei war das Mini-Image soooooo praktisch.

Aber da ich zZ. eh keinen großen Bock auf Computerspiele habe und lieber Musik höre oder Bücher lese, werde ich die Wartezeit überbrücken können, bis findige Leute eine Lösung dafür finden werden :)

Alternativen

Habe ich gestern noch große Reden geschwungen, wie toll es doch wäre, wenn wir unseren Blick von den üblichen Verdächtigen lösen und ihn über die weiten Felder des sog. Indie-Gamings streifen lassen würden, so bin ich passenderweise über einen Beitrag gestolpert, der uns etwas Streif- und Sucharbeit abnimmt.

Top Indie Games You Wouldn’t Mind Paying For

19 Indie-Spiele, die durchaus die eine oder andere finanzielle Transaktion wert wären. Bei mir war es die Nummer 15, Eschalon Book One. Vielverspechend wirken auch (zumindest aus meiner RPG-gefärbten Wahrnehmung) Geneforge 4, Aveyond 2 und Depths of Peril.

Geneforge 4 ist ein weiteres Qualitätsprodukt aus dem Hause Spiderweb Games. Muss man nicht mehr viel Worte darüber verlieren.

Aveyond 2, sollte es ähnlich spassig wie sein Vorgänger sein, ist etwas für diejenigen unter uns, die gerne ein Nippon-RPG spielen wollen, aber keine Lust haben sich mit Emulatoren und Roms herumzuschlagen und die auch keine Konsole kaufen wollen.

Depths of Peril ist ein interessantes Konzept, welches ein typisches SP-Rollenspiel-Gameplay mit multiplayer-ähnlichen Elementen verbindet, da man nicht nur alleine vor sich hin schnetzelt, sondern in Konkurrenz zu anderen AI-Helden steht, die ebenfalls in dieser Welt tätig sind.

Und wer keine RPGs mag, der findet in dieser Liste genug andere Konzepte und Genres. Hier sind sie, Alternativen zum üblichen Chart-Gebruzzel. Viel Spass beim Stöbern und weiterem Augenaufhalten!

Dienstag, 19. August 2008

Be subversive

Steve Meretzky (ja, DER Steve Meretzky) hat in einem Vortrag zur GCDC (Games Convention Developers Conference) wieder das mittlerweile weit bekannte Lied vom Mangel an Innovation, Fortschritt und neuen Ideen in der Branche gesungen. An den Schaltstellen säßen nur Idioten, es wird kaum noch etwas neues erfunden, weil vor allem die Publisher angesichts von Millionenbudgets logischerweise kein Risiko eingehen wollen. Was vor einigen Jahren auf der Games Developer Conference als Rant eines einzelnen Entwicklers begonnen hat, hat wie ein Wildfeuer um sich gegriffen, als immer mehr Lohnsklaven den Mut fanden, ebenfalls ihre Frustration laut und öffentlich zu äussern.

Die kreative Stagnation der Spielebranche ist offensichtlich. Für Entwickler und mittlerweile auch für uns Spieler.

Muhahahaha! kreative Stagnation, my ass! Jedes Jahr immenses Wachstum, zweistellige (!) Zuwachsraten, Abermilliardenumsätze weltweit: Was juckt mich das Heulen irgendwelcher Hippies, wenn ich Jahr um Jahr immer mehr Geld verdiene und es keine Grenze gibt?

Richtig. Rein kommerziell gesehen geht es der Spielebranche prächtig. Wogegen auch prinzipiell überhaupt nichts einzuwenden ist.

Wo ist dann Dein Problem, Du armseliger Weltverbesserer!

Ich habe kein Problem mit dem Umstand, das jemand mit Spielen viel Geld verdient. Ist doch vollkommen in Ordnung. Ich selbst trage mit Abogebühren für ein WoW oder dem einen oder anderen Kauf eines Charttitels selbst dazu bei.

Ich empfinde aber auch eine gewisse Müdigkeit, was den weitaus überwiegenden Anteil aktueller Chart-Titel angeht. Sie interessieren mich nicht mehr. Ich gebe, wenn ich etwa zehn Jahre zurückdenke, momentan geschätzte 80% (!) weniger Geld für Chart-Titel oder gar Budget-Titel aus. Mein Schrank ist RANDVOLL mit älteren und ganz alten Spielen, die ich immer wieder gerne heraushole oder die ich gar noch vor mir habe. Da liegen zB. zwei samt Inhalt perfekt erhaltene Kartonverpackungen mit den beiden Ravenloft-Spielen aus dem Jahr 1994 und 1995.

Ich gebe für neue Spiele jedoch kaum noch Geld aus. Und nein, das liegt nicht an einem MMO, welches mich zeitlich bindet. Das geht schon seit einer Weile so. Viele moderne Spiele langweilen mich. Warum sollte ich für sie Geld ausgeben?

Und? Meinst Du etwa, dass die großen Publisher sich jetzt ins Hemd machen, weil Du Zentrum des Universums ihnen kein Geld mehr gibst? Schatzi, die können auf Dich und Dein Geld locker verzichten!

Richtig. Das können sie. Nehme ich ihnen auch nicht übel. Bleibt mir (!) schon mehr Geld für andere Dinge.

Und an dieser Stelle kommt wieder Steve Meretzky mit seinem Vortrag ins Spiel. Sein "Be subversive!" bedeutet für Entwickler, sich mehr zu trauen, sich nicht ausschliesslich nach den Interessen der Publisher zu richten und nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner im Kundengeschmack als Grundlage für ihr Projekt zu nehmen. Ob einem Entwickler nun die Unantastbarkeit seiner kreativen Vision wichtiger ist als ein gesichertes Monatseinkommen, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Und ich als reiner "Spieler" und potentieller Kunde bin schon mal gar nicht in einer Position hier etwas zu verlangen.

Ich kann nur die Subversivität von Leuten unterstützen, die sich trauen Spiele jenseits des gerade kommerziell angesagten Mainstreams zu machen. Denn ich lasse immer öfter Geld bei kleinen Projekten, bei Indie-Entwicklern liegen. Geld, welches die großen Publisher nicht mehr sehen, weil ich deren Produkte nicht mehr kaufe. Und ein Indie-Entwickler freut sich über 10 Euro auf seinem Paypal-Spendenkonto mehr, als sich ein großer Publisher darüber freut, dass ich ein Spiel für 40 Euro aus seinem Angebot erstehe.

"Be subversive!". Das bedeutet nicht, dass man sich revolutionsromantisch nachts heimlich und vermummt in einem dunklen Hinterhof trifft, um die nächsten Sabotage-Aktionen zu besprechen. "Be subversive!" heisst für uns Spieler nur, dass wir beginnen Spielspass auch an anderen Stellen als dem Verkaufsregal beim Blödmarkt zu entdecken. Nicht alles muss ein Millionenseller sein, nicht alles muss auf hochglanzpolierte Blitzblendvorgauckel-Kulisse sein. Es gibt auch Alternativen jenseits von Zielgruppenoptimierung, In-Game-Werbung und Marketing-Hype.

Alternativen, die ebenfalls eine Menge Spass bereiten können. Das ist ja das subversive daran :)

Montag, 18. August 2008

Space Sink

Wer kennt ihn nicht, diesen Moment dezenter Verwirrung, wenn man von glänzenden Reviews angestachelt, schnurstracks in den nächsten Laden rennt, nicht wenig Geld zurücklässt und dann etwas entgeistert plötzlich feststellen muss, dass sich das angepriesene und gelobhudelte Spiel als öde, verbuggte Grütze entpuppt? Oder wenn man ein Spiel als öde, verbuggte Grütze kennengelernt hat, nur um beim nachträglichen Lesen von Reviews mit dem Kopf zu schütteln und sich zu fragen, was denn hier für Substanzen eingenommen wurden, bzw. wieviel Geld und Köfferchen und Anzeigen-Deals diesmal geflossen sind?

Doch manchmal, ja, manchmal ist die Welt in Ordnung! Manchmal stellt man mit einer gewissen Genugtuung fest, dass sogar traditionelle Hype- und Hochjubel-Publikationen einen bestimmten Titel NICHT hypen und hochjubeln, sondern das werten, was tatsächlich vorliegt. Ob dies an selten vorkommender Objektivität liegt oder der Publisher in dem Falle einfach kein Interesse hat, sich mit gekauften Reviews einzudecken, sei mal dahingestellt.

Fakt ist auf jeden Fall, dass "Space Siege" zumindest in der US-Presse die Wertungen bekommt, die es verdient. Ein derzeitiger Metascore von 60 bei Gamerankings und 61 bei Metacritic, was angesichts der seit Jahren gallopierenden Wertungsinflation nur eines bedeuten kann:



Also bietet die Demo einen guten Eindruck vom fertigen Spiel, war somit eine ehrliche Demo und damit das einzig positive, was zumindest ich über Space Siege sagen kann.

Mehr denn je gehe ich davon aus, dass wir spätestens zu Ende des Jahres von Sega und Chris Taylor wieder die üblichen Schuldzuweisungen hören werden, wenn Space Siege folgerichtig ein Flopp wird. Es sei denn, es finden sich genügend Leute, die vom Namen "xxx Siege" angelockt, eine Art Dungeon Siege im Weltraum erwartend, freudig an der Kasse Geld rüberwachsen lassen. Wäre nicht das erste Mal, dass mit schönem Schein gutes Geld verdient werden kann.

Sonntag, 17. August 2008

Cheaten vs. Beheben von Gamedesign-Fehlern

Ich habe mir lange überlegt, ob ich etwas zur Klage von Blizzard gegen die Ersteller des Glider-Bots sagen soll. Im Grunde könnte mir das egal sein. Ich nutze diesen Bot nicht. Ich nutze andere Bots nicht und es kratzt mich nicht, wenn andere Spieler diese Hilfsmittel verwenden. Gerade ein Spiel wie WoW ist groß genug für alle.

Aber, weil hier meiner Meinung nach einige durchaus erwähnenswerte Themenbereiche berührt werden, sage ich doch einige Worte dazu:

Zum Beispiel ...

1. Der Glider-Bot existiert, weil es eine Nachfrage nach dieser Art Bot gibt. Von der China-Farmer-Agentur, die nun alle menschlichen Mitarbeiter rauswirft und nur noch Bots einsetzt. Von PvP-Spezialisten, die schnell einen neuen Lv.70-Char aufbauen wollen. Von Leuten, die nur am Endgame-Content interessiert sind und keine Zeit/Lust haben, sich monatelang nur mit Aufleveln zu beschäftigen. Vor allem, wenn sie alle Inhalte von Lv. 1 bis Lv. 69 schon in- und auswendig kennen und beim Gedanken, SCHON WIEDER Skorpione vor Orgrimmar jagen zu müssen, der kalte Schweiss ausbricht.

2. Der Glider-Bot existiert, weil die Nachfrage nach Programmen dieser Art auf einem essentiellen Gameplay-Bestandteil von Spielen wie WoW basiert. Dem Grind! Solange das so ist, solange wird es eine Nachfrage geben und solange wird es Programme wie den Glider-Bot geben. Egal, wie hart sich der MMO-Betreiber beim Account-Ausmisten gibt. Egal, wieviele Prozesse geführt werden.

3. Der einzige Grund, wie eine Benutzung des Glider-Bots das Gameplay von Nicht-Bot-Nutzern negativ beeinflussen kann, liegt in der schnelleren Erlangung von Gold/Loot, welches man zur Manipulation der Preise im Autionshaus einsetzen kann. Dies wirft die Frage auf ... warum trifft Blizzard keine Vorkehrungen, um die Auswirkungen solcher Manipulationen abzuschwächen oder aufzuheben? Da draussen, in der wirklichen Welt, gibt es mittlerweile Diplom- und Doktorarbeiten zum Thema "Wirtschaftssysteme und Geldkreisläufe in virtuellen Welten" wie Sand am Meer. Wieso holt man sich nicht einen Finanz-Experten, der sowohl im Vorfeld eines MMO-Projektes, als auch während des laufenden Betriebes beratend zur Seite steht? CCP haben dies schon für Eve Online getan. Ob mit Erfolg, kann ich leider nicht sagen, aber so muss man das machen, will man nicht seine Zeit mit sinnlosen Klagen vergeuden, da für jeden vom Markt weggeklagten Bot sofort die nächsten beiden in die Bresche springen. Wir erinnern uns? Nachfrage-Angebot und so? MMOs und andere Multiplayer-Spiele sollten idealerweise also nicht cheat-frei, sondern cheat-robust entworfen werden. Ersteres kann sowieso niemals erreicht werden, letzteres hingegen sehr viel eher.

4. Die Argumentationskette, die Blizzard benutzt, um die Illegalität des Glider-Bots nachzuweisen, ist, gelindegesagt, haarsträubend. Denn da der Glider-Bot nicht auf Server-Inhalte zurückgreift, nicht in den Datenverkehr zwischen Client und Server eingreift und auch keine Spieldaten auf der Festplatte des Clients verändert, definiert man einfach den Inhalt des Arbeitsspeichers des Clients, der in diesem Moment von WoW belegt wird, als geistiges Eigentum von Blizzard. Denn von dort holt sich der Glider-Bot die Informationen, die er benötigt. Was natürlich die Frage aufwirft ... was zur Hölle geht den Hersteller einer Software den Inhalt des Arbeitsspeichers auf MEINEM Rechner an, der in diesem Moment von seiner Software belegt ist? Es hat schon seinen Grund, dass sich plötzlich auch Organisationen wie die EFF für diesen Prozess zu interessieren beginnen. Die Auswirkungen, wenn das Gericht die Argumentation von Blizzards Anwälten übernimmt, sind immens und berühren uns alle, selbst wenn wir von MMOs noch nie etwas gehört haben und auch nie etwas mit MMOs zu tun haben wollen.

Nein, zu der unterschiedlichen Haltung, die man zu Cheats, Bots und Kauf-Chars haben kann, will ich nichts sagen. Das muss jeder mit sich selber ausmachen. Nur so viel ... die Welt geht nicht davon unter, wenn sich jemand in einem Spiel (!) mit unfairen Methoden Vorteile verschafft. Die Welt geht aber unter, wenn man all seine Energie und seinen Protest nur auf harmlose Nebensächlichkeiten wie Cheaten in Computerspielen vergeudet, während da draussen vor der Tür die richtige Kacke am Dampfen ist. Aber hey ... lasst Euch nicht stören!

Freitag, 15. August 2008

Nachtrag zur "Kappe der Woche"

Vor einer Woche bekam der liebe Edgar Bronfman, CEO von Warner Music, von mir einen Kappen-Award für sein Lebenswerk, das stete Verkennen der Marktposition der Musikindustrie in Zeiten von Internet und P2P.

Im Zuge dieser ehrenvollen Zeremonie hatte ich auch spekuliert, dass Activision die Forderungen von Warner Music nach höheren Lizensierungspreisen für Musik aus ihrem Archiv wahrscheinlich nur achselzuckend abtun wird.

Und was passiert? Robert Kotick, Chef von Activision, zuckt nur mit den Achseln und lässt unter anderem folgendes verlautbaren:

"Wir stellen eine ganze Gruppe neuer Künstler einem neuem Publikum vor, was darin resultiert, dass deren Verkäufe bei iTunes exponentiell höher ausfallen als sonst, und sich bei den allgemeinen Verkaufszahlen der Alben in in neuen Merchandisingmöglichkeiten bemerkbar macht."

Was auf gut Deutsch nichts anderes heisst als ... "Jungchen, Du checkst nichts, oder? Und nun gib uns Deine Mukke zum vorher vereinbarten Preis oder zisch ab!"

*gnhihihihihihihi*

Donnerstag, 14. August 2008

Spielerisch Geld abbauen

Ja, ich überlege mir derzeit, ob ich mir nicht einen Ultraobermotz-Gaming-PC unter den Schreibtisch stelle. Auch überlege ich mir, ob ich diesen PC-Kack nicht einfach PC-Kack sein lassen und stattdessen einen Teil meines unverdient erworbenes Vermögens nicht in eine feine Konsole und einen vernünftigen Bildschirm stecken soll.

Aber da gestern der Herr Timberfox13 so Worte wie *kreisch* "Tabletop" fallen ließ ... DAS wäre auch eine durchaus überlegenswerte Alternative, um den Privatkonsum in diesem Land um einen kleinen Betrag anzuheben. Denn da mein erster Kontakt mit Computerspielen nicht so beeindruckend verlief und ich auch irgendwann begriffen hatte, dass ich für die meisten der damals vorhandenen Spiele einfach nicht die Ausdauer und Reflexe mitbrachte ... hatte ich mich kurzerhand umorientiert und dieses komische Computerdingens sein lassen. Es kam eh der große Videospiel-Crash von 1983 und der Zusammenbruch des Homecomputermarktes. Blödes Elektronik-Gedaddel da!

Ich habe mich daraufhin mit anderen Spielen beschäftigt. Mit Pen&Paper-Rollenspielen. Mit sog. Briefspielen (PBMs, Play by Mail), in denen monatlich Zug um Zug an den Spielleiter geschickt wurde, während man die darauf folgende Woche nägelkauend auf die Auswertung wartete. Es wurde brettgespielt, geTrivialPursuit und gemonopoliet auf Teufel komm raus. Es wurde in die Welt der TableTops abgetaucht und erste Schritte im Warhammer-Universum unternommen. Auf Cons wurde Bloodbowl als DAS ultimate Funspiel entdeckt. Battletech machte sich zaghaft in Deutschland breit. Noch mit den schönen GUTEN Mech-Designs, die man nach der Klage der Macross-Rechteinhaber leider zugunsten dieser öden Clan-Omnimechs in die Tonne treten musste (ich will meinen Maraudeur wieder! *heul*). Und dann folgte noch sowas komisches wie Live-Rollenspiel, wo mich nur ernsthafteste finanzielle Engpässe davon abhalten konnten, hier voll einzusteigen.

Wer bitte, braucht schon diesen doofen Computer, um mit Spielen eine Menge Freude zu haben?

Doch alles kommt wie immer anders, als man denkt.

Brettspiele habe ich heute kaum noch. Das Doom-Brettspiel (basierend auf SpaceQuest , vor zwei Jahren in einem heftigen Nostalgieanfall gekauft), dümpelt auch nur eindrucksvoll im Wohnzimmerregal vor sich hin und die unzähligen Male, in denen ich mir mit einem Bloodbowl-Veteran vorgenommen habe, doch ENDLICH wieder eine Runde ... *seufz*

All die anderen Brettspiele haben sich im Zuge diverser zwischenmenschlicher Verwerfungen zusammen mit der damaligen Freundin in Wohlgefallen aufgelöst. Spiele per Post gibt es nicht mehr. Hier und da dümpeln noch einige PBeMs (play by eMail) halb verfallen vor sich hin und nur wenige Anbieter und Spiele haben den Sprung in die Browsergame-Zeit geschafft. Und um das Maß voll zu machen, ist im Laufe der Jahre auch jeglicher Kontakt zur Live-Rollenspiel-Szene abgebrochen. Lebendig und vital ist sie heute immer noch ... aber ich kenne dort keine Sau mehr! Immerhin gibt es derzeit wieder ein wenig Pen&Paper-Spass mit Shadowrun.

Ja, ich könnte mir wirklich wieder ein wenig TableTop geben. Es gibt meines Wissens in Karlsruhe eine recht quirlige Szene. Ich könnte mir wieder feine Brettspiele ins Regal stellen, damit die Rollenspiel-Runde sich trotzdem treffen kann, auch wenn ein Mitglied terminlich nicht kann und das Abenteuer ausnahmsweise ruhen muss. Ich könnte mich zB. auf die Suche nach "Civilization" machen, DER großen Brettspiel-Vorlage für Sid Meiers eigenes Spiel, auch wenn er dies selbst vehement betritt. Ach, wie habe ich dieses Spiel früher geliebt. Und wie grün ärgere ich mich, weil ich vor Jahren auf einem Flohmarkt einfach daran VORBEI (!!!!) gelaufen bin, weil ich in diesem Moment kein Geld und auch kein Interesse mehr an Brettspielen hatte. Jetzt kann ich froh sein, wenn ich auf irgendwelchen Sammlerbörsen diesen Titel in leidlichem Zustand für zT. dreistellige Summen kaufen darf.

Ich glaube, ich muss mir das mit dem Ultraobermotz-Gaming-PC noch mal in aller Ruhe sorgfältig überlegen ... *hmmm, so einige feine brettspiele mit immenser, tonnenschwerer ausstattung, hmmm*

Mittwoch, 13. August 2008

Moar!!

Für alle, die's nicht wissen wollen ... Drakensang ist weiterhin auf Platz Eins der deutschen PC-Charts! Glückwünsche!!

Und ich will nun a) eine offizielle Ankündigung für einen zweiten Teil oder ein Addon und b) ENDLICH einen Patch für das Kameragefrickel, welches mir jetzt doch so langsam auf den Senkel geht und ein wenig die Motivation raubt.

Meine Güte, selbst ein Ultima 9 vor gefühlten dreissigtausend Jahren hat das besser hinbekommen ... grmbl!

Dienstag, 12. August 2008

Planänderung

Für den kommenden Herbst hatte ich mir vorgenommen, mittels einer PS2 (gebraucht oder neu) und eines dazu passenden Bildschirms (gebraucht oder neu) das Wohnzimmer in eine gepflegte, entspannte Zocker-Höhle zu verwandeln. Und wäre das Leben auch weiterhin so dahingeplätschert, hätte ich im Herbst ... doch das Leben hat nunmal die Angewohnheit sich nicht an unsere Planungen und Vorstellungen zu halten, in positiver und negativer Hinsicht, ob es uns passt oder nicht.

Dergestalt vom Leben wieder überrascht worden, steht mir eine größere Summe zur Verfügung, die ich zu einem kleinen Teil sinnlos auf den Kopf hauen werde :)

Doch anstatt den Sinnlos-auf-den-Kopf-hauen-Part nun mit dem Kauf einer PS2 und einer PS3 und eines dazu passenden SuperPanoramaBlitzBlendVorgauckel-Bildschirmes auszuleben, könnte ich auch einer Leidenschaft nachgehen, die ich seit vielen Jahren habe, der ich aber aus rein finanziellen Gründen nie so richtig folgen konnte. Nein, ich kaufe mir keinen DTM-Rennstall oder eine AmericasCup-Yacht oder ein Pferdegestüt samt Reitlehrerinnen. Dafür reicht's dann nicht ganz ...

Nein, diese kleine Leidenschaft (die großen Leidenschaften müssen noch warten) bewegt sich im thematischen Rahmen und der Themenschwerpunkte dieses Blogs. Denn schaue ich mir so meinen treuen, zusammengewürfelten PC an, der sogar im Winter kein geschlossenes Gehäuse verträgt, weil das uralte Behältnis mittlerweile einen Haufen Komponenten beherbergt, die zu seinem Fertigungszeitpunkt nicht einmal als Prototyp-Idee im Hirn eines Ingenieurs vorlagen, der bis ans Maximum dessen gekommen ist, was noch einzeln nach- und aufzurüsten wäre ... wieso schmeisse ich hier nicht einfach die Windows-Partition von der Platte und mache daraus einen dedizierten Geschäftsrechner mit vernünftiger Software und einem vernünftigen OS?

Und fürs Zocken ... da werde ich in die Vollen gehen und mir Komponenten zusammenstellen, welche derzeit die Creme de la Creme in Gamer-Kreisen darstellen. Was ich noch nie getan habe. Immer habe ich stets ein akzeptables Preisleitungsverhältnis im Sinn gehabt, da ich meine PC's nie ausschliesslich als Zockmaschine benutzt habe. Diesmal jedoch, diesmal ... HA! Scheiss doch aufs Geld!!!

Mal überlegen:
- Auf jeden Fall kein Motherboard von Nvidia, bzw. basierend auf dem Nforce-Chipsatz. Die diesbezügliche Treiberpolitik von Nvidia (nö, wir stellen unseren Nforce2-Kunden keine XP-Treiber mehr zur Verfügung!) hat mich erfolgreich abgeschreckt. Danke!
- Auch AMD verliert mich als Kunden, was aber nicht unbedingt auf Grund schlechter Erfahrungen passiert, sondern weil Intel bei Mehrkern-Prozessoren derzeit einfach die Nase vorn hat. Schade, aber hey ... is ja nur für dieses Mal :)
- Für optische Feuerwerke wird aber wieder eine Nvidia-GPU zuständig sein. Auch wenn, ausgehend von der reinen Hardware-Leistung, ATI/AMD aktuell wieder die Nase vorne hat, so schrecken mich deren Treiber ab, die immer noch mehr Macken haben, als die auch nicht unbedingt optimalen Nvidia-Gegenstücke.
- Nein, Crossfire, SLI und andere GPU-Multicore-Lösungen kommen mir (noch) nicht ins Haus. Ich habe keine Lust einen Haufen Geld für Graphikarten auszugeben, nur um hinter mich mit Mikroruckeln und ähnlichen Phänomenen herumzuschlagen. Wenn, dann soll das bitte auch eine astreine Vorstellung bieten. Sprich, wahrscheinlich wird es eine Nvidia-Karte aus der 280er-Serie werden.

Dann stellt sich auch die Frage, für welche Spiele diese Hardware eigentlich gut sein soll. Ein Crysis interessiert mich nicht einmal, wenn man es mir schenken würde. Bei anderen aktuellen Spielen, die mir eher am Herz liegen würden, stelle ich sogar etliche Details ab, weil meine eigene Bio-Hardware mit dem Effekte-Overkill nicht mehr zurecht kommt. Ich würde mir diese neue Hardware also nur kaufen, weil ich sie mir jetzt leisten kann. Gut, ein "Dragon Age" wird auf dieser Hardware wahrscheinlich problemlos laufen. Aber sonst? Ok, ich würde ein Starcraft 2 mit allen Reglern am Anschlag laufen lassen können. Auch ein Diablo 3 würde ich mit allem Schnickschnack flüssig genießen können. Drei Spiele, die es derzeit noch gar nicht auf dem Markt gibt und von denen zwei von einem Entwickler kommen, der bekannt dafür ist, seine Produkte auch auf schwächerer Hardware sehr gut aussehen zu lassen. Ja, ich könnte damit wahrscheinlich auch sehr gut PS2-Spiele emulieren, dann habe aber ich nicht dieses Couch-Feeling. Aber dafür Savestats, was mir fast wichtiger ist, als alle anderen Vorteile und Schönheiten eines bequemen Couch-Gameplay-Feelings.

Aber das sind nur Kinkerlitzchen gegenüber einem wahrhaft vertrackten und kniffligen Problem. Wenn ich mir schon so eine Mördermaschine nur zum Zocken zulege, benötige ich natürlich auch ein dazu passendes OS, welches zB. die DX10-Features auf der GPU ansprechen kann. Und ich brauche ein OS, welches den Applikationen auch die volle Bandbreite des Arbeitssspeichers zur Verfügung stellen kann. Was letztendlich bedeutet, dass ich *kreisch, panik* Vista auf dieser Maschine installieren müsste. Tscha ... entweder, oder. Das eine kann ich nicht ohne das andere haben. Mitgehangen, mitgefangen!

Dieses Geld hat der Teufel geschickt und nun erfreut er sich an meinen Qualen und Gewissensbissen, der Arsch! :)

Montag, 11. August 2008

Non-Gaming Interludium XX - Speed Racer

Es gibt eine Reihe von Regeln im Filmgeschäft, die wohl durchgängig auch bis ins übernächste Jahrhundert gelten werden, gleichgültig auf welchem Medium Filme dann gedreht werden oder welches Geschäftsmodell dahinterstehen wird.

Eine Regel lautet:
Verfilmungen von Spielen sind aus Sicht des Zuschauers meist minderwertiger Dreck und aus Sicht der Geldgeber meist auch veritable Flops. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und genau wegen diesen Ausnahmen wagen es Geldgeber immer wieder zT. nicht unbeträchtlich wenig Geld in solche Projekte zu stecken.

Eine andere Regel lautet:
Einem Regisseur, Produzenten, Schauspieler, dessen Film an den Kassen jegliche Rekorde bricht, gibt man beim nächsten Projekt mehr Geld. VIEL mehr Geld. Weil man sich natürlich noch MEHR Einnahmen erhofft. Filme produzieren ist ein gutes Stück wie Chemielabor, 2. Semester, Qualitatives Praktikum. Nicht wenige Studenten sind der festen Überzeugung, dass viel (Substanz) viel (dem Ergebnis der Reaktion) hilft. KABOOM!

Eine weitere Regel geht wie folgt:
In der Regel tankt (kaboomt) dieses nächste Werk an den Kassen kolossal. Zum Teil, weil der Regisseur, Produzent, Schauspieler sich maßlos überschätzt hat, den gestiegenen Erwartungen des Publikums nicht entsprechen kann, das Gespür für sein Talent verliert oder weil er einfach auf alles scheisst, was die Aussenwelt (Gewinnerwartung der Geldgeber, Erwartungshaltung des Publikums) von ihm erwartet und er einfach aus purer Lust an der Freude sein Ding durchzieht.

So, jetzt natürlich die Frage: Was haben diese drei Regeln mit "Speed Racer" zu tun?

1. Nein, Speed Racer ist keine Computerspiel-Verfilmung. Speed Racer ist nämlich nach der Papierform die Realverfilmung einer Zeichentrickserie. Nach nur wenigen Minuten wird aber schnell klar, wovon die Wachowski-Brüder sich inspirieren ließen. "P.O.D", "Deathkarz", "Megarace", "Wipeout", nur um die vier Titel zu nennen, die mir ruckzuck durchs Hirn schossen. Autodesign, Streckendesign, Race-Gimmicks, Farbgebung, das komplette Art Design des Filmes ... alles wirkte so vertraut, bekannt und doch so frisch. Frisch, lebendig und spritzig wie kaum eine andere Computerspiel-Verfilmung zuvor, die fast alle darunter leiden, dass die Macher es nie schaffen die Essenz des Spieles auf die Leinwand zu übertragen. Bei "Speed Racer" hingegen bleibt mir zT. nur der Atem stehen, wenn Fahrzeuge unter Mißachtung aller physikalischen Grundsätze durch die Luft wirbeln und oft genug in einem Farbfeuerwerk explodieren, welches in seiner Künstlichkeit eben nur im Computerspiel vorkommt. Wie bei einem guten Arcade-Racer, wenn sich unter dem Tisch vor lauter Anspannung die Füße verknoten, meine Augen blitzschnell jedes Detail aufnehmen und direkt an die Fingerspitzen auf der Tastatur weiterleiten. So ist "Speed Racer". Die beste Computerspielverfilmung, die ich bislang kenne, weil man sich nur der Stilmittel eines Spieles bedient, ohne jedoch krampfhaft zu versuchen die minimale narrative Struktur des Spieles auf die Leinwand zu bringen. Bunt, laut, krachig! Wie ein Computerspiel eben ist.

2. Die Wachowski-Brüder haben mit der Matrix-Trilogie Warner Abermillionen Dollar an Gewinn gebracht. Die Wachowski-Brüder haben mit "V for Vendetta" Warner Abermillionen Dollar an Gewinn gebracht. Warum sollten sie Warner mit "Speed Racer" nicht noch einmal Abermillionen Gewinn bringen? Und so wurden geschätzte 120 Millionen Dollar lockergemacht.

3. "Hmmm", dachten sich die Wachowski-Brüder, "hmmmm! Die Schlipsträger haben uns einen Haufen Schotter gegeben. Einfach so. Wir haben die volle künstlerische Freiheit. Also lassen wir es krachen!". Nun, zwar hat "Speed Racer" angeblich so gerade seine Produktionskosten eingespielt, aber angesichts den Erwartungen der Geldgeber kann man nur von einem Flopp sprechen. Auch die Erwartungen des Publikums und der Kritiker wurden nicht gerade erfüllt, um es freundlich auszudrücken.

Und was habe ich zu diesem Film zu sagen, ausser, dass er die beste Computerspiele-Verflimung ist, die ich kenne? Ich stelle mir die Wachowski-Brüder vor, wie sie sich wie kleine Kinder freuen, die jemandem einen Streich gespielt haben. Sich vor Lachen auf dem Boden wälzend, sich an den dummen Gesichtern der Erwachsenen ergötzend und während der Vorbereitung des Streichs einen Heidenspass gehabt habend. "Speed Racer" ist ein herrlich unschuldiger, naiver, unbeschwerter und fröhlich-kitschiger Kinospass für das kleine Kind in uns allen. "Speed Racer" ist per Definition DER Popcorn-Film schlechthin. Ein grell-bunter, rasend schneller Rundtrip durch eine Welt, die noch nicht durch ernüchternde Erfahrungen und "DuDuDu, das darf man aber nicht!"-Ermahnungen in kleine Parzellen aufgeteilt wurde.



"Speed Racer" ... so herrlich unanständig sinnfrei und over-the-top, dass ich durchaus nachvollziehen kann, wenn andere Leute sich nach nur wenigen Szenen entsetzt an den Kopf greifen :)

Sonntag, 10. August 2008

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Mein persönliches Experiment "Wie gehe ich heute (im Gegensatz zu einst) mit MMOs um?" hat sich zum Glück zu meiner großen Zufriedenheit entwickelt.

Ich habe meinen Spass in Azeroth, habe mein Leben deswegen aber nicht umgekrempelt und mein Zeit-Management NICHT vom Spiel bestimmen lassen. Doch, ok, einmal, zugegeben. In Maraudon, da konnte ich die Party nicht einfach so kurz vor Schluss im Stich lassen und habe notwendige Arbeiten eben danach erledigt. Schlaf wird sowieso stark überschätzt. Ich habe in dieser Zeit auch nicht ausschliesslich WoW gespielt, sondern mir immer noch Zeit für andere Titel genommen. Dieser Scheuklappeneffekt "Wie? Es gibt noch Spiele ausser WoW?", diese Ausschliesslichkeit in der Freizeitgestaltung trat nicht mehr auf.

Nun nähert sich allmählich das Ende meines Abo-Zeitraumes. Nein, ich habe längst nicht alles gesehen. Ich habe keine PvP-Inhalte gesehen, keine Battlegrounds und bei weitem nicht alle Instanzen. Ich hatte aber all die Zeit über sehr viel Freude an dem Spiel. Was ja die Hauptsache ist. Deswegen habe ich das Abo abgeschlossen.

Jetzt stellt sich aber die Frage ... soll ich verlängern? Soll ich mir Burning Crusade besorgen oder erstmal das Hauptspiel ausgiebigst auskosten und vollständig erforschen? Oder soll ich den Account ruhen lassen, um vielleicht später wieder reinzuschauen? Denn soweit ich das verstanden habe, bleiben bei WoW Char-Daten von Abonennenten noch eine Weile nach Ablauf des Abos erhalten.

Ich schwanke. Sehr sogar. Denn eigentlich würde ich mich gerne so intensiv wie möglich auf Drakensang stürzen. Auch möchte ich diesen Herbst die PS2-Anschaffung über die Bühne bringen und die Konsole garantiert nicht nur anschauen, sondern auch benutzen wollen.

Ein Argument für WoW: Es wirkt alles schon so vertraut. Ob ich nun Allianz oder Horde oder Jäger oder Schurke spiele. Ob ich im Sumpfland Murloks jage oder im Schlingendorntal wie blöde Buchseiten sammele. Ich mache mir keine Gedanken über Interface oder Technik, weil ich mir darüber keine Gedanken machen muss. Ich spiele einfach drauflos. Ich verstehe so langsam die zugrundeliegenden Gameplay-Mechaniken und merke, wie ich vor allem bei Raids immer besser mit anderen zusammenspiele, Aggro vermeide oder erzeuge, je nach Bedarf.

Ein Argument gegen WoW: Es wird langweilig. Es ist immer das gleiche. Selbst die Stufe 70-Chars, die in den Hauptstädten mit ihrer tollen Ausrüstung posen, sehen alle gleich aus. Und dafür, für diesen identischen und einheitlichen Look soll ich Zeit und Geld investieren, nur um irgendwann EXAKT GENAUSO auszusehen?

Wie gesagt, ich schwanke heftigst. Einerseits ist es nett, nach Lust und Laune alleine oder in einer Gruppe zu spielen. Vor allem zusammen mit Leuten, die sich zu benehmen wissen, die sich vernünftig artikulieren können und die vor allem SPIELEN können. So ein organisierter Raid, taktisch klug durchgeführt ... das hat schon was. Andererseits ist es aber auch unglaublich nervtötend, wenn man ewig nach einer Raid-Gruppe sucht (Hallo? Ich will aber JETZT spielen?) oder sich ein oder zwei Gruppenmitglieder als inkompetente/egoistische Arschlöcher entpuppen und ein Wipe nach dem anderen erfolgt, bis schliesslich alle entnervt aufgeben und die Gruppe verlassen. Will ich mir sowas in meiner Freizeit geben?

Schwierig ...


Arrrr, matey!

Und ob ich wohl auf derartige Anblicke verzichten kann? Hmmmm ... sehr schwierige Entscheidung!

Samstag, 9. August 2008

Widescreen liegt im Trend

Ist Euch eigentlich aufgefallen, dass man in vielen optischen Text-Medien (Webseiten, Magazine) immer öfters auf Design-Elemente und Bilder im typischen Widescreen-Format trifft? Das ist mir letztlich beim Relaunch der Webseite zum 11Freunde-Heft aufgefallen. Auch im Heft wird ge16:10t und ge-widescreened, als ob das klassische 4:3- Bildverhältnis irgendwas Ansteckendes, Übles, Gefährliches an sich hat. Finsteres Design-Mittelalter sozusagen.

In Blogs wird breit bebildert, kommerzielle Portale bedienen sich immer stärker dieses Design-Elementes, in Druckerzeugnissen orientiert sich das Layout immer öfters an dieses Seitenverhältnis. In Präsentationen sitzen immer öfters schöne, junge Menschen vor schönen, flachen Breitbildschirmen. Und sogar meine eigenen Screenshots neigen auf Grund eigener Verwendung eines Widescreen-Monitors dazu in die Breite zu gehen. Selbst ich neige dazu rein physisch in die Breite zu gehen ... halt, nein, da gehe ich eher in die Tiefe.

Nicht, dass ich das nun schlecht finde oder ich den drohenden Untergang einer wie auch immer gearteten Kultur an die Wand male, weil DIE WAHRE KUNST nur über 4:3 funktioniert.

Nein, es ist mir nur ein wenig aufgefallen ...

Ob sich dadurch auch der geistige Horizont mancher Menschen in die Breite entwickelt, weil man nun "mehr" wahrnimmt, da die Scheuklappen jetzt etwas weiter auseinanderstehen?

Freitag, 8. August 2008

Kappe der Woche: Edgar Bronfman

Die Kappe der Woche geht heute an jemanden, der bereits seit Jahren deutlich zeigt, wie grenzdebil und irrational es in den Vorstandsetagen großer Konzerne zugeht ... äh, natürlich nur rein theoretisch zugehen kann.

Quasi eine Kappe für sein Lebenswerk bekommt heute Edgar Bronfman, CEO von Warner Music.

Auslöser war sein Gefasel über höhere Lizensierungsgebühren von Musik für Spiele wie Guitar Hero oder Rock Band. Weil die armen Schweine bei Warner Music ja auch überhaupt kein Geld verdienen und weil sie plötzlich gemerkt haben, wie ungemein effektiv diese Spiele zum Umsatzankurbeln brachliegender Alben in ihrem Back-Katalog sind. Da MUSS man doch mehr Geld verlangen, oder?

Wem dieses Verhalten bekannt vorkommt, der möge sich an die Aktion letztes Jahr erinnern, als diverse Major Lables Apple aufforderten, vom starren Preissystem von 0.99 Cent in iTunes abzuweichen, damit sie besser an populären Songs verdienen könnten. Apple ist stur geblieben und hat bei der Drohung der beleidigten Majors, ihre Titel aus dem iTunes-Katalog abzuziehen, nur mit den Achseln gezuckt. "Na und? Macht doch? Kratzt mich doch nich ..." Und da die Majors ausser iTunes keine andere, auch nur ansatzweise ähnlich erfolgreiche Verkaufsplattform haben, hat man zähneknirschend die Forderungen wieder zurückziehen müssen, wollte man überhaupt etwas verkaufen.

Jetzt versucht man es erneut, weil man denkt, dass diese komischen Spiele-Fritzen sich bestimmt locker über den Tisch ziehen lassen, diese Looser, HA!

Lieber Edgar Bronfman, letztes Jahr hat die Spieleindustrie weltweit einen Umsatz von etwa 42 Mrd. Dollar gemacht, Tendenz massiv und deutlich wachsend. Für das Jahr 2012 schätzt man einen Jahresumsatz von insgesamt 63 Mrd. Dollar.

Die Musikindustrie hingegen ... *pruuust* ... hat letztes Jahr den Stückumsatz von 1985 erreicht und nur ca. 20 Mrd. Dollar eingenommen. Tendenz in zweistelligen (!) Prozentzahlen nach unten fallend. Es ist durchaus denkbar, dass es in vier Jahren nur noch einen, maximal noch zwei Major Labels gibt, weil der Musikmarkt vier große Konzerne nicht mehr tragen kann.

Ihr solltet Activision und EA weinend und dankbar um den Hals fallen, weil sie Euch eine mögliche Rettung aus Eurer selbstverschuldeten Misere bieten. Doch was machst Du? Hmm?

Weisst Du Edgar, weisst Du, was Activision und EA machen könnten, wenn es an die Trackauswahl für die nächstjährigen GH- und RockBand-Spiele geht? Anstatt auch nur auf ein Wort Deiner hirnrissigen Forderungen einzugehen, könnte man einfach ein Rock Band- oder GH-Indie auf den Markt bringen, bei dem diverse Indie-Labels ihre Musik KOSTENFREI an EA und Activision lizensieren, nur um die Chance zu bekommen, auf dieser enorm attraktiven Werbeplattform vertreten zu sein.

Weisst Du Edgar, EA und Activision brauchen Dich und Deinen Musik-Katalog nicht mehr, jetzt, nachdem sich GH und Rock Band als Marke im Spielemarkt etabliert haben.

Aber Du wärst ja nicht Edgar Bronfman, Deines Zeichens CEO von Warner Music, wenn Du kapieren würdest, was Sache wäre, nicht wahr?



Zu Deiner Ehrenrettung sei aber auf dieses Zitat von Dir hingewiesen. Jetzt musst Du nur noch Dein Innenbild mit Deinem Aussenbild in Übereinstimmung bringen :)

Donnerstag, 7. August 2008

Ach, schau an ...

So, und damit vor lauter tiefenpsychologischem, moralisch-wertvollem Gesabbel nicht der Tag endgültig versaut wird ... hier was zum Lachen:

Blizzard is looking for new (!) Diablo 3 Art Director

Wir erinnern uns?
- Diablo 3 wird vorgestellt.
- Alle sagen "ohhhhhhhh!".
- Alle? Nein, nicht alle. Einige sagen "mehhhh" und starten eine Petition (immerhin knapp 55.000 Unterzeichner), um ihre Vorstellungen von einem etwas düstereren Diablo 3 besser gegenüber Blizzard artikulieren zu können.
- Blizzard antwortet sehr höflich, aber bestimmt und unter Anführung einiger durchaus nachvollziehbarer Gründe, warum Diablo 3 so aussehen soll, wie es derzeit aussieht und dass es auch so bleiben wird.
- Nun sucht Blizzard einen neuen Art Director für Diablo 3.

Das mag alles nur Zufall sein, aber ich bin eben fast unter dem Tisch gelegen :)))

Selbstreflexion

Für heute ein etwas ernsthafteres Thema ... wer nicht mag, der kann gerne weiterklicken.

Ja, ich hatte und habe meinen Spass an diesem derben Redneck-Shooter namens "Soldier of Fortune".

Ja, ich mag ein "Call of Duty 4" nicht, weil hier für meinen Geschmack eine feine Grenze überschritten wurde. An diesem Spiel kann ich nur nüchtern seine hohen Produktionswerte loben. Aber Spielspass?

Nein, ich würde niemals hingehen wollen und Leuten, die Spass an CoD4 haben, diesen Spass wegnehmen wollen. Das steht mir nicht zu!

Aber ich würde versuchen, dass jeder sich zumindest ein paar Gedanken darüber macht, was er da eigentlich spielt. Dass das nicht nur ein simples Unterhaltungsprodukt im keimfreien Raum unserer netten Wohlstandssphäre ist, über das man sich nicht solche Gedanken machen sollte. Dass sich sogar in den USA immer stärker der Protest, auch und gerade von Kriegsveteranen, gegen Spiele wie "Americas Army" richtet, weil mit diesen Spielen nicht nur direkte Rekrutierungsversuche unternommen werden, sondern weil dort nach Meinung dieser Leute auch Krieg verharmlost wird.

Wobei ... ist es nicht ein grundsätzliches Merkmal von militärischen Rekrutierungskampagnen, den Krieg zu verharmlosen? Wer würde sich denn melden, wenn er wüsste, wie es im Krieg wirklich zugeht?



via MTV Multiplayer

Nochmals ... es geht mir nicht darum, jemandem etwas wegzunehmen, an dem er Spass hat oder andere Leute mit meiner Meinung zu missionieren. Sondern nur darum, dass man sich zumindest ein klein wenig darüber Gedanken macht, WAS man hier eigentlich spielt.

Nicht nur in Shootern. Nicht nur in Spielen, deren Szenarien Bezüge zum aktuellen weltpolitischen Geschehen haben. Grundsätzlich ... was spiele ich da eigentlich?

Mittwoch, 6. August 2008

Yay!

Laut einer heutigen Pressemitteilung des Publishers dtp belegt "Drakensang" in der ersten Verkaufswoche (die in diesem Falle ja nur vier Tage umfasst, Fr, Sa, Mo, Di) die ERSTEN DREI Plätze in den deutschen PC-Verkaufscharts (laut GfK-Mediacontrol).

Jungs, ich hätte somit gerne ein zweites DSA-Spiel von Euch.
Wäre das so in 2-3 Jahren drin?
Vielen Dank im Voraus!

Ich werd's auch vielleicht wieder kaufen :)

Dienstag, 5. August 2008

Gaffer

Wer kennt sie nicht, diese Meldungen aus dem Verkehrsfunk. 10 km Stau durch Gaffer, weil man auf der Gegenfahrbahn fasziniert Feuerwehrleuten zusehen muss, die ein krudes Metallknäuel aka einen ehem. Kleinwagen aus den etwas besser erhaltenen Überresten eines LKWs schneiden. Und wenn man sowas hört, dann nimmt man sich vor, NICHT hinzuschauen, auch wenn man notgedrungen im Stau mit all den anderen "Gaffern" steht, die dort auch nur stehen, weil Stau ist.

Neulich bin ich via Kotaku.com auf das hier gestoßen:

Morroblivion

Ein Mod für Oblivion, der die Ressource-Dateien aus Morrowind ausliest und über die Oblivion-Engine auf dem Bildschirm darstellt. Nein, vollständig spielbar sind diese Inhalte noch nicht, da sich das Projekt noch im Beta-Stadium befindet. Aber es wird angestrebt ... [insert akuten geiferanfall von leuten, denen morrowind spass gemacht hat]


Balmora, wie ich es doch ein klein wenig weniger hübsch in Erinnerung habe.

So, und wie schaffe ich nun den Bogen von Gaffern zu Morroblivion?

Nun, ist doch ganz einfach! Eigentlich will ich mir diese Katastrophe von Spiel gar nicht anschauen. Weder von Morrowind, noch von Oblivion möchte ich jemals wieder etwas wissen, weil ich diese Art Sandbox-Welt, gepaart mit arcade-artigem Schwertgefuchtel und fast unsichtbarer Story einfach nicht mag. Ich habe es versucht. Mehrfach. Ist nicht mein Ding. Selbst Oblivion mit Gameplay-Mods wird nur spielbarer, aber immer noch nicht so wirklich spassig.

Und wie ich als aufrechter, moralisch integrer Bürger eigentlich ohne mit der Wimper zu zucken an Autobahnunfällen vorbeifahren will, so schaue ich doch wenigstens einmal kurz hin. Denn schliesslich steht man ja schon im Stau und es geht gerade nicht vorwärts. Und so geht es mir auch mit Morroblivion.

Eigentlich will ich mich gar nicht mehr mit diesen Spielen beschäftigen. Ich muss aber trotzdem diesen Mod ausprobieren. Ich muss mir trotzdem mit einem leicht morbid-wohligen Schauer ansehen, wie ein Morrowind aussehen würde, hätte man es mit der Technik von Oblivion gestaltet. Weil, so einen Blick kann man doch riskieren, oder? Oder nicht?

Montag, 4. August 2008

Es liegt etwas in der Luft

Da Drakensang natürlich nicht perfekt ist ... so sind zB. die Einstellungsmöglichkeiten für die Graphik ein wenig spärlich und das Kameraverhalten ist zwar nicht ganz so grauenvoll wie bei NWN 2, aber alles andere als gelungen ... habe ich mich die Tage über auch in den offiziellen Foren herumgetrieben.

Dabei ist mir bewusst geworden, dass in Punkto Kopierschutz-Diskussion und DRM und *kreisch* Raubkopien ein ganz erheblicher Bewusstseinswandel stattgefunden hat.

Vor ein paar Jahren noch, ist man gerade in offiziellen Foren von fanatischen Zeloten geradezu niedergebrüllt worden, wenn man auch nur den Hauch von Kritik an Kopierschutz-Systemen gebracht hat, kurz bevor der Thread vom Moderator gesperrt und oft genug auch gelöscht wurde. Zum Beispiel in den Jowood-Foren vor einigen Jahren, als man jedes meiner Themen in Windeseile gesperrt hatte, weil ich ein Problem mit dem Kopierschutz von Spellforce 1 hatte und Hilfe suchte. Zuvor wurde ich natürlich ausgiebigst als Raubkopierer, also als Existenzform vom Range eines Pickels an einem Schneckenarsch, beschimpft und beleidigt. Weil es keine Probleme mit dem Kopierschutz gibt und jeder, der solche Probleme hat, natürlich nur seine raubkopierte Kopie nicht zoggen kann, der Spack, ey!! Support wurde dann verschämt mit PMs und Mails abgewickelt. In der Öffentlichkeit wurde versucht, dieses Thema entweder nicht an die Oberfläche dringen zu lassen und wenn man diese Probleme nicht mehr länger ignorieren konnte, wurden sie kleingeredet und heruntergespielt.

Jetzt jedoch, jetzt hat sich da etwas verändert. Die Propaganda verfängt nicht mehr so gut wie früher. Mehr und mehr Leute haben scheinbar erkannt (oft genug aufgrund eigener Erfahrungen), dass a) Kopierschutzsysteme der letzte Dreck sind und dem Käufer keinen Nutzen bringen, b) dass man Kopien sowieso nicht verhindern kann, c) dass Kopien kein Diebstahl sind und dass schlussendlich d) das von der Industrie immer gerne benutzte Argument von potentiellen Umsatzausfällen eben nur ... potentiell ist und nicht unbedingt etwas mit der Realität zu tun haben muss. Und sie halten mit dieser ihrer Meinung natürlich nicht hinter dem Berg, sondern geben ihr klar und deutlich Ausdruck, ohne dass die Diskussion über solche Themen sofort erstickt wird. Mitunter kann man zwischen den Zeilen von Offiziellen und/oder Support-Mitarbeitern auch stillschweigende Zustimmung erkennen.

Und das ist nicht nur im Anaconda-Forum der Fall. Das ist mittlerweile, zu meinem großen Erstaunen, sogar bei Jowood der Fall, wo zT. sehr offen und unbeschwert darüber diskutiert wird, wie und wo man Hilfe finden kann, um die Kopierschutz-Probleme diverser Jowood-Titel zu beheben. Vor allem in den Unterforen zu älteren Titeln schaut scheinbar kein Moderator mehr vorbei. Oder es gibt hierzu vielleicht gar keine expliziten Arbeitsanweisungen mehr?

Selbst bei Kotaku.com, einer der letzten sicheren Häfen für dreihundertprozentige Anhänger der Todestrafe bis in die vierte Generation für Urheberrechtsverletzungen (wobei ich ich manche Leser meine und ausdrücklich NICHT die Autoren), werden in den Kommentaren immer öfter Stimmen laut, welche all die bekannten "Argumente" und "Tatsachen" in Frage stellen.

Es liegt etwas in der Luft ... und ich verstärke meine Behauptung, dass spätestens unsere Enkel nur noch aus wirtschaftshistorischen Lehrbüchern etwas über die Urheberrechtskriege vom Anfang des Jahrtausends erfahren werden. Weil das Thema dann durch ist und sich die wirtschaftlichen Strukturen schlussendlich den Gegebenheiten des Digitalen Zeitalters angepasst haben. So wie jedes Mal, wenn soziale und technische Neuerungen alte Strukturen auflösen und überflüssig machen.

Bis dahin werden wir aber aufpassen müssen, dass diese komischen, sog. "bürgerlichen Freiheitsrechte" nicht als Kollateralschaden des Kampfes der Medienkonzerne gegen den unvermeidlichen Wandel auf dem Scheiterhaufen landen. Denn deren Vorstellungen von Kontrolle über den Austausch digitaler Inhalte sind nur umsetzbar, wenn man Privatsphäre und Unschuldsvermutung und die für eine lebendige Demokratie unbedingt notwendigen Freiräume abschafft. Somit findet die Unterhaltungsindustrie ihre natürlichen Verbündeten bei all den Herrschenden, die dieses komische Internet eh für eine Erfindung des Teufels halten, weil auch sie keine Kontrolle mehr ausüben können. Eine zumindest in meinen Augen höchst gefährliche Mischung und Verquickung von wirtschaftlichen Partikularinteressen mit dem Machterhaltsstreben bestimmer Eliten.

Jemand, der darüber aber sehr viel mehr weiß, ist Rick Falkvinge, Gründer der schwedischen Piratenpartei, während eines Vortrages im Rahmen von Googles TechTalk-Veranstaltung:


via videosift.com

Drakensang - Demo

Übrigens ... vor wenigen Minuten wurde eine Demo zu Drakensang veröffentlicht. Erhältlich bei den einschlägigen Download-Portalen oder direkt auf der Drakensang-Seite.

Muss man statt 2 Gigabyte der Vollversion nur noch ca. 500 MB runterziehen :)

Viel Spass!

Sonntag, 3. August 2008

Ins Schwarze (Auge) getroffen

Ganz knapp und ohne viel Worte: Das war ein Volltreffer!

Mag es technisch nicht perfekt und ausgereift sein, mag es in Punkto Steuerung und Kameraführung nicht gerade gut gelungen sein und mag es für Otto-Normal-Spieler ohne Wissen über die DSA-Regeln teilweise auch zu komplex und undurchsichtig sein ... Drakensang ist ein DSA-Rollenspiel, wie ein DSA-Rollenspiel sein muss.

Da fallen Worte und Begriffe, die ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört habe.

Da wird mir eine Welt präsentiert, die so starke Erinnerungen an meine Pen&Paper-Frühzeiten weckt, dass ich an allen Ecken und Enden ein kleines Dejavu-Erlebnis habe. Ich habe das Gefühl, dass ich dort zu Hause bin. Ich kenne diese Gegend. Ich bin kein deutscher Bürger des beginnenden 21. Jahrhunderts, der vor einem Bildschirm sitzt und einen Avatar durch eine virtuelle 3D-Umgebung steuert. Nein, ich bin Goswin aus Hallingen, der einen alten Freund in Ferdok aufsuchen möchte.

Natürlich könnte man die technische Seite des Spieles besser umsetzen. Natürlich könnte man für all die DSA-Unkundigen ein besseres Tutorial einbauen (sogar ich habe hin und wieder in das beigelegte PDF-Regelbuch schauen müssen, weil ich doch so einges an Regeldetails vergessen hatte) und natürlich könnte man die Steuerung an den Standards ausrichten, die durch ein WoW, Neverwinter Nights oder KotoR etabliert wurden. Ja, das alles könnte man machen. Wäre aber nur das Tüpfelchen auf dem I, das Sahnehäubchen, das Milchschaummuster auf dem Espresso. Die berühmten letzten 2-3% Politur, die aber am meisten Arbeit verursachen und ein sehr gutes Spiel von einem hervorragenden Spiel unterscheiden.

Drakensang ist nämlich ein sehr gutes Spiel. Nicht perfekt, "nur" sehr gut. Erstaunlich vor allem auf Grund des Umstandes, dass ich es hier in der Releasefassung vorliegen habe, die vor allem bei Spielen deutscher Entwicklern sich oft genug durch einen bemitleidenswert niedrigen Qualitätsstand auszeichnet.

Kein Vergleich zu den Qualen, die ich bei den Spielen der Gothic-Reihe durchleiden musste. Kein Vergleich zu dem Code-Dreck eines Spellforce. Kein Vergleich zu der Katastrophe, die ein Sacred war. Drakensang kauft man, installiert man und spielt man. Einfach so. Nein, nicht perfekt bei jedem, aber gut genug. Ohne, je nach Veranlagung, einen Herzinfarkt zu bekommen oder in hysterisches Gelächter auszubrechen, ob des miserablen Programmzustandes, für den Entwickler und Publisher auch noch Geld verlangen.

Drakensang ist ein rundes Ding! Ich rate jedem, aber auch wirklich JEDEM gottverdammten Oldschool-Rollenspieler (und allen anderen, die wissen wollen, was denn an diesen komischen Oldschool-Rollenspielen so toll sein soll) sich eingehend mit Drakensang zu beschäftigen. Ja, es gibt leider keine Demo. Ich habe es mir auch vorher aus dem Netz gezogen ... nur, um nach kurzer Anspielzeit schnurstracks in den Laden zu rennen. Nein, das bedeutet jetzt nicht, dass man Drakensang blind kaufen soll. Das bedeutet nur, dass die Wahrscheinlichkeit, bei diesem Titel geflagshipped zu werden, relativ gering ist :)

Und wer weiß? Wenn Drakensang ein kommerzieller Erfolg wird (was sich angesichts diverser Ausverkäufe und einer derzeitigen Nummer 1 in den Amazon-Charts andeutet), vielleicht bekommen wir dann mehr von diesen Spielen, deren Oldschooligkeit sich nicht unbedingt im Verwenden komischer Namen und eines bestimmten Kampfsystemes ausdrückt, sondern die Oldschool sind, weil sie den Spieler in eine überzeugende, stimmungsvolle und detaillierte Welt ziehen, anstatt ihm nur leicht bekömmliche Ex- und Hopp-Unterhaltung für wenige Minuten um den Verstand zu blasen.

Und bevor ich mich noch zu Sätzen hinreissen lasse, in denen ich Drakensang zu einer Wiedergeburt des Rollenspiel-Genres hochstilisiere ... ziehe ich doch lieber als Goswin aus Hallingen durch eine fremde und doch so vertraute Welt.


Ja, Goswin ist immer etwas mürrisch. Aber er ist sonst ein herzensguter Kerl :)

PS: Drakensang läuft hier auf einem Athlon XP 3000, 2.5 GB RAM, NVidia 7800 GS, Windows XP SP3 auf 1280x800 und hohen Details sehr gut. Wobei ich aber (wie Terrance) kaum einen Unterschied zur mittleren Detailstufe sehe und das Spiel so natürlich noch einen Tick flüssiger über den Bildschirm flutscht. Drakensang hat keine Möglichkeit, zB. AA und AF einzustellen und ignoriert auch die üblichen Treiber-Manipulationen, die ATI und NVidia von Haus aus ermöglichen. Hier müssen externe Tools verwendet werden.

PPS: Hier zwei Screenshots. Der linke stellt die mittlere Detailstufe dar, der rechte die hohe Detailstufe.


     Mittel                                                              Hoch

Erm ... also, ich sehe hier nicht nur kaum einen Unterschied, sondern GAR KEINEN Unterschied. Dafür läuft das Spiel auf Mittel bedeutend flüssiger. Komisch ...