Kappe der Woche: Edgar Bronfman
Die Kappe der Woche geht heute an jemanden, der bereits seit Jahren deutlich zeigt, wie grenzdebil und irrational es in den Vorstandsetagen großer Konzerne zugeht ... äh, natürlich nur rein theoretisch zugehen kann.
Quasi eine Kappe für sein Lebenswerk bekommt heute Edgar Bronfman, CEO von Warner Music.
Auslöser war sein Gefasel über höhere Lizensierungsgebühren von Musik für Spiele wie Guitar Hero oder Rock Band. Weil die armen Schweine bei Warner Music ja auch überhaupt kein Geld verdienen und weil sie plötzlich gemerkt haben, wie ungemein effektiv diese Spiele zum Umsatzankurbeln brachliegender Alben in ihrem Back-Katalog sind. Da MUSS man doch mehr Geld verlangen, oder?
Wem dieses Verhalten bekannt vorkommt, der möge sich an die Aktion letztes Jahr erinnern, als diverse Major Lables Apple aufforderten, vom starren Preissystem von 0.99 Cent in iTunes abzuweichen, damit sie besser an populären Songs verdienen könnten. Apple ist stur geblieben und hat bei der Drohung der beleidigten Majors, ihre Titel aus dem iTunes-Katalog abzuziehen, nur mit den Achseln gezuckt. "Na und? Macht doch? Kratzt mich doch nich ..." Und da die Majors ausser iTunes keine andere, auch nur ansatzweise ähnlich erfolgreiche Verkaufsplattform haben, hat man zähneknirschend die Forderungen wieder zurückziehen müssen, wollte man überhaupt etwas verkaufen.
Jetzt versucht man es erneut, weil man denkt, dass diese komischen Spiele-Fritzen sich bestimmt locker über den Tisch ziehen lassen, diese Looser, HA!
Lieber Edgar Bronfman, letztes Jahr hat die Spieleindustrie weltweit einen Umsatz von etwa 42 Mrd. Dollar gemacht, Tendenz massiv und deutlich wachsend. Für das Jahr 2012 schätzt man einen Jahresumsatz von insgesamt 63 Mrd. Dollar.
Die Musikindustrie hingegen ... *pruuust* ... hat letztes Jahr den Stückumsatz von 1985 erreicht und nur ca. 20 Mrd. Dollar eingenommen. Tendenz in zweistelligen (!) Prozentzahlen nach unten fallend. Es ist durchaus denkbar, dass es in vier Jahren nur noch einen, maximal noch zwei Major Labels gibt, weil der Musikmarkt vier große Konzerne nicht mehr tragen kann.
Ihr solltet Activision und EA weinend und dankbar um den Hals fallen, weil sie Euch eine mögliche Rettung aus Eurer selbstverschuldeten Misere bieten. Doch was machst Du? Hmm?
Weisst Du Edgar, weisst Du, was Activision und EA machen könnten, wenn es an die Trackauswahl für die nächstjährigen GH- und RockBand-Spiele geht? Anstatt auch nur auf ein Wort Deiner hirnrissigen Forderungen einzugehen, könnte man einfach ein Rock Band- oder GH-Indie auf den Markt bringen, bei dem diverse Indie-Labels ihre Musik KOSTENFREI an EA und Activision lizensieren, nur um die Chance zu bekommen, auf dieser enorm attraktiven Werbeplattform vertreten zu sein.
Weisst Du Edgar, EA und Activision brauchen Dich und Deinen Musik-Katalog nicht mehr, jetzt, nachdem sich GH und Rock Band als Marke im Spielemarkt etabliert haben.
Aber Du wärst ja nicht Edgar Bronfman, Deines Zeichens CEO von Warner Music, wenn Du kapieren würdest, was Sache wäre, nicht wahr?
Zu Deiner Ehrenrettung sei aber auf dieses Zitat von Dir hingewiesen. Jetzt musst Du nur noch Dein Innenbild mit Deinem Aussenbild in Übereinstimmung bringen :)