Sonntag, 16. März 2008

Zuviel des Guten - Firefly

Wie hier des öfteren erwähnt, gibt es "Da Draussen"tm derart vieles zu sehen, zu hören, zu lesen und zu spielen, dass man nonstop, 24/7, ganze Jahrzehnte damit verbringen könnte, ohne das einem dabei langweilig wird. Daher kann es durchaus vorkommen, dass man nicht nur so manches, sondern ziemlich viel verpasst, übersieht, nachzuholen hat. Selbst dann, wenn man sich nur auf einige wenige Genres beschränkt.

Deswegen habe ich auch erst vor kurzem, nach diversen drängenden Hinweisen :) "Firefly" gesehen und kann mir auch erst jetzt eine Meinung dazu bilden. Mir persönlich gefällt "Firefly" sehr, sehr gut. Rein objektiv und subjektiv hat diese Serie für mich alles, was ich von guter Unterhaltung erwarte. Passend besetze Rollen, stimmige Chemie unter den Schauspielern, aufwendig produzierte, intelligente SF! Bravo!!



Aber ich bin nicht der Nabel des Universums. Ich kann nachvollziehen, warum, salopp gesagt, keine Sau "Firefly" sehen wollte und Fox daher nach nur elf ausgestrahlten Episoden die Reißleine gezogen hat. Gut, eine engagierte Fanbasis und gute DVD-Verkäufe haben dafür gesorgt, dass man mit "Serenity" noch einen Featurefilm nachschieben konnte, aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen.

Für Otto-Normal-SF-Fan gab es zuwenig Science Fiction und zuviel Western.

Für Otto-Normal-Western-Fan gab es definitiv viel zu viel Science Fiction.

Zwar schliesst es sich nicht aus, dass man Science Fiction UND Western mag, aber ZUSAMMEN?

Und dann hat man diese Mischung auch noch durch eine gehörige Portion Fernost angereichert, um das alles noch exotischer zu machen, als es bereits schon war. Dass die Charaktere zB. auf Mandarin fluchen und immer wieder chinesische Sätze in den Dialog einfliessen ist a) ein netter Trick um Schimpfworte an den (englischsprachigen) Zensoren vorbeizubekommen und b) ein stimmiges Detail in einer Welt, deren Kultur aus einem wilden Mix westlicher und asiatischer Elemente besteht. Aber wenn man alle paar Minuten als Nicht-Sinologe über diverse Sprachfetzen stolpert, die man nicht versteht (und die aus dem oben genannten guten Grund eben NICHT untertitelt wurden) kann das durchaus auf den Sack gehen! Zuviel des Guten!

Viel zu viel fremdartige Elemente und ungewohnte Genre-Mischungen für den durchschnittlichen TV-Zuschauer. Was angesichts der hohen Produktionskosten bedeutet, dass man mutwillig und bewusst einen Großteil der potentiellen Zuschauerschaft ausschliesst. Fatal und tödlich für sämtliche TV-Serien, bei denen man nicht einfach eine Kamera auf ein simples, preiswertes Gegenwartsbühnenbild richten kann. Nicht ohne Grund erlebt zB. ein Battlestar Galactica nur vier (Episoden) Seasons. Nicht ohne Grund wurde Enterprise ebenfalls nach nur vier (Episoden) Seasons gecancelt, obwohl die Einschaltquoten im absoluten Vergleich gar nicht sooo schlecht waren.

Ja, ich weiß, dass nur einige Jahre zuvor die USA von einer kleinen "Cowboy Bebop"-Welle heimgesucht wurden. Diese SF/Hillbilly-Mischung kann schon funktionieren, bzw. "Firefly" hat ja seine treue und nicht allzu kleine Anhängerschaft gefunden. Aaaaber, eine Anime-Serie ist deutlich preiswerter zu produzieren und benötigt daher nicht die Einschaltquoten, die für eine Live-Action-Serie notwendig sind. Wohlig in der Nische! Einsam und verlassen auf der großen, weiten Ebene des PrimeTime-TV-Marktes!

Ja, ich weiß, beim Verteufeln einer nur auf den Kommerz ausgerichteten Mainstream-Produktion bin ich der erste, der mit der Heugabel fuchtelt. Dennoch kann ich nicht so tun, als ob diese Serien nur zur Menschheitsbeglückung gemacht werden. Ihre einzige Daseinsberechtigung ist es, den Geldgebern ihre Investitionen zu vergolden. Wir können von Glück sagen, dass es manchmal trotzdem gelingt, kommerziellen Erfolg mit Anspruch und Tiefe zu erzielen.

Schade ... etwas weniger wäre hier (vielleicht) mehr gewesen! Und wir hätten vielleicht auch vier Staffeln "Firefly" bekommen und nicht nur ein Dutzend TV-Epsioden. Obwohl, wäre "Firefly" dann noch das "Firefly" geworden, dass mir so gefallen hat?

So kann ich diese Serie wenigstens neben andere unverständliche Flopps wie zB. "Wonderfalls" stellen und mir bestätigend auf die Schulter klopfen, was ich doch für ein unangepasster, wilder Kerl bin, der partout nicht dem Massengeschmack folgen will :)