Samstag, 1. März 2008

Epilepsie-Warnung

Kennt doch jeder, diesen Abschnitt ganz vorne im Handbuch, wo davor gewarnt wird, dass es unter bestimmten Umständen zu epileptischen Anfällen kommen kann. Vor allem bei Ego-Shootern, wo die Gefahr für derartige Anfälle am größten ist. Und bislang haben wir alle diesen Hinweis geflissentlich ignoriert. Denn wir sind, zum Glück, nicht zum Kreis der Menschen zu rechnen, die darunter leiden müssen.

So dachte ich auch lange Zeit.

Bis ich so allmählich feststellen muss, dass ich aus genau diesem Grund fast keine brandaktuellen Shooter mehr zocken kann. Dass meine Abneigung gegen aktuelle Shooter nicht ausschliesslich mit dem Spiel als solchen zu tun hat, sondern ganz simple physiologische Gründe hat.

Nein, ich leide nicht unter Epilepsie. Ich kann zB. ein Doom oder ein Quake immer noch stundenlang zocken, ohne dass ich etwas spüre. Ich kann mich immer noch in eine Disko stellen, ohne durch die Stroboblitze ohnmächtig umzufallen. Ich kann zwar am nächsten Morgen nicht mehr so gut hören und habe auch Kopfweh, aber das ist eine ganz andere Geschichte und hat ganz andere Ursachen :)

Bei aktuellen Shootern muss ich jedoch nach nur wenigen Minuten aufhören. Ich bekomme Kopfschmerzen, mir wird schwindlig, einmal musste ich sogar kurze Zeit meine Augen schließen, um die aufgewühlte Physis wieder zu beruhigen.

Nach einigem Überlegen bin ich auf einen möglichen Grund gestoßen. Ich leide nicht unter den Vorläufern epileptischer Anfälle, sondern meine Augen und meine optische Eindrücke verarbeitenden Gehirnzentren sind von den unglaublichen vielen Details, die mit hoher Framezahl am Bildschirm dargestellt werden, sehr schnell überfordert. Was zu den gleichen Symptomen führt, unter denen ein Epileptiker leidet. Ich habe kein Problem damit tagtäglich die Realität mit maximal möglicher Geschwindigkeit und in UltraHigh wahrzunehmen. Bei modernen 3D-Engines, die eine 3D-Umgebung mit hohen Details auf einen flachen 2D-Bildschirm darstellen, streikt meine Physis jedoch in Windeseile. Zuviele Sinneseindrücke, die alle irgendwie "falsch" wirken.

Ich habe meinem Rechner als letzte Wohltat vor einem Komplett-Neukauf in einigen Jahren doch noch ein zweites Gig RAM gespendet. Um zu sehen, ob sich das auch tatsächlich die versprochenen Auswirkungen hat, habe ich kurzerhand die Bioshock-Demo installiert. Und tatsächlich, Bioshock flutscht unglaublich flüssig mit hohen Details über den Bildschirm, so gut wie keine Laderuckler mehr, wenn zB. Skriptsequenzen geladen werden oder sich Türen zu größeren Räumen öffnen. Vielleicht das einzige UT3-Enginespiel, welches ich mir auf meiner Hardware geben könnte.

Ich musste nach fünf Minuten aufhören ... ich konnte nicht mehr richtig hinschauen. Mir ist nicht gerade schlecht geworden, ich habe mich aber plötzlich höchst unwohl gefühlt. Alles mit Weichzeichner vollgepappt, überall Nebelschwaden und Bump-Mapping-Effekte, überall glitzert und funkelt etwas, jedes kleine Detail scheint sich aufdringlich in den Vordergrund zu schieben, jedes kleine Detail schien mir gleichberechtig zu allen anderen Details gleichzeitig ins Gesicht zu springen. Interessanterweise war dieses Gefühl nicht mehr festzustellen, als ich nach einer Pause die Demo erneut startete und diesmal sämtliche Post-Processing-Effekte ausgeschaltet habe. Das Spiel sah zwar im Stillstand bei weitem nicht mehr so hübsch aus, in der Bewegung hatte ich aber ein ruhiges, scharfes Bild, welches meine Augen nicht mehr so schnell überforderte.

Ich glaube, ich bin zu alt für diesen Scheiss geworden ... :)