Mittwoch, 5. März 2008

Saving Private Harzzach

Heute etwas Grundsätzliches. Kein aktueller Anlaß. "Einfach nur so", aus einem inneren Bedürfnis heraus ...

Ich mag keine Weltkriegs-Shooter. Ich mag eigentlich auch fast keine anderen Spiele mit einem WK2-Setting. Es gibt zwar Ausnahmen wie "Company of Heroes", aber ich mag nur sehr, sehr wenige Militärspiele mit realistischen Szenarien. Kein "Call of Duty", kein "World in Conflict", kein "Armed Assault". Nicht unbedingt, weil ich so ein friedvoller Mensch bin, denn meine Lieblingswaffe in Computerspielen ist und bleibt immer noch mit großem Abstand die Planetenkrusten-Bombe aus "Alpha Centauri".

Nein, sondern weil ich lange Jahre über einen ganz bestimmten Lieblingstraum hatte:

Ich stehe in Reih und Glied mit anderen Schafen, respektive Rekruten vor dem Kompaniegebäude. Irgendein Wicht in Uniform steht vor uns und brüllt wie am Spieß. Wie passend, es ist der "Spieß", der Kompaniefeldwebel. Ich höre mir den Quark ein paar Sätze lang an und beschliesse dann, mich umzudrehen und einfach wegzugehen. Wie wohltuend!

Ich hatte dereinst die Ehre, diesen unseren Goldenen Westen 15 Monate vor den im Osten dräuenden Kommunistischen Horden zu schützen. Nur wenige Minuten, nachdem ich zum ersten Mal als kleiner Rekrut das Kasernengelände betrat, hatte ich mir gedanklich bereits mehrfach fest und beherzt in den Hintern getreten. Wieso, um alles in der Welt, wieso habe ich nicht den Dienst verweigert? Und als ich dachte, jetzt ist es endlich vorbei, durfte ich später noch mehrfach zu Reserveübungen erscheinen.

Es hat mich daher nicht wirklich gewundert, dass ich zB. bei "Americas Army" als erstes gleich im Tutorial den Ausbilder erschießen wollte. Oder bei anderen Spielen, wenn man mir im Tutorial eine Handgranate gibt ... wie enttäuschend, als man in "Call of Duty 2" an dieser Stelle nur mit Kartoffeln werfen durfte. Ich habe in diesen Spielen versucht, von der ersten Minute an, soviel und so oft wie möglich NICHT den Anweisungen der Missionsbeschreibung zu folgen. Kameraden ins Feindfeuer gejagt. Im Level Spazieren gegangen, während eine Querstrasse weiter der Häuserkampf tobte und die Aufforderung, doch jetzt bitte der Missionsbeschreibung zu folgen, immer drängender und verzweifelter wurde. Nö, grade keine Lust zu! Via Godmode oder Ammo/Weapon-Cheat versucht diverse Skriptereignisse zu übertölpeln. Alles, nur nicht das tun, was der Game- und Missiondesigner mir vorschreibt! Hauptsache sich querlegen und das geplante Spielerlebnis nach Kräften zu sabotieren. Ich bin, was diese Spiele betrifft, ein übles Aas. Quasi ein Solo-Griefer. Der nach nur wenigen Minuten natürlich die Sinnlosigkeit seines Tuns erkennt, das Spiel beendet und für immer von der Festplatte befördert.

Science Fiction, Fantasy oder weit zurückliegende geschichtliche Epochen ... das alles geht wunderbar. Da kann ich abtauchen und den kleinen Militaristen und Massenmörder in mir entdecken und ausleben. Sobald ich aber etwas "spielen" soll, was ich dereinst selber erfahren habe oder es wird im Spiel bitterernst und schwer auf die Patriotismus/Ehre-Pauke gedroschen, legt sich irgendwo in meinem Hirn automatisch ein Schalter um und ich bekomme die Krätze.

Ich mag diese Spiele nicht. Auch wenn sie, wie aktuell "CoD 4", des Shooter-Fans derzeit beliebtestes Opium sind.

Stop, das ist falsch. Es ist nicht so, dass ich diese Spiele nicht mag ...

.. nein, ich HASSE sie!