Montag, 5. März 2007

Retro-Impressionen: C&C Tiberian Dawn

Ich muss gestehen ... was C&C betrifft, bin ich ja nicht wirklich ein alter Sack. Ich hab da schon etwas geflunkert und den Eindruck erweckt, ich wäre ein C&C-Fan der ersten Stunde ...

Nichts davon ist wahr! Ich habe gelogen! Ich habe Euch nur was vorgemacht!!! *schluchz*

Denn in Wirklichkeit, in Wirklichkeit habe ich damals "C&C" und "Red Alert" GEHASST wie die Pest! Ich habe regelmäßig Tobsuchtsanfälle bekommen, ich habe meine Tastatur malträtiert, jeden einzelnen Pfennig verflucht, den ich jemals für diese beiden Schrunz-Mist-Spiele ausgegeben hatte! Ich bin mir so derart verarscht vorgekommen! Ich habe mich damals durchaus gefragt, wieviel Westwood seinerzeit Petra Maueröder von PC Games bezahlt hat, weil diese ... ich habe eine gute Kinderstube genossen, ich verkneife mir als wohlerzogener alter Sack diesbezüglich alle nicht sonderlich schmeichelhaften Bezeichnungen für diese ... Frau ... vor allem "Red Alert" so derart über den Klee hochgejubelt hatte. Ich mein, solche Tomaten auf den Augen KONNTE man doch nicht haben, oder?

Was war passiert? Wie konnte es dazu kommen?

Nun, Klein-Harzzach kannte Dune 2. Das war witzig und hat Spaß gemacht. Klein-Harzzach kannte auch Warcraft. Das war noch witziger und hat fast noch mehr Spass gemacht. Klein-Harzzach kannte auch Warcraft 2. Das war nämlich am allerallerbesten von allenen überhaupt!! Und als C&C Tiberian Dawn erschien, da wollte Klein-Harzzach natürlich auch das spielen, was aber auf Grund diverser Finanzierungsprobleme (armer Bettelstudent) nicht so auf Anhieb klappte. Macht ja nix, läuft ja nicht weg, dachte sich Klein-Harzzach. Ein Jahr später kam dann Red Alert heraus und die Vorfreude war noch größer, da Westwood auch eine Windows95-Version des Vorgängers auf den Markt brachte. Happy, happy! Joy, joy!

Und so kam es, dass Klein-Harzzach eines Tages um ca. 180 DM ärmer war und Kane zum ersten Mal über den Monitor flimmerte. Ach, wie war das herrlich! Geile, aufwendig gerenderte Videos, treibende harte Metalmusik als Soundtrack, krachende Sounds, viele Explosionen und ... ein leicht komisches Gefühl beim Spielen. Aber hat nicht gestört, die Kampagne entfaltete sich und alles war gut ... und doch auch wieder nicht. Das "Komische" entpuppte sich (leider) als die mit Abstand miesesten Wegfindungsroutinen und das übelste Einheitenverhalten, welches Harzzach je in einem RTS-Spiel die Ehre hatte erleiden zu dürfen.

Ein Beispiel (gilt für C&C und für Red Alert gleichermaßen):
Ich habe 10 Einheiten (gleich ob Fußsoldat oder Panzer). Ich wähle alle 10 Einheiten aus und schicke sie an einen Zielpunkt auf der Karte. Zwischen Start und Ziel liegen keine besonders fiesen Hindernisse, die Entfernung ist auch nicht übertrieben groß. Es passiert nun folgendes. Sechs Einheiten ziehen brav los und machen sich zielstrebig gen Einsatzort auf. Drei Einheiten haben offenbar Probleme damit in die Rücklichter der Kolonnenspitze zu sehen, drehen um und suchen sich eine Alternativroute, vorzugsweise direkt durch die Feindbasis. Und die letzte Einheit ... die steht teilnahmslos in der eigenen Basis, lackiert sich die Fingernägel und weiß von keinem Marschbefehl.

Sprich, man klickt und scrollt wie ein Wilder durch die Landschaft, um diesen Sack Flöhe mit möglichst geringen Streuverlusten überhaupt an die Front zu bringen. Als erfolgreich hat sich hierbei das jeweils einzelne Anklicken einer Einheit, das Schicken über eine Strecke von nur wenigen Cursorlängen und das Wiederholen dieses Vorganges für alle Einheiten über die gesamte Strecke herausgestellt. G R A U E N H A F T !!!

Das ist ja noch zu verschmerzen, wenn man mit einer gesicherten Basis und genügend Rohstoffen im Rücken ständig neue Einheiten nachbauen kann. Macht dann nix, wenn ein Drittel der Angriffswelle wegen "Motorschaden" nicht am Angriff teilnehmen kann oder anderweitig verlustig geht. Richtig, RICHTIG schrecklich wird das erst, wenn man eine Mission spielt, in der nur eine kleine, begrenzte Einheitenanzahl zur Verfügung steht.

So zB. ein Panzer, ein Buggy und einige Infanteristen gegen eine Karte voller Gegner. Eine kleine Gruppe gegnerischer Infanterie beschädigt (oder zerstört) dabei zielstrebig die schweren Fahrzeuge, während man selber seine Einheiten mühevoll zum Angriff zwingt. Überleben die eigenen Fahrzeuge den ersten Angriff, sind sie spätestens beim nächsten Mal dran. Trifft man auf gegnerische Panzer, so zermatschen diese locker-lässig die eigene Infanterie, weil sich diese tumben Vollidioten trotz manischen Hämmerns auf die X-Taste nicht schnell genug verteilen. Versucht man nun selbst Infanterie zu zermatschen, so gleicht das einem Selbstmordangriff, da der Rechner alle Einheiten nahezu gleichzeitig bewegen kann, daher leicht wie eine Fee im Morgentau meinen Bemühungen entgeht und dabei auch noch permanent das Feuer erwidern kann.

Nein, das hat Klein-Harzzach KEINEN Spass gemacht. Deswegen hasst Groß-Harzzach diese beiden Spiele bis auf den heutigen Tage immer noch aus dem tiefstem Herzen seiner dunkelsten Mördergrube!

Und deswegen kann Harzzach auch nicht wirklich behaupten, er wäre ein C&C-Fan. Sein Verhältnis zu C&C ist etwas, hmmm, zwiegespalten. Vor allem, da es nach C&C kaum noch ein gutes rundenbasiertes Strategiespiel gab. Alle Welt hatte damals scheinbar mehr Spass am halb-masochistischen Dauerklicken, als an einem vernünftigen Strategiespiel. Oder haben alle nur so getan, als ob C&C toll sei, weil auch sie hereingefallen waren und es ihnen nur zu peinlich war dies zu zugeben? Wir werden es wohl nie erfahren ...

... was aber überhaupt nichts daran ändert, dass die Demo zu C&C3 schlicht und einfach großartig ist :))