The Con's of MMOGs
Gut, damit Benni nicht in die Versuchung kommt, sich Hals über Kopf in DAoC zu stürzen ;) , werde ich nun früher als geplant darlegen, warum ich MMOGs nicht mehr anrühren werde.
Beginnen möchte ich mich mit drei einigermaßen rationalen und objektiven Gründen.
· Man kauft kein MMOG, man mietet Spielzeit!
Geld für ein MMOG auszugeben, ist nichts weiter als Miete zu zahlen. Ich bezahle den Hersteller dafür, dass ich mich auf seinen Servern einloggen kann und mich im Rahmen der Spielregeln bewege und verhalte. Bezahle ich nichts mehr oder verstoße gegen die Regeln, werde ich rausgeworfen. Ich kann zwar mit einem neuen Account wieder weitermachen, was aber nichts an dem Umstand ändert, dass ich auf Gedeih und Verderb vom Betreiber abhängig bin
Ich kann nicht einfach nach 15 Jahren hergehen, mir entweder passende Hardware zusammenschrauben oder einen Emulator starten, um uralte Spiele wieder zum Leben zu erwecken. Wenn es den Anbieter nicht mehr gibt oder er mir sagt, ich solle doch bitte Generic Fantasy MMORPG Teil 3 kaufen/mieten, da es keine Server mehr für GFMMORPG 1 und 2 gibt ... ja, dann schaue ich dumm aus der Wäsche, selbst wenn ich ausreichend Leute kenne, die auch gerne mal wieder eine Runde GFMMORPG 1 spielen würden.
Ich habe hier eine bestens erhaltende DVD-Verpackung mit niegelnagelneuen CDs und einem fast noch druckfrischen Handbuch zum ersten Neocron-Spiel. Ich kann das Teil eigentlich auch geradewegs in die Mülltonne werfen! Im Gegensatz zu Lands of Lore 2, dass ich solange versuchen kann durchzuspielen, wie ich das möchte. Bis ans Ende meiner Tage, wenn 's sein muss! Bei MMOGs hingegen kann ich schon froh sein, wenn ein Anbieter wenigstens das erste Jahr übersteht. Mit übrigens ein Grund, warum soviele Leute WoW spielen ... weil die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz von Blizzard relativ gering ist. Der Rest der Konkurrenz hingegen? Hmm ...
· Mogelpackung!
Gut, ich gebe unumwunden zu, dass der Rollenspiel-Anteil bei UO auch nicht so besonders hoch war. Dort tummelte sich zwar ein ziemlich hoher Prozentsatz von Pen&Paper-Nerds, aber dennoch haben wir uns bald mehr out-of-game als in-game unterhalten oder verhalten. Vor allem MMORPGs mit dem Kürzel RPG zu versehen ist, ganz ehrlich, Beschiss! Das einzige RPG-Element sind dort gewisse Gameplay-Features, mehr nicht. Kaum Atmosphäre! Kaum eine stringente Handlung, keine Zentralquest, keine Story, der man folgen kann. MMORPGs sind keine Rollenspiele, sondern lediglich mehr oder minder aufwendig gestaltete interaktive Chats mit der Möglichkeit, den eigenen Avatar mit stupiden, sich oft wiederholenden Quests (Bring mir 10 Rattenschwänze, drei Nachtigallzungen und eine kandierte Otternase!) auf einer Rangliste nach oben zu pushen. Und bislang ist meiner Meinung nach jeder Versuch, den MMORPGs mehr RPG einzuhauchen kläglich gescheitert, weil das zum einen ein Großteil der Mitspieler gar nicht wünscht und zum anderen ganz grundsätzlich bei einer Spielerzahl von mehreren tausend Leuten nicht möglich ist.
Denn alle MMORPGs kranken daran, dass sie bestrebt sind JEDEM Spieler theoretisch DAS GLEICHE Spielerlebnis zu ermöglichen. Es gibt keine Quests, in denen ein GM mal eine Handvoll Spieler mitnimmt und sie über einen Tag oder eine Woche (oder gar einen Monat lang) durch eine komplexe Quest führt. Selbst instanzierte Spiele wie Guild Wars konzentrieren sich nur auf den PvP-Aspekt, bei dem man praktischerweise die Meute allein lassen kann und sich nicht bemühen muss, ihnen etwas zu bieten, da sie viel zu sehr damit beschäftigt sind, sich gegenseitig den Schädel einzuschlagen. Rollenspiel? Pffff!! Quatsch!
· Grind, Grind, Grind, Grind ... und nochmals Grind!
Eng verwandt mit den mangelhaften oder ganz fehlenden RPG-Aspekten leiden nahezu alle MMOGs unter einer unglaublich zähen und öden Anfangsphase. Denn bis man endlich zu den Fleischtöpfen kommt und all das selber sehen und spielen kann, was einem die Hersteller so versprochen haben, muss man viel Zeit in den eigenen Char stecken. Sehr viel Zeit! Verdammt viel Zeit! Zeit, die ich nicht mehr bereit bin zu opfern, da sie zu 95% aus öden, sich standig wiederholenden Arbeitsvorgängen besteht. Richtig! Ich spiele nicht mehr, ich ertappe mich dabei, mich seufzend einzuloggen und meine Schicht abzumalochen, damit ich mir endlich dieses tolle Blutschwert der Habgier +5 leisten kann, um mit den anderen den lange geplanten Dungeon-Raid zu machen. Ich zahle Monatsgebühren dafür, dass ich plötzlich ARBEITE? In meiner Freizeit? What the F ...?
Und jetzt der eigentliche Grund, warum ich mich von diesem Genre ein für allemal fernhalten werde. Es ist ein ganz persönlicher Grund, für den weder Hersteller noch Mitspieler etwas können.
· Sucht-Charakter
Ich habe es ganz drastisch bei UO erlebt, ich habe es bei Anarchy Online erlebt und habe es zum Glück noch schnell genug bei SW Galaxies erlebt. Und doch hatte ich zum Schluss bei Freewar wieder einen Highlevel-Char und trug meinen Teil dazu bei, dass unser Clan wahrscheinlich auf Jahre hinaus uneinholbar dort sämtliche Ranglisten anführen wird.
Ich kann nicht einfach nur hin und wieder reinschauen und mal einige Stunden spielen. Selbst nicht bei einem Spiel wie Freewar, bei dem ich keine monatlichen Gebühren entrichten muss und mir nicht den Druck mache "Du hast doch gezahlt. Jetzt spiel auch!" Ich MUSS mich ständig einloggen und MUSS losziehen! Ich kann nicht anders.
Ich habe kein Problem mit Alkohol oder Tabak. Andere halluzinogene Substanzen waren entweder höchst unspektakulär in ihrer Wirkung oder sie interessierten mich schlichtweg nicht. Doch MMOGs? Hölle! Opiumhölle!
Wenn man anfängt Dates abzusagen, weil man Verpflichtungen im Spiel nachträglich (!!!!) eingegangen ist. Wenn man anfängt früh morgens sich kurz einzuloggen oder sich gleich nach Feierabend wieder ins Gefecht stürzt. Wenn man damit beginnt, diverse alltägliche Dinge zu vernachlässigen, weil man UNBEDINGT SPIELEN muss ... nicht mehr mit mir! MMOGs sind meine ganz persönliche Droge, von der ich dringenst Abstand halten muss. Nicht nur mal eine Pause einlegen. Was habe ich gemacht, bevor ich wieder mit Freewar "rückfällig" geworden bin.
Nein, nicht wirklich ...