Sonntag, 28. September 2008

Rustikal rulez

Ich habe nichts gegen Need for Speed, wirklich nicht! Ich habe nichts dagegen, wenn man einen Arcade-Racer mit Hipfhüpf-Musik und aufgesetztem Gangsta/Underground-Gehabe pimpt. Wenn das Gameplay dahinter gut ist und das Aufpimpen nicht zu lächerlich wirkt, habe ich an solchen Spielen einen Heidenspass. Hilfreich ist dabei auch der Umstand, dass ich hin und wieder auch selbst Hipfhüpf-Musik höre. Is ja gar nicht so, dass ich ein verknöcherter, alter Sack bin, der sich, was seinen Musikgeschmack betrifft, mit Ablauf des 15. Lebensjahres nicht mehr weiterentwickelt. Sonst dürfte ich den ganzen Tag nur Nena, Grauzone, Depeche Mode und Ideal hören. Eine, ganz ehrlich, schreckliche Vorstellung, auch wenn ich der Frau Humpe heute immer noch gerne lausche und sich Depeche Mode zum Glück auch etwas weiterentwickelt haben. Doch zurück zum Thema.

Auch wenn ich dereinst musikalisch, und auch sonst, eher dem Zeitgeistbild eines typischen 80er-Popper-Kindes entsprach, so wohnten doch zwei Seelen in meiner Brust. Denn im Sommer gab es in der ländlichen Umgebung Nord-Baden-Württembergs eine Reihe von Motorsport-Veranstaltungen, die ich mit Begeisterung aufsuchte. Motocross, Derbys und auf dem US-Stützpunkt in der Nähe Dragster-Rennen mit allem Drum und Dran. Dort, nebem dem Racestrip aka der Landebahn hatte ich beinahe mein erstes Auto gekauft. Einen zumindest äusserlich gut erhaltenen Dodge, Baujahr Mitte der 50er. Peer Pressure (vollkommen entgeisterte Eltern und verständnislos blickende Freunde) liessen mich dann doch Abstand von diesem an sich genialen Plan nehmen. Ok, zurück zum Thema.

Hatte ich sonst eher Gefallen am unterkühlten Neon-Ambiente der 80er gefunden, so war das eine Welt, die mir AUCH zusagte. Hellbrauner, feiner Staub. Stoppelfelder. Sommerhitze. Rocker. Harley-Davidson. Chopper. Fette Honda Goldwings. Bier aus Pappbechern. Bratwurst mit Senf. Geruch nach Grill und Lagerfeuer aus dem Zeltlagern der Besucher, die sich für solche Veranstaltungen eine ganze Woche freinahmen. Noch mehr Rocker. Viele mit den Namen der lokalen Gang auf der Kutte, deren Mitglieder im Laufe der Jahre entweder im Knast oder im Drogensumpf verschwanden. Schweiss. Hitze. Motorengebrüll. Abgase und der ganz spezielle Geruch von heissem Metall. Wabernde Luft über aufgeheizten Motorhauben.

Und deswegen, vom Setting, von der Musik, von der Stimmung und Atmosphäre, würde ich locker fünfzig NfS's gegen ein einziges Flatout eintauschen. Weil ich dieser rustikalen, etwas derben und ungepflegten, schmutzigen Welt einen Großteil meiner Sozialisation verdanke. Dort fühle ich mich zu Hause.

VROMMM! *schepper* *krach* dengel*



Wirklich, ich mag Flatout mehr als alle anderen Arcade-Racer. Ja, auch mehr als Trackmania. So sehr mehr, dass ich fast bereit wäre, für einen Streckeneditor Geld zu bezahlen.