Mittwoch, 10. September 2008

Rätselraten. Oder auch nicht.

Ich denke, ich bin nicht alleine in meiner leichten Verblüffung, wenn es um die angekündigte Schliessung des bekannten und sehr, sehr erfolgreichen Entwicklers Ensemble Studios geht.

Erste Reaktionen landauf, landab: WAS ZUR HÖLLE ...?

Nun, es kann nicht daran liegen, dass sich Ensembles Spiele schlecht verkauft haben. Alleine nur von Age of Empires 3 wurden nach eigenen Angaben insgesamt über 2 Mio. Einheiten verkauft. Warum schliesst man ein solches Studio?

Kann es eventuell daran liegen, dass das angekündigte Halo Wars für die 360 von so schrecklicher Qualität ist, dass man das Projekt einstellen musste? Nein, denn laut MS scheint man sehr zufrieden zu sein und will sogar ein kleines Team für den After Sales-Support und weitere Halo Wars-Titel bereithalten.

Warum, um Gottes Willen, schliesst man dann dieses Studio?

Aufmerksames Lesen der Pressemitteilung von MS zu diesem Thema lässt mich über folgenden Satz stolpern: "This was a fiscally-rooted decision that keeps MGS on its growth path."

AHA! Jetzt, wo Halo Wars kurz vor der Fertigstellung steht, hat man scheinbar keine direkt anschliessenden Projekte für Ensemble. Nein, auch kein neues PC-Spiel, ich bitte Euch *lach* *pruuust* Wir reden hier von Microsoft, die mitllerweile merken, dass man den großen Erfolg auch nicht mit der 360 schaffen wird :)

Ich interpretiere diese Studioschliessung als das typische Ergebnis einer von Quartalsdenken und kurzfristigen Gewinnen geprägten Mentalität, in der man sich niemanden leisten möchte, der auch nur für fünf Minuten untätig auf dem Hintern hockt. Wer nicht unmittelbar zur Mehrung des Umsatzes beitragen kann, der fliegt. Wenn es keine unmittelbaren Nachfolgeprojekte gibt, feuert man einen Großteil der "Human Ressources" und kann sie ja dann wieder einstellen, wenn es wieder ein neues Projekt gibt, oder? Sind doch nur "Human Ressources"! Ist doch überall in der Branche so ... was soll also die Aufregung, hmm?

War doch erst kürzlich bei Iron Lore ebenso, die nach erfolgter Fertigstellung des Soulstorm-Addons für die Warhammer40K-Serie von THQ allesamt gefeuert wurden, weil es kein unmittelbar anschliessendes Projekt gab. Dass sich Soulstorm zT. richtig gut verkauft hat, spielt dabei keine Rolle. Sind ja "Human Ressources", die man nach Belieben durch die Gegend schieben kann.

Und bevor ich mich noch seitenweise darüber auslasse, warum genau diese Personalpolitik mitverantwortlich für einen Großteil der Probleme in der Spielebranche ist und warum es den Publishern angesichts des allgemeinen Desinteresses an solchen Hintergründen und des geringen Anspruches der Kundschaft auch vollkommen scheissegal sein kann, ob man nun mit guten Spielen oder mit gequirlter Scheisse Abermillionen umsetzt, möchte ich nur eines sagen:

Wer glaubt, dass ein Job in der Spielebranche total cool ist und dies die Erfüllung aller Träume ist, der wird spätestens nach drei, vier Jahren ernüchtert, desillusioniert und zT. ausgebrannt die Segel streichen und zusehen, dass er woanders unterkommt. Ja, es gibt auch Ausnahmen. Ausnahmen, welche die Regel bestätigen.