Freitag, 29. Juni 2007

Am Bedarf vorbei ...

Ich habe hier ein altes Nokia-Handy. Noch bevor die Hersteller meinten, den übersättigten Markt mit Multimedia-Gezumsel überschwemmen zu müssen. Aber bereits bei diesem alten Teil nutze ich nur einen Bruchteil der angebotenen Features. Es ist ein Handy! Es soll telefonieren und simsen und sich Nummern merken können. Diese drei Features nutze ich. Was das Teil sonst kann, weiß ich gar nicht so genau ...

Damit bin ich offenbar nicht ganz alleine!

Eines der Dinge, die mich in meinem Angestelltendasein immer am meisten "beeindruckt" haben, war der Umstand, wie wenig man bei der Produktplanung auf denjenigen geachtet hat, der das Produkt hinterher nutzen soll. Die Wünsche und Vorlieben des Kunden spielen oftmals überhaupt keine Rolle. Denn ein Produkt wird ja angeblich nur über das Marketing verkauft und der Kunde hat (leider) in der Vergangenheit bewiesen, dass er gerne viel unnützen Schrott kauft.

In den USA wurde nun eine Studie zum Thema "Konsolennutzung" veröffentlicht (via 4Players) , mit höchst interessanten Ergebnissen.

Das vielleicht etwas überraschende Ergebnis der Studie: obwohl 80 Prozent von ihnen ein System besaßen, dass auch in der Lage war, DVDs abzuspielen, waren sich gerade einmal 30 Prozent dieser Möglichkeit bewusst. In ca. 13 Prozent der Haushalte wurden Konsolen überhaupt derartig genutzt.

Cool, nicht? Da bauen die Herren Ingenieure also viel teure Technik in diese Produkte. Weil das die Konkurrenz nämlich auch macht. Und weil Multimedia notwendig ist. Und weil sonst die Presse schreibt, dass das eigene Produkt weniger Features hat und somit "schlechter" ist, als die Konkurrenz. Weil nämlich in den Redaktionen auch oftmals nur technophile Early Adopter sitzen, die mit Otto-Normal-Kunde so viel zu tun haben, wie der Papst mit dem Hausmeister eines katholischen Kindergartens.

Also werden die Konsolen mit Features vollgestopft, was natürlich die Herstellungskosten in die Höhe treibt. Was dann wiederum bedeutet, dass man den Preis der Konsole deftig anheben muss (Sony) oder man die Hardware mit Verlust verkauft, in der Hoffnung über Software den Schnitt zu machen (Microsoft). Niemand jedoch hat den Kunden da draussen gefragt, ob er denn diese Features auch haben möchte. Und dann wundern sich sowohl Sony darüber, dass kaum jemand die PS3 kauft, als auch Microsoft darüber, dass die 360 dem Konzern immer noch tiefrote Zahlen beschert.

Scheinbar die ersten, die mal vorsichtig nachgefragt haben, war offenbar Nintendo. Der DS und die Wii können bei weitem nicht so viel wie die Konkurrenzprodukte. Schwächere Hardware, begrenztere Graphikdarstellungen und Audio-Wiedergabemöglichkeiten. Aaaaber ... weil Nintendo in diese Hardware nur das reingesteckt hat, was als reine Spielekonsole als Minimum vorhanden sein muss, können sie die Teile günstig produzieren, können sie günstig anbieten UND dabei sogar noch die Hardware mit Gewinn verkaufen. Die Geschäftszahlen von Nintendo sprechen eine klare Sprache, wer in dieser Hinsicht die richtige Entscheidung getroffen hat.

Eine der frühesten Lektionen, die ich im Beruf gelernt hatte: Wenn Du etwas verkaufen willst, solltest Du nach Möglichkeit den potentiellen Käufer VORHER fragen, was er denn überhaupt haben möchte.

Aber, hey, was weiß denn ich schon ... ^^