Dienstag, 18. September 2007

Ohrenschmaus? - Quake

Was macht einen guten Soundtrack aus? Er soll sich dem Spiel unterordnen. Er soll eine bestimmte, zum Spiel passende Atmosphäre schaffen. Und er soll im Idealfall eigenständig genug sein, dass er selber zu einem Markenzeichen wird und dem Spiel etwas Einzigartiges verleiht.

Trent Reznors Beitrag zum Welterfolg von Quake macht genau dies. Seine perfid-fiesen Industrial- und Ambient-Klänge erwecken Dämonen und Höllenbrut zum Leben und unterstreichen die dreckige, rostige und verkommene Optik des Spieles. Auch wenn Jeehun Hwang mit den "traditionelleren" Soundtracks zu den beiden Quake-Addons keine schlechte Arbeit abgeliefert hat, so hat der originale Quake-Soundtrack die "Seele" dieses Spieles nahezu perfekt in Klänge und Töne eingefangen.

Doch bei aller unbestreitbaren Qualität, so zeigt dieser Soundtrack auch die Grenzen dieser Herangehensweise auf. Der Soundtrack funktioniert nur so gut, weil er mit dem Spiel verknüpft ist. Kennt man das Spiel nicht, hat man nie Quake gespielt, hat man nie Shubb-Nigguraths Schergen den Garaus gemacht, so wird man Trent Reznors Soundtrack allenfalls mit gelindem Interesse lauschen oder sich nur dann davon inspiriert fühlen, wenn man an einem trüben, feuchten Novembertag auf dem Geländer einer Brücke steht. Der Quake-Soundtrack funktioniert nur mit dem Spiel.

Denn es Soundtracks und es gibt Soundtracks. Es gibt Soundtracks, die perfekt dem Spiel oder dem Film angepasst sind. Hört man sie Jahre später wieder, so werden Erinnerungen und Emotionen zum Leben erweckt. Hach, damals! Und es gibt Soundtracks, die auch so funktionieren. Die man auch "so" hören kann, ohne das Spiel oder den Film zu kennen. Bei Spielen sind es zB. die Werke von Nobou Uematsu. Ich habe zuerst mit Begeisterung die Final Fantasy-Soundtracks rauf und runter gehört, ohne auch nur jemals eine Minute Final Fantasy gespielt zu haben.

Beim Anhören des Quake-Soundtracks läuft es mir auch heute noch eiskalt den Rücken hinunter. Doch ich kann mir denken, dass unvoreingenomme Hörer nur Krach und Mißklang wahrnehmen. Ist dem so? Hat hier jemand noch nie Quake gespielt und kann deswegen nicht nachvollziehen, was daran so toll sein soll?

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