Dienstag, 7. August 2007

Das ID-Steam-Archiv - Eine Art Review

Wie bereits gestern geschrieben, gibt es seit Ende letzter Woche alle ID-Spiele auf Steam. Mein erster Gedanke war erstmal: Wow! Ich habe zwar schon alle Spiele, aber es ist immer schön zu sehen, wenn Klassiker aus der Gruft auftauchen und wieder für eine breite Öffentlichkeit verfügbar gemacht werden.

Jetzt mal abgesehen von diversen Lizenzproblemen (die ja den Käufer nicht weiter zu interessieren haben) und IP-Sperren (welche nur deutsche Möchtegern-Käufer betrifft) ... wie isses denn so? Gesetzt dem Falle, man könnte diese Pakete erwerben, taugt das was?

Ich habe mich nun durch eine Reihe von Foren (Doomworld, Steam, Vogon, Half-Life2.net) geackert und stelle fest, dass dieses Angebot nicht so der Bringer zu sein scheint. Es erinnert eher an einen Schnellschuss, an einen Quickdeal, den zwei Vertriebsfritzen beim Mittagsessen ausgeheckt haben. Um anschliessend nachmittags solange einen armen Techniker unter Druck gesetzt haben, bis dieser in hektischer Nachtarbeit bis zum nächsten Morgen so einigermaßen benutzbare Binaries abgeliefert hat.

1. Es fehlt bei den DOS-Spielen (soweit damals schon vorhanden) die "setup.exe", mit der man zB. die Tastaturbelegung ändern konnte. Man muss also mit der fixen Voreinstellung leben.

2. Es wurden die Settings für die DOSBox-Emulation nicht gerade geschickt gewählt (um es mal höflich auszudrücken), so dass die Performance auf Nicht-HighEnd-Systemen alles andere als gut ist. Was zu solch sureal anmutenden Hinweisen führt, dass "Doom 1" doch auf einem DualCore Pentium flüssig laufen würde. Ach was, echt? :)

Es wird von Soundproblemen und von ruckeligem Bildaufbau berichtet. Auf manchen Systemen ist zB. gar kein Bild zu sehen, weil der hier verwendete DOSBox-Anzeigemodus "original" bekannt dafür ist, mit manchen Monitoren nicht zusammen zuarbeiten. Dies alles wäre ja nicht ein Problem, würde man eine Möglichkeit mitliefern, selber die Emulator-Einstellungen zu verändern. Dies ist aber nicht möglich. Die DOSBox-Settings für die DOS-Spiele sind fix. Wenn's läuft, ok. Wenn nicht, Pech gehabt!

3. Was aber den größten Knaller darstellt, ist der Umstand, dass die CD-Audiospuren der ursprünglichen Releases von Hexen, Hexen 2, Quake und Quake 2 NICHT mitgeliefert werden. Aus dem Lautsprecher tönen also nur die üblichen Umgebungsgeräusche und Waffensounds. Keine Musik. Nada! Das mag bei Hexen 2 vielleicht noch erträglich sein, da es hier einen Midi-Fallback gibt, aber bei Quake kann man schon mal in die Tischkante beissen vor Ärger, da einen nicht unbeträchtlicher Anteil am Erfolg dieses Spiels der phänomenale Soundtrack hatte. Auch Quake 2 lebt sehr stark von seinen treibenden HeavyMetal-Riffs. Die Soundtracks werden jedoch nicht einmal als seperates Pack zum Selberbrennen, Selberrippen oder nur Anhören mitgeliefert. Sie gibt es GAR NICHT!

4. Mittlerweile behelfen sich viele damit, dass sie die unveränderten WAD-Files aus dem Steam-Ordner puhlen und zB. zusammen mit modernen Sourceports wie zB. Doomsday, nQuake und anderen verwenden.

Insofern ist es also nicht weiter tragisch, wenn man als Bundesbürger offiziell nicht in den Genuß dieser Steam-Spiele kommen kann. Auf so ein schlampiges, schludriges und bescheidenes Angebot kann man gerne verzichten. Wer also gerne die alten ID-Klassiker zocken möchte, dem sei allen Ernstes die Beschäftigung mit dem Suchfeld des Esels oder einer x-beliebigen Torrent-Suchmaschine zu empfehlen. Ausser, dass dieses ID-Steam-Angebot offiziell legal ist, hat es für den Kunden keinen Mehrwert gegenüber einer "Kopie". Die offizielle Kopie ist qualitativ sogar schlechter.

Übrigens, da fällt mit doch wieder Todd Hollenshead von ID ein, der sich vor ein paar Monaten weinerlich darüber beklagte, dass PC-Spiele sich angeblich nicht so dolle verkaufen wegen den Raubkopien und man deswegen ET Quake Wars auch auf Konsole portieren müsse ...

Auch fällt mir eine hochrangige Disney-Managerin ein, die Ende letzten Jahres davon sprach, dass man endlich damit aufhören müsse, in Tauschbörsen nur einen Feind zu sehen, sondern man sie als Konkurrent betrachten müsse, den man nur mit besseren Angeboten schlagen könne ...

Tja ... ;)