Mittwoch, 1. Oktober 2008

Wünsch Dir was ...

Dieser Text ist auch bei Polyneux erschienen ...

Angewidert werfen Sie den Controller in die Ecke. Was für ein unglaublicher Riesenkack! Was war denn das für eine Scheisse, hmm? Das kann ja meine Oma besser, brummeln Sie in Ihren nicht vorhandenen Bart. Was für ein billiger, niveauloser und miserabler, verbugter und langweiliger, öder Müll. Was für ein schrecklich, schrecklich schlechtes Spiel.

Wenn man Sie nur machen ließe. Ha! Für die Hälfte des Geldes würden Sie es denen aber mal so richtig zeigen, wie man ein richtig gutes Spiel auf die Beine stellt. Kann ja nicht so schwer sein. Wenn Sie doch bloß das Geld dafür hätten. Ja, wenn Sie bloß ... was würden Sie dann tun?

Angenommen, jemand wolle Ihnen 100 Millionen Euro geben. Einfach so. Bar auf die Hand. Respektive im silbernen Aluköfferchen. So aus heiterem Himmel. Weil Sie so ein netter Mensch sind. Und nur noch hier ein Kreuz, auf dem Vertrag, den man Ihnen plötzlich unter die Nase hält, die gerade etwas nervös herumzuckt, weil von irgendwoher, vielleicht vom offenen Fenster, penetranter Schwefelgeruch die Geruchspapillen anregt.

Was für Vertrag, sagen Sie, ich kann ja gar nichts entziffern, sagen Sie, die Buchstaben springen so komisch auf dem Blatt umher. Keine Sorge, entgegnet man Ihnen. Das gehe schon in Ordnung, heisst es. Denn das Geld gibt es nur, wenn mit dem Geld Computerspiele macht. Das würde in dem Vertrag stehen, versichert man Ihnen glaubwürdig.

Ach so, sagen Sie, ich soll ein Spiel damit machen. Das ist natürlich etwas anderes. Und so unterzeichnen Sie vorsichtig den Vertrag, damit ja kein Blutstropfen eine kleine Sauerei anrichtet, denn Sie haben sich beim Entgegennehmen des Füllfederhalters, den man Ihnen reicht, dummerweise mit der Federspitze in den Daumen gestochen. Na, kann passieren, beruhigt man Sie. Macht nix, heisst es. Hauptsache, man kann Ihre Unterschrift entziffern.

So. Und da sitzen Sie nun. Ein Koffer mit 100 Milionen Euro steht vor Ihnen. Sie lutschen immer noch an Ihrem Daumen. Das hat aber wehgetan. Gut, Schmerz beiseite. Was tun Sie? Was für ein Spiel würden Sie denn für diese Summe auf die Welt loslassen?

Valve bestechen, damit man dort VERFICKTNOCHMALNENDLICH Episode 3 fertigstellt?

Piranha Bytes ein paar fähige Entwickler besorgen, damit Risen nicht die gleiche Katastrophe wird wie Gothic 3?

Bruce Shelley anrufen und ihm sagen, dass die Startfinanzierung für das neue Studio mit der gesamten Ensemble-Belegschaft unter Dach und Fach ist?

Sich mit Bill Roper in Verbindung setzen und ihn fragen, ob er nicht Lust hätte 100 Millionen Euro mit Casual-Spielen brachial in den Sand zu setzen?

Ich weiß ja nicht, was Sie tun würden, aber ich würde zB. jemandem wie Petri Purho eine Million Euro geben, damit dieser unbeschwert von den Zwängen des Alltags, weiterhin die Welt mit seinen SiebenTages-Spielen beglückt. Er kann sie auch gerne einsetzen, um Crayon Physics Deluxe fertigzustellen und den Rest mit Blackjack und Nutten durchbringen. Egal wie. Er hats verdient!

Bleiben mir noch 99 Millionen Euro. Hmm, ganz schön schwer diese Kohle loszuwerden. Und nur für die Entwicklung von Computerspielen. Gut, ich könnte für 99 Millionen Euro die ersten beiden Tutorial-Missionen von GTA5 ausgeben. Da wäre das Geld schnell weg. Wäre aber auch langweilig.

Ich könnte allerdings auch diese Liste hier durchackern und allen Preisträgern und Nominierten jeweils eine Million Euro geben. Damit sie weitere Spiele machen können, ohne sich groß darüber Sorgen zu machen, wer denn die Miete zahlen soll. Das wären, kurz nachzählen ... grob die Jahrgänge 2008 bis knapp 2005. 99 mal den reichen Onkel aus Deutschland spielen. Für hoffentlich weitere 99 vorzügliche, amüsante, ausgefallene und kreative Kleinkunstwerke sorgen, während Bruce und Bill und Michael (Hoge) weiterhin ihre Seelen verkaufen müssen, um an die notwendige Kohle für ihre teuren, öden, abgenudelten Hochglanzprojekte zu kommen *kicher*

Mensch, die tun mir ja jetzt schon leid! Hey, Moment mal ... wieder dieser komische Schwefelgeruch ...