Montag, 20. Oktober 2008

Salti schlagen mit Somersault

*seufz* Noch mehr Indie-Spiele?

*freu* Jepp, noch mehr Indie-Spiele!

Doch bevor hier der Eindruck aufkommt, der Begriff "Indie-Spiel" würde automatisch für "gute Spiele" stehen ... nein! Denn gemäß Sturgeons Law, nach dem 90 Prozent von allem Schrott ist, so sind auch viele Indie-Spiele, wie ihre aufgemotzten Brüder und Schwestern aus der Retail-Ecke, nicht unbedingt Schrott, aber doch oftmals ziemlich belanglos und nicht weiter der Rede wert.

Ich möchte daher möglichst nur Worte über die restlichen 10% verlieren. Die Spiele, die entweder wirklich etwas neues beitragen können (und dabei Spass machen) und Spiele, die einfach nur Spass machen (schrecklich, nicht?), obwohl sie nichts neues zur Sache beitragen, wie zB. "Iji", ein RPG-Plattformer, zu dem Polyneux-Kollege Nille schon die passenden Worte gefunden hat.

Ein bißchen neues zum Gameplay trägt zum Beispiel "Somersault" bei. Zwar ist die Grundidee der indirekten Beeinflussung einer Spielfigur nichts grundsätzlich neues (siehe Galapagos und andere), Somersault verknüpft dies aber sehr nett und unterhaltsam mit einem klassischen Plattformer. Man hüpft nicht aktiv durch einen Level und sammelt Ringe ein und weicht diversen Gefahren aus, sondern man zieht mit der Maus Linien im Level, auf denen, je nach Winkel und Brettlänge, die Spielfigur hoffentlich den gewünschten Zielort erreicht.

Zuerst bin im wahrsten Sinne des Wortes auf GAR KEINEN grünen Zweig gekommen, weil ich zu sehr versucht habe aktiv in das Geschehen einzugreifen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt bei Somersault aber darin, entspannt und vorausschauend die Spielfigur springen zu lassen. Nicht zu hektisch Linien ziehen, sondern sich Zeit lassen, effektiv springen lassen und dabei möglichst gut den richtigen Ausrichtungsgrad und die Länge des "Brettes" erwischen. Hat man einmal den Bogen raus, lässt es sich frohgemut durch die Gegend hüpfen, wenn die Leveldesigner nicht die Unverschämtheit besessen hätten etliche Hindernisse und Fährnisse einzubauen ... da kann es dann plötzlich etwas hektisch werden.



Ist dann der HP-Vorrat aufgebraucht oder die Spielfigur gerät in eine der nicht wenig auftretenden Instant-Death-Situationen, heisst es Game Over. Und zwar so richtig oldschool-mäßig Game Over. Permadeath wie aus dem Lehrbuch für angehende Videospiel-Entwickler aus den 70ern des letzten Jahrhunderts. Ein Eintrag in den Highscore wird einem noch vergönnt, der angewählte Level muss aber wieder von vorne begonnen werden. Mir persönlich ein wenig zu hart, auch wenn das Spiel als solches motivierend daherkommt und ein Bildschirmtod nicht zum vorzeitigen Monitor-, Tischkanten- oder Keyboard-Tod führt, wenn Spieler mit relativ geringer Selbstbeherrschung ihrem Ärger Luft machen müssen.

Das Gameplay ist erfrischend, die Optik recht hübsch und die Mukke schwebt angenehm passend zwischen Glücksbärchi und EasyListeningLounge dahin.

So für zwischendurch, die Mittagspause oder nur zum Zeitvertreiben. Fein!