Montag, 8. Oktober 2007

I have a dream - Das ideale Spiel

Martin Luther King möge mir verzeihen, dass ich den Titel seiner historischen Rede für so profane Dinge wie ein Videospiele-Blog mißbrauche, aber es passt so schön ...

I have a dream! Ich habe einen Traum ... vom idealen Spiel! Vom perfekten Spieleerlebnis! Vom elektronischen Paradies, welches uns die diesseitigen Werber und Marketeers zwar immer vollmundig versprechen, wir aber diese Leute so langsam ins Jenseits wünschen, wenn sie beim nächsten Hype erneut substanzlos die Klappe aufreissen. Doch wie alle Ideale, so wird die Vorstellung vom idealen Spiel natürlich nur ein Traum bleiben, muss im Grunde auch ein Traum bleiben. Denn die Welt ist NICHT ideal. Und die Welt dreht sich auch NICHT um unsere, respektive meine Vorstellungen von einem idealen Computerspiel. Der Gedanke, dass ich eines Tages aufwache und feststelle, dass sich die Welt tatsächlich darum dreht, mir das ideale Spiel zu bringen, versetzt mich sogar ein wenig in Panik. Trotz größter Anstrengungen meinerseits, ich bin auch NICHT "Zaphod Beeblebrox".

Dies haben wir also geklärt. Das ideale Spiel ist ein Traum und sollte auch ein Traum bleiben.

Doch ... doch es würde ja nicht schaden, wenn man, sprich die Herren Entwickler und Producer, hin und wieder, also so ab und an einige Dinge beherzigen würden. Als da wären:

[eine immens lange Liste all der Dinge, die mich seit meinen ersten Minuten mit Pong auf dem Interton VC4000 an Spielen angenervt haben]

Nach einigem Hin und Her habe ich diese Liste auf drei Punkte eingedampft. Drei Kernpunkte. Drei zentrale Weisheiten. Drei Grundprinzipien. Die Heilige Dreifaltigkeit als Grundlage eines jeden Spieles!

1. Lass den Spieler entscheiden, überlasse ihm die Wahl.

2. Belohne, beschenke [und motiviere] den Spieler. Bestrafe und frustriere ihn nicht.

3. Nimm den Spieler ernst. Respektiere ihn und versuche nicht, ihn für dumm zu verkaufen!


Klingt toll, nicht? Bloß diese drei Grundsätze! Nur diese drei Dinge! Nun, die Schwierigkeit liegt, wie bei allen einfachen Dingen, wie bei allen Geboten und grundlegenden Lebensweisheiten, in der Art und Weise, wie man sie interpretiert und sie in konkrete Handlungen für den Alltag umsetzt. Und da beginnen die Schwierigkeiten. Hier ist man dann plötzlich unterschiedlicher Meinung. Lager bilden sich, die Diskussion wird hitziger und lauter. Erste Vorwürfe der Ketzerei und des Verrates am "Wahren Gedanken"tm werden laut. Es enstehen erste Abspaltungen und Sekten, aus denen sich unterschiedliche Glaubensgemeinschaften und Religionen bilden. Kriege und Kreuzzüge verwüsten die Lande und die Seelen der Menschen. Und das alles nur, weil man sich nicht darüber einigen konnte, ob ein Savepoint nun mit dem Ersten Satz vereinbar ist oder eben nicht.

Ich will daher ein anderes Mal diese Dreifaltigkeit ein wenig erläutern und mit Beispielen unterfüttern. Für heute überlasse ich Euch einfach diese sperrigen, sauschweren Steintafeln und gehe in die nächste Kneipe, mir den staubigen Sand der arabischen Wüste aus der Kehle zu spülen. Steintafeln! Als ob Der Herr noch nie was von Papyrii oder Pergament gehört hat, hmm?

Bleibt also solange brav und wehe, ich ertappe Euch dabei, wie ihr beginnt um das Goldene Vista zu tanzen!

Update: Mist, da war Dreck auf einer der Tafeln. Bei Grundsatz 2 kommt noch ein Wort hinzu..