Dienstag, 16. Oktober 2007

Hooligans: Doppelmoral over Wahrhaftigkeit

Oder ... Geld stinkt nicht!

Nein, das wird jetzt keine flammende Verteidigung dieses Machwerkes als DER unbedingt zu entdeckende Underdog der Spiele-Historie. Um es kurz zu machen: "Hooligans - Storm over Europe" ist kein besonders gutes Spiel. Es ist aber auch kein besonders schlechtes Spiel. Es ist ein recht belangloses Strategie-Spielchen, welches in erster Linie mit Schock und Provokation überzeugen sollte. Ganz objektiv betrachtet, so reiht sich "Hooligans" perfekt neben den "Autobahnraser" oder Linda de Mol ein. Billige Schmuddel-Unterhaltung, mit der sich die schlauen Holländer an den tumben Deutschen dumm und dämlich verdienen.




Dies also dazu!

Während ich nämlich so das Posting begann, sprang mein gedanklicher Fluß schnell zu einigen Dingen, die mich im Rahmen der Berichterstattung, der öffentlichen Diskussion um dieses Spiel und der schlussendlichen Indizierung von "Hooligans" ein wenig in Rage versetzt haben.

Die deutsche Jugend musste also davor beschützt werden, dass man in einem Computerspiel andere Menschen zB. mit Backsteinen töten kann. Man darf der Jugend nicht zeigen, wie man Geschäfte ausraubt, betrunken rumrandaliert, die Polizei austrickst und sich im Puff das Mütchen kühlt. Das ist alles ganz, ganz, ganz arg phöse! Und weil vor knapp 10 Jahren während der WM in Frankreich ein Polizist von deutschen Hools fast zu Tode geprügelt wurde und heute mit schwersten Behinderungen leben muss, ist das alles nicht nur geschmacklos, sondern auch menschenverachtend.

So!

Es ist aber vollkommen in Ordnung, wenn deutsche Jugendliche, angestachelt von Presseberichten und Werbung, sich ein virtuelles M-16 schnappen und in einem virtuellen Nahen Osten alles abknallen, was auch nur ansatzweise nach phösem Gegner aussieht oder arabisch klingende Sprachsamples von sich gibt. Da lobt man in elegischen Previews die tolle, realistische Graphik und das dynamische Gameplay, während ZEITGLEICH, IN DEM MOMENT, in dem diese Artikel geschrieben werden, WIRKLICHE, REALE Menschen in eben diesen Konflikten elendig krepieren, die den besagten Spielen als Vorbild und Inspiration dienen. So bekommen und bekamen Battlefield 2 oder aktuell Call of Duty 4 eifrig wohlwollende Presseberichte und selbige Zeitschriften und Journalisten engagieren sich "mutig" gegen entsprechenden politische Bestrebungen dem "Killer"-Spiel den Garaus zu machen.

Ein Beispiel:

PC Games 11/2001: Ach, was wird auf einmal plötzlich auf Moral gemacht, wenn zwei Flugzeuge in das WTC krachen. Da werden kurzerhand zwei Reviews ausgesetzt, weil man ja den armen Redakteuren nicht zumuten kann ein Spiel wie World War 3 oder eine Geiselbefreiung in Rainbow Six nach Kriterien wie Spielspass zu bewerten.

Ach, nein, kann man nicht?

Man kann aber nur wenige Monate später sich damit brüsten, die Demo zu "America's Army" den Lesern exklusiv anzubieten.

Ja, das geht dann wieder ...