Donnerstag, 4. Oktober 2007

Bezugsrahmenänderung

Dereinst gab es hinieden auf dieser unserer kleinen Erde ein Computerspiel namens "Total Annihilation". Das war eine tolle Sache, konnte es doch mit ca. zwei Millarden verschiedenen Einheiten und einem auch heute noch enorm hohen "Trümmerteil und Explosionswolken Pro Pixel"-Wert aufwarten. Was mich jedoch maßgeblich in freudige Verzückung versetzt hatte, war der Soundtrack zu diesem Spiel. Komponiert von Jeremy Soule zu Zeiten, als dieser noch kreativ war und sich noch nicht ständig selber kopierte. Eingespielt von einem "richtigen" Orchester. Ein monumentaler Soundtrack zu einem wahrhaft monumentalen Spiel.

Doch weder ist heute von "Total Annihilation", noch von seinem Soundtrack die Rede. Stattdessen möchte ich die Aufmerksamkeit des geschätzten Lesers auf den in-offiziellen Nachfolger hinweisen. "TA Kingdoms" war kein schlechtes Spiel. Es war trotz aller technischen Perfektion einfach kein besonders gutes Spiel. Doch die Rede ist heute auch nicht von "TA Kingdoms".

Stattdessen ist die Rede von seinem Soundtrack. Erneut komponiert von Jeremy Soule auf der Höhe seines kreativen Schaffensdranges, verzaubern Klänge und Melodien das Ohr, die direkt aus dem Mittelalter in die Gehörgänge des ausgehenden 20. Jahrhunderts gebeamt wurden:

Vor meinem geistigen Auge wuchsen majestätische Festungen aus dem Gestein unzugänglicher Felsformationen. Wappen und farbenprächtige Banner kündeten von der Ehre und dem Stolz unzähliger Adelsgeschlechter, als man sich zu Turnier und Wettkampf im Talgrund versammelte. Wein und Wild und Kapaun und Brot und Trauben wurden in rauhen Mengen kredenzt und entsprechend rauh auch vertilgt. Denn Frankreich und die höfischen Sitten am Hofe eines Sonnenkönigs lagen noch weit, weit in der Zukunft. Und überall rannte und hastete und schwitzte unzählige Dienerschaft, um den edlen Burgfräuleins und Rittern das Leben edel und ritterlich zu machen. Bauern schleppten murrend den Zehnten in die Vorratskammern der Kirche und des Landesfürsten, während dreckige, verschmutzte Kinder kurz in ihrem Spiel innehielten und mit staunenden Mündern der königlichen Garde zusahen, die weder Geflügel noch Borstenvieh scheuend, in ihren blitzenden, frisch gewienerten Rüstungen die staubige Strasse durch das Dorf entlang gallopierten. Und irgendwo da draussen, hinter den Bergzügen und Hügeln von Darkmoore, da lauerte das Alte Übel, frisch erwacht und begierig die prosperierenden Königreiche der Menschen erneut zu verheeren und zu verwüsten ...


"TA Kingdoms" habe ich nie richtig gespielt. Aber ich habe mit dieser Musik im Hintergrund Tad Williams "Osten Ard"-Romane gelesen. Und diesen Spiele-Soundtrack zu meinem ganz persönlichen Film-Soundtrack gemacht. Für den grandiosen Film, der in meinem Kopf ablief, als ich diese Bücher las.

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