Samstag, 13. Oktober 2007

53 cm vs. 2 x 7 cm

So, gestern war es dann soweit. Ich habe meinen allerersten Handheld erstanden. Eigentlich auch meine allererste Konsolen-Hardware. Konsoleros jubeln, PC-Nerds tragen schwarz! Wieder einer ins gegnerische Lager übergelaufen. Zumindest habe ich genug Anstand bewiesen und mir dann auch einen schwarzen DS Lite gekauft. Obwohl, im Grunde ja nur, weil ich es hasse, wenn sich weißes Plastik im Laufe der Zeit verfärbt und grau-schmutzig wird. Die auf dem schwarzen Gehäuse sofort sichtbaren Fingerabdrücke machen mir nicht soviel aus. Einmal mit dem Mikrofasertuch drüber und alles glänzt wie neu.

Nun sitze ich hier und möchte meine ersten Impressionen niederschreiben. Auf einem mächtigen 21 Zoll-Röhrenmonitor mit einer Bildschirmdiagonale von ca. 53 cm. Impressionen darüber, warum ich mir gestern eine kleine Schatulle, die nur zwei LCD-Bildschirme mit jeweils etwa 7.5 cm Bildschirmdiagonale aufzuweisen hat, für teuer Geld gekauft habe. Ich muss zugeben, dass ich gestern abend doch Kopfweh bekam. Ob dies daran lag, dass ich verkrampft auf die vergleichsweise winzigen Bildschirme gestarrt habe oder es doch noch der Restalkohol vom Vorabend war, sei für's erste mal dahingestellt. Aber es ist schon klein. Alles so winzig. Und doch fühle ich mich unterhalten. Ohne mich dabei jedoch zu zwingen derartige Empfindungen zu verspüren, weil ich mir nicht eingestehen möchte 125 Euro zum Fenster rausgeblasen zu haben. Nein, ich habe tatsächlich Spass damit.

Ich ertappe mich, wie ich gestern abend wie blöde durch die Wohung lief und mich legte, um auch nur jede denkbare Stellung auszuprobieren, wie man denn mit dem DS spielen kann. Jemand meinte dann folgerichtig, wenn ich denn nur halb soviel Stellungs(such)enthusiasmus auch anderweitig ... ähh, ja.

· Am Tisch sitzend kann man sehr gut spielen, egal ob mit Tasten oder dem Stylus als Eingabegerät. Aber da habe ich ja den Rechner. Mit seinem 21 Zoll-Bildschirm.

· Im Bett liegend wird der DS, hält man ihn mit beiden Händen vor das Gesicht, recht schnell schwer. Also dreht man sich zur Seite, als ob man ein Buch lesen wollte. Klappt ganz gut, solange man nur den Stylus einsetzt. Steuerkreuz oder Funktionstasten so zu bedienen ist suboptimal.

· Sich auf dem Sofa oder einem Sessel dahinlümmelnd, den DS auf dem Brustkorb absetzend, ist sehr entspannend. Die Zeit verinnt schnell, bis mich ein kleines rotes Licht daran erinnert, dass man vor Inbetriebnahme eigentlich den Akku hätte aufladen sollen. Mißmutig lege ich den DS also zum Aufladen weg. Ich habe gerade mal anderthalb Stunden damit gespielt und schon fehlt mir etwas.

· Ahhhh, endlich erlischt die Ladeanzeige. Und prompt entdecke ich den (zumindest in den heimischen vier Wänden) idealen Einsatzort. Eben das stille Örtchen. Anstatt alte Zeitschriften durchzublättern, wird bei der notwendigen Entsorgung organischer Dickstoffe gezockt. Geil!!!!

Heute mittag bei schönem Wetter den DS mit in die Stadt genommen:

· Die Strassenbahn ist eine perfekte Zockerhöhle. Gute Sitzpositionen. Nur muss man aufpassen, dass man nicht die Zielhaltestelle verpasst.

· Im Cafe/Biergarten wirke ich plötzlich etwas deplatziert. Ich fühle mich unwohl. Der DS wird nach nur wenigen Minuten wieder zusammengeklappt. Jahrzehntelange Indoktrination haben dazu geführt, dass ich in diesen Lokalitäten direkte und rein analoge zwischenmenschliche Kontaktpflege betreiben möchte. Das nächste Mal sollte ich wohl ein typisches Internet-Cafe aufsuchen, in dem es normal ist, wenn sich jeder schweigend hinter seinem Bildschirm verkriecht.

· Das Warten an der Strassenbahn-Haltestelle könnte man zwar gut mit einem DS stehenderweise überbrücken, doch der Takt der KVV ist so kurz, dass sich sowas allerhöchstens beim Benutzen des DB-Netzes rentieren würde. Kaum fange ich an zu spielen, kommt auch schon die nächste Strassenbahn. Aber ich kann ja drinnen gut weitermachen. Siehe oben.

. Am schönsten war es perverserweise im Schloßgarten. Die Sonne schien, die Vöglein zwitscherten, als ob der Frühling ausgebrochen wäre und die braun gewordenen Blätter raschelten sanft im Wind. Ich war jedoch mit dem DS beschäftigt. Aber es war schön. So draussen zu zocken.

In der Sonne.

Im Freien.

An der frischen Luft.

So ein Handheld hat also was ... wär ja auch blöde, ständig einen Sackkarren mit PC, Stromversorgung und Klappgerüst für Bildschirm und Tastatur mit sich rumzuschleppen. 53 cm Bildschirmdiagonale sind NATÜRLICH besser und toller und schöner als die Briefmarkengröße des DS. Gar keine Frage.

Es hat aber trotzdem etwas, das mobile Spielen ...

Dieses kleine, schwarze Schächtelchen ...