Sonntag, 29. Juni 2008

Verkehrte Welt

So, haben wir alle das EM-Finale verdaut? Ja, das Ergebnis ist nicht ganz nach dem Geschmack unseres als Deutschen so charakteristischen Perfektionsstrebens, aber immerhin bis ins Finale geschafft. Hätte auch schlechter laufen können ...

Doch jetzt genug von all dem Fußball-Gedöns für die nächsten zwei Jahre. Back to business!

Geradezu erheiternd sind manche Reaktionen innerhalb der Konsolero-Gemeinde auf die Erklärung von Blizzard, man habe keine Pläne für eine Konsolenversion von Diablo 3. Ich weiß, man sollte auf Kommentare nicht allzuviel geben (es sei denn, es handelt sich um Qualitätskommentare wie zB. auf diesem Blog), aber es ist schon sehr spassig, wie perplex so manch Konsolero auf diese Ankündigung reagiert. "PC exclusive? But, but ... what about piracy? And what about us?" Ja, schrecklich nicht? Keine Konsolenversion. Nada, niente, nix! PC only!

So manch einer wird sich nun natürlich fragen, was den Harzzach jetzt geritten hat? Wieso diese Schadenfreude? Wieso das Herumhacken auf dem Geschmack anderer Leute? Doch Frustabbau nach dem Fußball-Spiel?

Nein, kein Grund zur Besorgnis. Auch weiterhin wird man hier nur wenig FlameWar-Futter finden. Die Welt ist groß genug für alle. Ich finde diese Reaktionen nämlich aus einem ganz bestimmten Grund so erheiternd ...

Seit ca. zwei Jahren, seitdem die als "Next-Generation" bekannt gewordene Konsolen-Generation mit einem immensen Hype und Presserummel auf den Markt geworfen wurde, seit dieser Zeit wurde meiner Meinung nach der PC-Markt ganz offensichtlich, absichtlich und bewusst klein geschrieben. Der PC ist tot, die Umsätze sinken, die Piraterie auf dem PC ist immens und bodenlos, man kann mit dem PC kein Geld mehr verdienen, der PC ist MEGA-tot! Darum, aufauf, liebe Leute, schnell Konsolen kaufen!

Ich möchte hier nicht all die Fehler kleinreden, die Publisher und Hardware-Hersteller im Laufe der letzten Jahre bez. der PC-Plattform gemacht haben. Eine sich für die Kaufkraft der Kunden zu schnell drehende Upgrade-Spirale, restriktive und doch zugleich nutzlose DRM-Systeme, miserable Releasequalität, schlampig und billig runtergeschluderte PC-Versionen von Multiplattform-Titeln und (der neueste Trend) das Unterschieben alter PS2-Versionen an Stelle einer direkten Umsetzung von PS3- und 360-Titeln. Das alles hat mit dazu beigetragen, dass die Leute die Nase voll vom Spielen auf dem PC hatten. Will ich weder leugnen, noch unter den Teppich kehren.

Aaaaaaber ... der PC ist doch gar nicht "tot"! Dass man mit MMOs auf dem PC zum Teil nur noch irrsinnige Summen verdienen kann, ist alles andere als eine neue Erkenntnis. Man hat in der Öffentlichkeit diesen Punkt jedoch komplett verdrängt und vergessen. Vor allem im sog. Casual-Bereich werden mittlerweile geschätzte 2 Mrd. Dollar jährlich umgesetzt. Das ist ein immenser Markt, der auf Grund seiner neuartigen Vertriebstrukturen abseits der üblichen Retailwege überhaupt keinen Weg in die offiziellen Verkaufsstatistiken gefunden hat. Wir haben Valve, bei denen nach eigener Aussage die sog. Piraterie ihrer Software kein Thema mehr ist. Zwar gibt man bei Valve immer noch keine Umsatzdaten heraus, aber eine derartige Gelassenheit können sich in der Regel nur Leute leisten, die im Wochentakt neue Geldspeicher errichten müssen, weil die bisherigen schon wieder voll sind.

Und genau deswegen, auf einer intimen, genauen Kenntnis des wirklichen (!) PC-Marktes und nicht auf nachgeplapperten Hörensagen, basiert auch die Entscheidung Blizzards ein Starcraft 2 und ein Diablo 3 nur auf PCs und *kreisch* sogar Macs zu veröffentlichen. Natürlich könnte man jetzt sagen, dass dies nur das übliche Propaganda-Feuerwerk ist und wie weiland Halo oder Mass Effect oder Jade Empire, natürlich irgendwann später eine entsprechende Version erscheinen wird. Nein, aus einem ganz bestimmten Grund wird dies nie passieren:

Solange MS und Sony den Online-Part ihrer Konsolen nicht aus der Hand geben wollen, solange wird es keine Battle.net-Spiele für Konsolen geben, solange wird es auch kein Blizzard-MMO für Konsole geben. Blizzard kann sich diese sture Haltung leisten und in der Vergangenheit hat man Vivendi gut getan, ihrem Zugpferd hier vollständig freie Hand zu lassen.

Es ist HAUFENWEISE gutes Geld mit PC-Spiele zu verdienen. Man muss nur wissen wie :)