Sonntag, 4. Mai 2008

Schönheit und Verschwendung

Immer wieder in den letzten Jahren setzten sich Entwickler das Ziel, der Welt das bis dato "schönste" Echtzeitstrategie-Spiel zu präsentieren.

Da haben wir zB. ein "Rise of Legends", welches durchaus den einen oder anderen Schönheitspreis gewinnen könnte. Da wird gepixelshadert und gebumpmapped, dass handelsübliche Graphikkarten aus dem Erscheinungsjahr 2006 (nur lächerliche zwei Jahre zurück in Richtung Urknall) nicht nur ins Schwitzen, sondern nahe dem drohenden Hitzetod waren.

Da haben wir zB. ein "Age of Empires 3", bei welchem man seitens des Entwicklers zwar stolz betonte, wie innovativ die Verwendung von Pixelshadern und aufwendiger Physik-Engine im RTS-Genre war, gleichzeitig aber das Kunststück schaffte, trotz aller Technik nur einen optischen Langeweiler zu produzieren.

Schaut man sich zwei aktuellere Spiele aus deutschen Landen an, "Anno 1701" oder "Siedler 6", so sieht das zwar durchaus hübsch aus, beim Betrachten von Screenshots, Ingame-Videos oder beim eigenen Spielen klappt da nur selten die Kinnlade gen Bodenlevel. Zu gewöhnlich wirkt der Graphikstil, zu sehr 08/15 das Art Design.

Und was hat uns die letzte Zeit gebracht? Nun, dass ein "Command & Conquer 3" schlecht aussieht, kann man ja nicht gerade sagen. Da wird mit Effekten nicht nur geklotzt, da werden ganze Eisenbahnwagenladungen an aktuellen Graphik-Routinen in die GPU des heimischen Rechners gepackt. Dennoch würde mir niemals einfallen, C&C3 als "schön" zu bezeichnen. Effektvoll? Definitiv! Aber schön?

Auch ein "World in Conflict" oder ein "Company of Heroes" sind jetzt nicht gerade dafür bekannt, besonders geeignet für ältere Notebook-Prozessoren zu sein. Will man hier die maximale Graphikpracht haben, so muss man schon ein Vista und DX10-Hardware sein Eigen nennen. Und wie bei C&C3 muss ich auch in diesen Fällen sagen, dass an Effekten und Aufwand nicht gespart wurde, um die Schlachtfelder des Zweiten und eines hypothetischen Dritten Weltkriegs so realistisch wie nur möglich darzustellen, doch "schön" ist das nicht anzusehen.

Gut, welches ist denn nun das "schönste" RTS der letzten Jahre?

Meiner Meinung nach ist das "Ground Control 2". Hier stirbt man in Schönheit. Die Ruinenfelder sind ästhetisch, der Sonnenuntergang schmückt die niedergehenden Landungsfähren mit einem herrlichen Orangeton und wenn man die frei bewegbare Kamera entsprechend schwenkt, richtet sich der Blick auf einen fremden Horizont, über dem Trümmerringe im fernen Orbit und zwei Sonnen exotisches Flair verbreiten. Bei GC 2 wird meiner vollkommen subjektiven Meinung nach nur so in optischer Pracht, in Farben und Formen geschwelgt.




So, und wo ist jetzt die Verschwendung?

Nun, leider, leider ist Ground Control 2 das mithin hektischte RTS der letzten Jahre. Nicht ganz so adrenalingeschwängert wie ein "Z", aber wer hier gewinnen will, der muss selbst in der Kampagne ständig auf Zack sein. Katzengleiche Reflexe, ein Rundumblick wie eine Libelle und paralleles Denken sind dabei sehr von Vorteil. Sprich ... man hat überhaupt keine Zeit sich all diese Pracht anzusehen!!! Was mich dann zu der Frage bringt, wozu dieser Aufwand, wenn man davon während des Spieles überhaupt nichts hat?

Was für eine Verschwendung!