Samstag, 28. Juli 2007

Ja, aber ...

Gestern abend das Civ4-Addon angeschaut. Die Nacht war nicht so kurz, wie ich befürchtet habe. Ich scheine lernfähig zu sein ...

Die Freude überwiegt deutlich, es bleiben aber so einige Kritikpunkte über, bei denen ich so langsam ungeduldig, bzw. etwas ärgerlich werde.

Doch zuerst das Positive.

Mit "Beyond the Sword" wurde das Hauptspiel kräftig aufgebohrt. Einheiten bekamen neue Modelle und neue Animationen. Einheitenstapel werden optisch herausgestellt, in dem anstatt einer Einheit eben eine Gruppe von Einheiten zu sehen ist. Konzerne als "moderne" Religionen fügen sich gut in das Gameplay ein. Kleinere Zufallsereignisse und Quests lockern das gewohnte Gameplay auf. Mir persönlich gefällt daran, dass man mit nur ein wenig Aufwand mehr aus Civilization eine Art Strategie/RPG-Hybrid machen könnte, wie es bereits in einem BtS-Mod gezeigt wird. Ich hätte nichts dagegen, wenn sich die Civilization-Reihe allmählich in diese Richtung weiterentwickeln würde. Aufforsten ermöglicht ein Aufwerten industriell oder anderweitig genutzter Felder, ohne dass die bisherigen Feld-Eigenschaften verloren gehen. Zwar immer noch kein vollwertiger Ersatz für das Teraformen aus Civ 2, aber immerhin.

Die Mods und Szenarios orientieren sich in der Thematik ein wenig am "Fantastic Worlds"-Addons für Civ 2. Ich hatte beim Austesten und ersten Durchschauen so manches Dejavu-Erlebnis. Ein Dejavu war auch wieder das übliche Backpfeiffenkassieren bei den ersten Partien, wobei ich beim optisch wunderwunderschönen Final-Frontier-Mod eher den Eindruck hatte, dass dieses zumindest spielerisch noch ein wenig, hmmm, "unausgereift" ist. Unzuverlässig funktionierende Bautrupp-Äquivalente. Barbaren/Piraten so viele, dass sich die Galaxis verdunkelt, weil sie sich alle scheinbar nur auf mich stürzen, während der Gegner in Windeseile ein Sternsystem nach dem anderen kolonisiert. Ich glaube nicht, dass dies so richtig ist ...

Grundsätzlich wäre es ganz hilfreich, wenn umfangreichere Mods zumindest anfänglich von einer Art Tutorial begleitet werden, in dem die Abweichungen vom Hauptprogramm kurz angerissen werden. Zumindest bei kommerziellen Mods, für die ich gutes Geld hinblättere. Es macht mir keinen Spass mehr, ratlos Runde um Runde zu absolvieren, ohne auch nur den blassesten Schimmer zu haben, was ich denn jetzt wieder falsch gemacht habe, nachdem Horden von Gegnern meine Städte/Kolonien zerpflücken.

Was mich aber so langsam zur Weißglut bringt, sind die ständigen Versprechungen seitens Firaxis, man würde mit jedem Patch, mit jedem Addon die IMHO ziemlich miserable KI-Diplomatie von Civ4 verbessern. Stattdessen wird es immer schlimmer. Während das auf niedrigen Schwierigkeitsstufen nicht so tragisch ist, weil dort die KI grundsätzlich recht passiv ist, so erkenne ich auf höheren Stufen keine Struktur im Verhalten des Gegners. Da schaffe ich es zwei Nachbarn gut bei Laune zu halten, während der dritte Nachbar einfach nicht will, aber trotz miesen Diplomatiewerten zumindest (noch) nicht angreift. Wenige Züge später greift mich einfach so, aus dem heiteren Himmel einer der "guten" Nachbarn an. Ohne Vorwarnung. Ohne dass sich vorher das Verhältnis verschlechtert. Von einer Runde zur anderen. Während der dritte, der "misstrauische" Nachbar mir plötzlich, ohne erkennbaren Grund, den Vasallenstatus anbietet.

Was? Wie? Soll das?

Wenn man höhere Schwierigkeitsstufen nur über zufälliges und erratisches Verhalten des Computergegners realisieren kann (oder will?), warum bietet man mir dann ein ausgeklügeltes Diplomatiemenü an? Nää, liebe Firaxis-Jungens, so nit! Ihr hattet da vor einer Weile ein schönes Spiel namens Alpha Centauri. Da hat das mit der Diplomatie tatsächlich richtig gut funktioniert. Weil der Gegner im Rahmen seiner Charaktervorgaben berechenbar war und gerade dadurch sehr viel überzeugender und realistischer erschien. Wenn der Gegner sich jedoch unberechenbar verhält, dann hat das nix mit besserer Diplomatie-KI zu tun, sondern ist lediglich eine einfache RAND-Funktion im Quellcode. Denkt mal drüber nach!

Ich habe das Hauptspiel sehr, sehr gerne gespielt. Ich habe Warlords sehr gerne gespielt. Ich werde wahrscheinlich auch BtS gerne spielen und mich vor allem auf die neuen Mods und Szenarios stürzen. Es ist ein gutes Addon. Das Positive ist gegenüber dem Negativen deutlich in der Überzahl. Dennoch, die Diplomatie-KI bleibt weiterhin eine der größten Schwachpunkte von Civ 4 und macht vor allem ds Spielen in höheren Schwierigkeitsgraden eher zu einem Glücksspiel als zu einer Herausforderung für Strategen und gewiefte Imperatoren.

Übrigens, niemand, ich wiederhole, NIEMAND sollte sich den BlueMarble-Mod entgehen lassen. Nicht nur, dass die Terraintexturen sehr viel schöner gemacht wurden, so wird in der aktuellsten Version auch kräftig an Interface-Verschönerungen geschraubt. Nicht nur, dass viele Hintergründe ausgetauscht wurden, es wurde auch die Standard-Serifenschrift mit einer, für hohe Auflösungen sehr viel besser passende, serifenlosen Schrift ersetzt. Hier zB. der veränderte Startbildschirm für das BtS-Addon ...