Dienstag, 3. Juli 2007

Die unerträgliche Leichtigkeit des MMO-Genres

Eine kleine, pseudo-philosophische Grundsatzbetrachtung ...

Wie derzeit überall zu lesen ist, stellt NCSoft nach knapp einem Jahr den Betrieb von "Auto Assault" ein. Nun, shit happens, könnte man sagen. So what? Na und?

Nun, die Nacht von Sonntag auf Montag habe ich größtenteils mit einem Spiel verbracht, welches bereits 13 Jahre alt war. Ich werde das in 13 Jahren immer noch tun können. Wie kann ich jedoch nächsten Monat "Auto Assault" spielen? Werde ich mich in zwei Jahren überhaupt noch an "Auto Assault" erinnern können?

Immer wieder veröffentlichen Magazine diverse All-Time-Favourite-Listen, in denen man zum wiederholten Male die 10, 50, 100 besten Spiele aller Zeiten auflistet. Aktuell hat sich das englische Magazin "Edge" in diese Riege eingereiht. Wenig erstaunlich finden sich mit steter Regelmäßigkeit dort Klassiker wie Super Mario Bros. oder Zelda ganz weit oben. Alles alte Spiele. Singleplayer-Spiele. Spiele, die man jetzt oder in 20 Jahren immer noch herauskramen kann, um ein paar vergnügliche Minuten oder Stunden zu verbringen.

Vielleicht wird es World of Warcraft in 20 Jahren noch geben. Eher nicht. Wahrscheinlicher wird es in 20 Jahren noch Ultima Online-Freeshards geben, da diese nicht abhängig von einem zentralen Anbieter sind. Gut, WoW wird man sicher noch in 20 Jahren kennen, auch wenn man es nicht mehr spielen kann. Aber der Rest? Fast alle MMO-Spiele, die es bereits gegeben hat, die es derzeit gibt und die es in den nächsten Jahren noch geben wird ... sie alle werden sehr schnell der Vergessenheit anheimfallen, sobald der Stecker gezogen wird.

Das MMO-Genre wird es auch weiterhin geben, gar keine Frage. MMO-Spiele werden aber nie in dem Maße Teil der gemeinsamen, gesellschaftlichen Spielekultur werden, weil sie nicht nachhaltig sind. Jetzt kann ich an einem MMO-Spiel teilnehmen. Ob ich es morgen kann, ist nicht sicher. Und definitiv nicht teilnehmen kann ich an MMO-Spielen, die in der Vergangenheit liegen.

MMO-Spiele werden es daher, so behaupte ich dreist, nie in die Sphären schaffen, in die es ein Mario oder Zelda oder Doom geschafft haben. MMO-Spiele werden nie ein Mem bilden können, welches auch ausserhalb ihrer offiziellen, kommerziellen Lebensdauer Bestand haben wird. MMO-Spiele spielt man und vergisst sie, wenn man sie nicht mehr spielen kann. Ein komplettes Genre, welches nur für den Augenblick existiert, in dem das Scheitern eines Titels oder eines Anbieters den sofortigen Permadeath für das ganze Spiel bedeutet. Ein komplettes Genre, dass sich letztendlich dadurch selber ins geschichtliche Nirvana katapultiert, weil ein Spiel nur solange existieren darf, solange der Anbieter damit Gewinn erzielen kann. Ein Spiel auf Zeit. Flüchtig, nur augenblicklich, schnell ersetzt durch neue, flüchtige, augenblickliche Momente.

MMO-Spiele haben keine Vergangenheit und keine Zukunft. Sie haben nur die Gegenwart.