Über Emulatoren
Laut Wikipedia wird ein Emulator folgendermaßen definiert:
Als Emulation (von lat. aemulari = nachahmen) wird in der Computertechnik das funktionelle Nachbilden eines Systems durch ein anderes bezeichnet. Das nachbildende System erhält die gleichen Daten, führt die gleichen Programme aus und erzielt die gleichen Ergebnisse wie das originale System.
Klingt jetzt erstmal recht nüchtern und nichtssagend. Bedeutet aber für den gemeinen Zocker, der sich für Informatik nicht sooooo sehr interessiert, dass man in einem Betriebssystem ein anderes Betriebssystem nachbilden kann. Ok, damit alleine kann der gemeine Zocker immer noch nichts anfangen. Füllt man diesen Satz jedoch mit Beispielen wie „damit kann man zB. alte DOS-Spiele auch unter Windows XP spielen“ .... ahhhhhh, die Erkenntnis macht sich in den Vorderhirnlappen breit, ein Lächeln vertreibt das fragende Stirnrunzeln.
Noch breiter das Lächeln und heller das Leuchten der Erkenntnis wird es, wenn der gemeine Zocker begreift, dass man mit Emulatoren nicht nur alte DOS-Spiele wieder zum Laufen bekommt, sondern auch Systemumgebungen emulieren kann, die normalerweise festverdrahtet in Spielekonsolen und Handhelds vorzufinden sind.
Denn es gibt meines Wissens keine Spielehardware, keine Softwareumgebung, die NICHT an anderer Stelle emuliert werden kann, sofern die Hardware leistungsfähig genug ist. Alles, was digital funktioniert und in digitaler Form gespeichert wird, kann mit genügend Mühe und KnowHow in einem unabhängigen anderen digitalen System funktionieren und wiedergegeben werden. Denn alle haben sie eine gemeinsame Grundlage. Überall werden Nullen und Einsen verwendet, Bits und Bytes, diesselben mathematisch-logischen Grundlagen.
Aber warum sollte man das machen? Warum Mannjahre um Mannjahre Entwicklungszeit in einen Emulator stecken, der nichts weiter kann als uralte, häßliche Spiele wiederzugeben?
Nun, zum einen wird es gemacht, weil es möglich ist. Passionierte Bergsteiger besteigen den Berg auch nur, weil er da ist. Hacker und Cracker hacken und cracken Sicherheitsvorkehrungen, weil sie da sind. Alles, was möglich und denkbar ist, wird mindestens einmal getan und/oder angedacht.
Aber, das ist doch verboten, oder?
Hmmm, schwieriges Thema. Gerade bei Software und technischen Lösungen gibt es haufenweise Rechtsstreitigkeiten über die Urheberschaft und Rechtmäßigkeit einer bestimmten Problemlösung. Emulatoren sind aber in der Regel keine "Eins zu Eins"-Nachbauten, die sich geschützter Marken, Muster und Patente bedienen, sondern oft genug nur ähnliche Lösungen für das Problem, wie man zB. die Daten aus einem SNES-Modul so verarbeitet, dass das Spiel genauso funktioniert, wie in der Original-Konsole.
Auch wenn zB. Sony und Nintendo mit all ihrer geballten Finanzkraft und ihren großen Rechtsabteilungen der Emulator-Szene das Leben höchst erschwerlich machen könnten, so hat man sich bisher in Zurückhaltung geübt. Nur Sony ist einst gegen bleem!, einen kommerziellen PSX-Emulator vorgegangen. Neuere Rechtsfälle sind mir nicht bekannt.
Sprich, Emulatoren bewegen sich rechtlich in einer Grauzone. Nicht ausdrücklich und explizit verboten, aber auch nicht definitv und klar erlaubt. Schrecklich, nicht? Diese Ungewissheit! :)
Ok, aber was für einen Sinn haben diese Emulatoren?
Was für einen Sinn? Da möchte ich mal ganz pathetisch postulieren: Emulatoren sind wichtig als Hüter der Vergangenheit!
Gerade in der sehr schnellebigen und flüchtigen Digitalen Welt, in der neue, inkompatible Betriebssystemversionen auf einen Schlag ganze Software-Bibliotheken unbrauchbar machen, in der Firmen ruckzuck vom Erdboden verschwinden oder bestimmte Produke einfach nicht mehr hergestellt und verkauft werden, ist es umso wichtiger, dass diese alte Software nicht verloren geht. Denn für mich sind Emulatoren nur Mittel zum Zweck. Nur der Emulator alleine interessiert mich genaus so sehr, wie der Hammer, der sich in meinem Werkzeugkoffer befindet. Wichtig wird der Hammer aber erst dann, wenn ich die Wände der Wohnung mit schröcklichen Bildern und/oder Bücherregalen verunzieren möchte. Ein Emulator und ROMs sind nur ein Werkzeug, ein Hilfsmittel, damit die Schätze der Vergangenheit nicht verloren gehen, nur weil ein Bauteil der alten Konsolen-Hardware zu Bruch geht oder die alte Cartridge wegen Materialmüdigkeit nicht mehr ausgelesen werden kann.
Emulatoren sind für mich Museen, in denen bis in alle Ewigkeit die Dinge der Vergangenheit aufbewahrt werden können. Denn Spiele sind für mich kein Ex- und Hopp-Konsumgut, sondern Teil meiner Jugend, meines Lebens. Computerspiele sind für mich Kulturgeschichte geworden, die des Archivierens würdig ist.