Samstag, 26. Mai 2007

Innovation vs. Tradition

Seit Jahren hört man ja immer wieder die Klage, heutige Spiele seien langweilig, uninspiriert und stupide Kopien alter Gameplay-Prinzipien. Interessanterweise werden diese Klagen zwar sehr lautstark geäussert, auch ich äussere mich hin und wieder in dieser Richtung, wenn es aber dann darum geht diese geäusserten Vorlieben auch in den Kauf entsprechend innovativer, ungewöhnlicher und ausgefallener Titel umzusetzen ... da sieht es dann in der Regel ganz anders aus. Was jetzt nicht bedeutet, dass man hier gerne so redet und dann anders handelt, sondern dass der überwiegende Großteil der Käufer, die schweigende Mehrheit eben KEINE Innovation haben möchte. Spiele wie Battlezone, Beyond Good&Evil oder Psychonauts, die von der Kritik mit Awards und wohlwollenden Reviews nur so überhauft wurden ... blieben im Regal liegen wie ranzige Vorkriegsbutter, während simple Fortsetzungen nur so den Läden aus den Händen gerissen werden.

Anlässlich der gerade tobenden Hysterie um Starcraft 2 und auch schon anlässlich der Begeisterung für C&C3, die erst vor wenigen Wochen durch die versammelte Spielerschaft tobte, habe ich mich gefragt, was man gerade von Fortsetzungen bekannter und etablierter Marken erwarten sollte. Im Grunde ist die Antwort einfach ...

Frei nach Konrad Adenauer: Keine Experimente!

EA hat dies von allen Publishern als erster erkannt und hat sich vor allem mit den alljährlichen Auflagen der immer gleichen Sportspiele einen soliden, berechenbaren Umsatzfaktor geschaffen. Die einzigen Veränderungen dieser Spiele betreffen in erster Linie nur die aktuellen Liga-Daten und kosmetische Veränderungen an Interface oder Graphik. Wird gekauft, als ob es morgen keine Videospiele mehr gäbe. Weil die Leute von Spielen keine kulturelle Revolution, sondern "nur" bloße Unterhaltung erwarten. Kein Umdenken, nichts neues. Nichts, was den Feierabend unnötig aufmischt.

Ich persönlich habe seit dem zweiten Teil von Knights of the Old Republic meinen Frieden mit "Fortsetzungen" geschlossen. Hier habe ich für mich festgestellt, dass es nicht immer "Innovation" ums Verrecken sein muss.

Andererseits ... wäre ich bereit für einen dritten oder vierten oder fünften Teil immer wieder den vollen Preis zu bezahlen, wenn diese Spiele jedoch allesamt nur Addon-Charakter haben? Wahrscheinlich nicht. Mit Sicherheit nicht. So hin und wieder hätte man dann doch etwas neues. Eine Veränderung. Eine neue Perpektive.

Nein, es ist nicht einfach mit uns Spielern. Nicht ohne Grund wird die Spiele-Industrie (wie jede Unterhaltungs-Branche) als hochriskantes Geschäftsumfeld bewertet, wo Top und Flop eng beisammen liegen. Deswegen bekommen wir auch immer mehr Spiele, die wie aus dem Zielgruppen-Baukasten zusammengesetzt wirken. Eben WEIL sie maßgeschneidert auf entsprechende Zielgruppen hin kontruiert wurden. Keine Seele, Spiele-FastFood, Risikominimierung als hauptsächliches Designziel während der Entwicklung. Ob das allerdings der richtige Weg ist, sei mal dahingestellt. Zu leicht kann man hier sein Blatt überreizen, wie zB. CDV merken musste, als die Kundschaft irgendwann einfach keine WWII-Spiele mehr sehen konnte und wollte.

Um es also abschliessend mit den Worten des großartigen Walter Gillers zu sagen:

"Es bleibt schwierig!" :)