Samstag, 12. September 2009

Schadenfreude

"Schadenfreude". Ein Begriff, der nicht nur seinen Weg aus dem Deutschen in das Englische gefunden hat, sondern der mir gerade auf der Zunge liegt, um die Gefühle zu beschreiben, die mich beim Lesen dieser News überkamen.

"Wolfenstein", der im Übermaß verkonsolidierte und mit zeitgemäßen Zielgruppen-MustHave-Features aufgedonnerte aktuelle Vertreter des Wolfenstein-Franchises, trotz seiner massenkompatiblen Ausführung und Anbiederung an all das, was derzeit als "im Trend" bezeichnet wird, liegt wie Blei in den Regalen. Japp, kein Schwein interessiert sich für das Spiel. In den USA, dem größten Spielemarkt der Welt, haben sich in den ersten drei Verkaufswochen lediglich 17.000 Käufer gefunden. Auch wenn man berücksichtigt, dass die Spieleumsätze in den USA generell massiv einbrechen und das Spiel in der traditionell schwachen Sommerzeit veröffentlicht wurde, so ist das nicht viel, um es höflich auszudrücken.

Komisch ... und dabei hatte man doch alles richtig gemacht, das Spiel am Reissbrett exakt nach den Bedürfnissen der Shooter-Zielgruppe entworfen.

Nazis? Check!
Blut und Gedärme? Check!
Zombies? Check!
Sandbox-Gameplayfeatures? Check!
Savepoints? Check!
Auto-Heal? Check!
Controller-optimiertes Gameplay? Check!
Magisches Superhelden-Gameplay-Erweiterungsdingenskirchen? Check!

Tja ... hat alles nichts geholfen. Woran es nun letztendlich gelegen hat, kann ich natürlich nicht sagen, nur spekulieren:

War es das Anbiedern an den Massengeschmack zu einem Zeitpunkt, an dem die Masse ihres momentanen Geschmackes überdrüssig wird? War es das uninspirierte Zusammenrühren irgendwelcher Features, Settings und Handlungsstränge, ohne dass sich aus diesem Kuddelmuddel ein koheräntes und sich von der Konkurrenz deutlich absetzbares Spiel herausgebildet hat? Nur ein "Me too", ein typischer 08/15-Konsolenshooter, welcher die Fans des Franchises nicht genug anzieht und ausserhalb des Franchises erfolglos in Call of Duty-Jagdgründen wildert? Es ist bezeichnend, dass nicht wenige Leute nach ihren ersten Eindrücken von "Wolfenstein" einfach auf den Nazi Zombie-Abschnitt von "Call of Duty: World at War" verweisen, der ihrer Meinung nach besser sei. Es scheint, als sei es dem Spiel "Wolfenstein" und dem Marketing nicht gelungen, die Essenz des Franchises herauszuarbeiten, deutlich zu machen, warum "Wolfenstein" eben KEINER der üblichen WK2-Shooter ist. Es scheint, als ob "Wolfenstein" bei Raven Software nur den Status einer hohlen Kommerz- und Auftragsarbeit innehatte. Beziehungsweise, dass das Feuer, die Kreativität und die Begeisterung, die im Team vorhanden sein muss, um aus einer reinen Auftragsarbeit ein bemerkenswertes Spiel zu machen, bei Raven Software nicht mehr gegeben ist. Been there, done that. Just another shooter to pay the bills.

Wie auch immer ... der geneigte Leser sieht mich ob dieser Nachricht nicht gerade in Tränen ausbrechen.

Der geneigte Leser sieht mich nur auf den Zeitpunkt warten, an dem es "Wolfenstein 3D" und "Spear of Destiny" bei GOG.com für jeweils 6 Dollar gibt. Und als Extra Klingeltöne fürs Handy ... "Mein Leben", "Guten Tag", "Halt, wer da!", Ausschnitte aus dem Horst-Wessel-Lied sowie eine DVD von "Der Goldene Nazivampir von Absam 2 – Das Geheimnis von Schloß Kottlitz".



Hehe ... ich glaube, ich weiß jetzt, was dieser Neuauflage fehlte ... Trash! Wolfenstein war trashig, geschmacklos und trashig. So wie "Ilsa - She Wolf of the SS". Oder eben der oben erwähnte Streifen.