Dienstag, 3. April 2007

Spellforce ist schuld! :)

Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass ich meine Version von STALKER nicht im Laden gekauft habe. Nicht nur, weil es das Spiel zu dem Zeitpunkt noch gar nicht zu kaufen gab, sondern weil ich in diesem Posting schrieb: "Ok, gesaugt und nur mal kurz reingeschaut ..."

Ja, ich habe (so wie aberzehntausende Interessierte in den kommenden Tagen und Wochen) mir STALKER aus dem Netz gezogen. Für umme, als Schwarzkopie. Weil ich neugierig war. Weil ich wissen wollte, wie sich das Teil spielt.

Habe ich ein schlechtes Gewissen deswegen? Schliesslich verstoße ich wahrscheinlich nicht nur gegen das bundesdeutsche, sondern vielleicht auch gegen das ukrainische (GSC) und/oder us-amerikanische (THQ) Urheberrecht.

Ach ... so direkt gefragt: Nö! Warum auch? Gefällt mir das Spiel, wird es gekauft. Bin ich skeptisch oder ich muss an mich halten, dass ich nicht bereits beim Betrachten des Ladebildschirmes das Mittagessen über das Keyboard verteile, werden die Daten entweder gleich gelöscht oder mal zurückgelegt, bis ein Patch die gröbsten Klötze entfernt und man sich das Spiel erneut anschauen kann.

Ich habe früher als Schüler Computerspiele NUR und AUSCHLIESSLICH als Kopien erlebt. Bis mir beim Anblick einer Castle Wolfenstein-Packung doch klarer wurde, dass das Kürzel "GCS", welches ich von Spielen her kannte, nicht der Name des Entwicklers, sondern die Abkürzung für "German Cracking Service", einer C64-Releasegroup war. Ok, Spiele konnten also auch im Laden gekauft werden. Hmm, interessierte mich nicht, da ich weder das Geld für die Software, noch für einen eigenen C64 hatte. Es hat nur hin und wieder für ein Buch aus der Heyne Science Fiction-Reihe gereicht. Mehr war nicht drin. Man hatte früh gelernt Prioritäten zu setzen.

Später im Studium floss der Monetenstrom eine Weile betrüblich an mir vorbei, so dass ich (wie nicht wenige andere Kommilitonen), mir mit dem Rechner des Zimmernachbarn aushalf und ihm im Gegenzug für (nahezu) uneingeschränkte 24/7-Zugriffsrechte jedes Spiel besorgte. Denn wie damals in der Schule hat es ausgereicht einfach die richtigen Leute zu kennen. Und das war gar nicht so schwierig, wie man sich dies heute vorstellt, wenn P2P-Gegner herumschwadronieren, wie sehr das Internet den Zugriff auf Kopien erleichert hätten. Bullshit! Auch ohne Verklärung vergangener Jugendzeiten: Ob ich heute einfach den Rechner anwerfe und auf "Download" klicke oder mit einer Packung Leerdisketten und einem Kasten Bier beim"Supplier" vorbeischaute, der dann wiederum mich als "Supplier" nutzte, um seine Lücken in der Sammlung zu schliessen ... es war auch damals ein Kinderspiel und überhaupt keine Mühe.

Dann, eines Tages, ergatterte ich einen festen, dauerhaften Studi-Job. Nicht nur in den Semesterferien. Nein, jede Woche, jeden Monat. Regelmäßige Überweisungen. Kohle! Schotter!

Und was hat dies in Bezug auf Spiele bedeutet? Ich habe dann plötzlich begonnen Spiele zu kaufen. Weil es mir plötzlich leisten konnte. Weil meine Kaufkraft entsprechend hoch genug war. Mein erstes, richtig gekauftes Nicht-Shareware-, Nicht-Budget-Spiel: Blue Byte's "Battle Isle"! Für 120,- DM! YESSSS!

Dann waren Kopien kein Thema mehr. Wieso auch? Ich konnte mir die Spiele jetzt kaufen. Und das hielt auch lange Zeit an, auch wenn ich immer noch genügend Leute kannte, die es mir besorgen konnten ;)

Aber ... irgendwann hielt die Dunkelheit, das Böse Einzug im Paradies. Ich war schon einige Zeit recht angekäst, weil ich ständig bei Gamecopyworld oder Astalavista vorbeischauen musste, um die für den Spielstart notwendigen NoCD-Exe's zu besorgen. Vor allem in Zusammenspiel mit der damals aktuellen Version von Norton Antivirus und Securom gab es viele Probleme. Auch erlebte ich es immer öfter, dass sich ein Spiel nach dem begeisterten Zocken der Demo als rechter Rohrkrepierer entpuppte. Ich kam mir immer öfter, zu gut Deutsch, verarscht und verhohnepiepelt vor. Ich hatte immer weniger Lust 40 Öhre (80-90 DM) für Software auf den Tisch zu legen, die dann doch sehr schnell im Regal Staub ansetzte.

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, war dann Spellforce. Spellforce, dessen Bug- und Releasedebakel nur noch von Gothic 3 übertroffen wurde.

Seit diesem Tag lade ich mir ein Spiel, welches mich interessiert, aus dem Netz, so dass ich es in aller Ruhe in Augenschein nehmen kann. Das KOMPLETTE Spiel. Nicht nur eine für Marketingzwecke optimierte Demo. Das FERTIGE Spiel. Mit allen Bugs und Fehlern und Inhalten, für die ich sonst ungeprüft 40 Euro bezahlen müsste.

Übrigens, es hat schon seinen Grund, warum man nur sehr selten Computerspiele in den einschlägigen Verkaufsstellen vor dem Kauf Probespielen kann. Wenn der Hersteller (wie bei den Konsolen) keine offiziell lizensierten Vorführstationen dem Einzelhandel zur Verfügung stellt, ist es schlichtweg NICHT ERLAUBT ein Spiel in der Öffentlichkeit, vom Kunden anspielen zu lassen. Weil Du als Einzelhändler dafür eine Aufführungserlaubnis des Herstellers benötigst. Welche der Hersteller natürlich nicht erteilt. Klar, mit Demos kannst Du das lang und breit tun. Aber mit Vollversionen? No fuckin way ... warum wohl?

Ich hatte kurz nach dem Desaster mit Spellforce einen kurzen Text geschrieben, um meinen fast unerträglichen Frust und Zorn loszuwerden. Den ich Euch natürlich nicht vorenthalten möchte. Sprich, mein ganzes bisheriger Sermon diente eigentlich nur als Einleitung, damit ich diesen Text bringen kann. Tut beim Lesen des folgenden Beitrages also einfach so, als ob jetzt Oktober 2003 sei ...