Montag, 23. April 2007

Der toitsche Entwickler als solcher

Quo Vadis! So nennt man die Konferenz, die seit vier Jahren Spiele-Entwickler aus ganz Deutschland nach Berlin bringt, wo man sich gegenseitig auf die Schultern klopft und sich Mut zuspricht, wenn sich alle Welt mal wieder gegen toitsche Spiele verschworen hat.

Quo Vadis! Ein Name, der eine ganze Menge über den Zustand der bundesdeutschen Spielelandschaft aussagt, denn auch dieses Jahr suhlt man sich (wie in diversen Publikationen seit ein paar Tagen zu lesen) im Elend der Frage, warum deutsche Spiele ums Verrecken keinen Stich auf dem internationalen Markt machen. Einer derjenigen Schlauköpfe, die dort jedes im Prinzip den Finger genau auf die Wunde legen, aber dennoch Jahr um Jahr genauso weitermachen ist Teut Weidemann. Weidemann gilt in Deutschland als Mann mit Erfahrung, sein Wort hat hierzulande Gewicht. Was in meinen Augen eher etwas darüber aussagt, wie klein und provinziell die deutsche Szene ist. Aber egal ... er sagt zu diesem Thema folgendes:

"Weidemann glaubt, dass typische deutsche Entwickler die Welt nicht verstehen, sie hätten Scheuklappen vor den Augen und würden Ideen weiterentwickeln, die außerhalb Deutschlands nicht ankämen."

Eigentlich, eigentlich hat er da genau ins Schwarze getroffen. Und im Grunde muss man ihm da voll und ganz zustimmen. Ich persönlich habe mit diesem Satz kein Problem. Ich habe nur ein Problem mit dem Mund, aus dem dieser Satz kam. Teut Weidemann ist in meinen Augen Teil des Problemes, dass er hier beschreibt und gerade er sollte besser bei diesem Thema die Klappe halten. Weidemann hat vor einer Weile in einigen (leider nicht mehr online einsehbaren) Threads im USF-Forum so derart den arroganten Fatzke heraushängen lassen, die Meinung und die Wünsche von Kunden und Spielern so massiv mit Füßen getreten, dass mir im Zuge des danach folgenden Söldner-Debakels und der Auflösung von Wings Simulations nur höhnisches und schadenfreudiges Gelächer entfuhr.

Am Zustand der deutschen Spielelandschaft ist zu nahezu 99% verantwortlich ... der deutsche Entwickler als solcher. Er hat eine ganz bestimmte Vorstellung davon, wie SEIN Spiel zu sein hat. Er gestaltet das Spiel nahezu ausnahmslos nach seinen Wünschen. Vorschläge und Kritik im Zuge des Projektes werden als Majestätsbeleidigung aufgefasst und unwirsch ignoriert. Er erwartet vom Kunden, dass dieser SEIN Spiel kauft und ansonsten die Klappe hält. Kauft der Kunde SEIN Spiel nicht, ist selbstverständlich der phöse Raubkopierer schuld. Oder der Publisher, der zu wenig Werbung gemacht hat. Oder der Massengeschmack, dem man natürlich NICHT nachgegeben hat. Lieber geht man als Gralshüter des WAHREN Spieles wie die Nibelungen brennend unter, anstatt dem gräßlichen Massengeschmack auch nur den kleinen Finger zu reichen. Bezeichnenderweise werden Hinweise auf die Dominanz deutscher Entwickler bei Browser-Spielen und Handy-Games im stolzen Ton von Siegesmeldungen der OHL (Oberste Heeresleitung) bekanntgegeben. Jahaaaaa, da sind wirrr führrrend!

Nein, ich bin nicht gerade nicht sonderlich fair. Macht nix. Trifft schon die richtigen ...

Ja, ich klammere hier ausdrücklich Entwickler wie zB. Crytek und Factor5 aus. Das sind ja auch keine toitschen Entwickler. Bei Crytek ist Geschäftssprache Englisch, die Mehrheit der Belegschaft kommt aus allen Ecken der Welt und Factor5 ist heute fast ein internes Team von LucasArts. Beide Firmen haben nämlich dem gemeinen deutschen Entwickler, dem Coder Germanicus Vulgaris, eines voraus ... sie haben sehr schnell gemerkt, dass Nabelschau und das Herumreiten auf "Aber wir sind doch was Deutsches" im Bereich Computerspiele der schnellste Weg in die Bedeutungslosigkeit ist.

Und deswegen, werter Teut (und wie der Name auch hier passt, welch Zufall) und liebe andere toitsche Entwickler, lasst mich abschliessend nur eines sagen: Die Welt dreht sich weiter auch ohne Euch. Nicht rumheulen, machen! Den Horizont erweitern. Den Spielern zuhören (nein, nicht die Hardcore-Fuzzis, die sich in Euren Foren tummeln). Und vor allem ENDLICH damit aufhören, es ums Verrecken nicht so machen zu wollen wie der Ami oder der Japse. Spiele sind keine elitäre Hochkultur, Ihr Schlauberger! Spiele sind reine, pure Unterhaltung! Weniger Kopf, mehr Herz und Gefühl, meine Herren!