Montag, 11. Mai 2009

Gamer, Blogger, Bauernfänger

Was würdet Ihr davon halten, wenn ein nicht ganz unbekannter Name des deutschen Spielejournalismus sich mit anderen, nicht ganz unbekannten Namen des deutschen Spielejournalimus zusammentut und ein neues Online-Magazin auf die Beine stellt?

Nun, ihr würdet vielleicht sagen, dass ihr Euch schon gefragt hattet, ob diese Namen überhaupt noch unter uns Lebenden weilen und was diese Leute nun so treiben. Ihr würdet vielleicht sagen, dass man sich dieses neue Projekt mal anschauen könnte. Vielleicht taugt es ja was.

Was würdet ihr davon halten, wenn dieses neue Online-Magazin eine starke WebZwoNull-Komponente hat, man nicht nur Meldungen und Artikel kommentieren, sondern sogar selber Inhalte liefern kann?

Nun, Wikipedia ist was feines. Etwas sehr feines sogar. Wenn man etwas in der Art im Spielebereich aufziehen könnte, ein Community-Projekt, frei von den Beeinflussungen der Publisher, das wäre doch was, nicht?

Was würdet ihr davon halten, wenn sich herausstellt, dass dies doch kein Community-Projekt wird, sondern ein kommerzielles Online-Magazin, welches einen nicht unerheblichen Anteil seiner Inhalte von Amateuren ohne Bezahlung beziehen soll, um die Herstellungskosten zu drücken?

Ich weiß nicht, was ihr dazu sagen würdet ... ich sage hierzu nur:

Geht's noch?

Man nehme ein Ranking-System, um naive, dumme Amateure mit Schwanzvergleichsbedürfnis zum Schreiben kostenloser Texte zu animieren. Diese Texte werden dann von professionellen Redakteuren redigiert (weil die Amateure ja nach Aussage von GamersGlobal keine Ahnung vom Texteschreiben haben) und veröffentlicht. Werbeeinnahmen verbleiben natürlich bei den Betreibern der Seite, den Autoren bleibt nur eine Schwanzvergleichspunktzahl und die Illusion, von ehem. Größen der Branche an das Schreiben professioneller Texte herangeführt zu werden.

Nochmals in aller Deutlichkeit: Wer dort mitmacht, verhilft einem kommerziellen (!) Portal zu kostenlosen, redaktionellen Inhalten, die weit, WEIT über die übliche Lesertest-Ecke hinausgehen. Man bekommt dort keinen Cent, man darf sich höchstens einreden, jetzt total superwichtig zu sein. Und was die Urheberschaft an den eingelieferten Texten betrifft, so wird diese nach der redaktionellen Überarbeitung wahrscheinlich bei Gamers Global liegen und nicht mehr bei den eigentlichen Autoren.

Sehr geehrter Herr Langer, vielleicht täusche ich mich auch. Vielleicht haben Sie Ihre Idee nur höchst unglücklich kommuniziert oder die Hälfte der Erklärungen vergessen, so dass ich Ihr Projekt mißverständlich aufgefasst habe. In diesem Falle würde ich mich natürlich entschuldigen, meine Kritikpunkte entsprechend revidieren und Ihnen viel Erfolg wünschen.

Vielleicht täusche ich mich auch nicht und Sie versuchen einfach auf die übliche Praktikannten/Studenten-Tour billig an redaktionelle Inhalte zu kommen, so wie es immer mehr Agenturen und Firmen in diesem Umfeld versuchen, weil der Werbemarkt zusammengebrochen ist und man entweder kein Geld mehr hat oder ganz grundsätzlich nichts investieren, sondern nur schnell abzocken möchte. In diesem Falle wünsche ich Ihrem Projekt dann natürlich den Erfolg, den es so zwangsläufig haben wird: Nämlich gar keinen!