Montag, 5. Januar 2009

So auf den ersten Blick ...

Während seit Stunden sogar die badische Rheinebene, traditionell nicht gerade mit Schnee gesegnet, sich weiß und reichlich schmückt, schliesse ich mich in die heimischen, warmen und gemütlichen Räumlichkeiten ein und widme mich einem neuen Spiel aus dem GOG-Katalog.

So auf den ersten Blick ist "Second Sight" kein schlechtes Spiel. Sieht nett aus, hat lustige Physik-Spielereien und eine nicht ganz uninteressante Story. Nicht dass man die Weltrevolution erwarten sollte, aber als nettes, kurzweiliges Freizeitvergnügen könnte das Spiel eigentlich gut durchgehen. Was im Grunde genau das ist, was ich von einem Spiel erwarte.

Auf den zweiten Blick jedoch krankt dieser Titel leider an der üblichen Konsolitis. Will sagen ... anstatt ein Spiel vernünftig (!) und adäquat (!) an die Gegebenheiten auf einem PC anzupassen, wird nur das übliche HuschhuschSchnellschnell-Geschludere veranstaltet und sich dann gewundert, warum die PC-Spieler derartige Grütze als Vollpreis-Spiel links liegen lassen. Muss bestimmt was mit Raubkopien und/oder dem Gebrauchtmarkt zu tun haben, oder nicht?

Die Kamera, gerade für ein Spiel, in dem Schleichen und Ausweichen zentrale Punkte des Gameplays sind, leidet zB. darunter, dass man den Code, der in Kombination mit den Analogsticks eines Gamepads Sinn ergibt, unverändert für die PC-übliche Maussteuerung verwendet. Beim Laufen wobbelt die Kamera permanent hinter dem Char hin und her, so dass ich kurz davor bin einen epileptischen Anfall zu bekommen. Und kauert man hinter Kisten, Wänden und Barrieren, um sich an zig Wachen vorbeizuschmuggeln, neigt die Kamera nach kürzerster Zeit dazu, sich wieder auf die Augenebene des Chars einzupendeln, so dass oft genug die einzige Möglichkeit sich einen Überblick zu verschaffen, wer denn gerade bitte wo steht und wohin blickt ... darin besteht aufzustehen und sich naturprall den Wachen auf dem Präsentierteller anzubieten. Was dummerweise ein zentrales Gameplay-Feature, das Schleichen, ad absurdum führt. Und von den nicht wenigen Fällen, in denen die Kamera sich in einem Winkel festfrisst, in dem man nun GAR NICHTS sieht ausser Wand, so dass der Char auch wieder die Deckung verlassen muss, um die Kamera zu lösen und einen neuen Anlauf zu versuchen, was gerne dazu führt, dass man nur wenige Sekunden später zurück zum letzten Checkpoint geworfen wird, weil man nach dem Willen der Leveldesigner eben in Deckung hätte bleiben sollen ...


*seufz*

Durch intensives Herumspielen und Verändern der Tastaturbelegung und Maus-Sensitivität kann man zwar ein wenig retten, da diese Einstellungen jedoch nur im Hauptmenü vorgenommen werden können, kann man natürlich jedes Mal erst wieder beim letzten Checkpoint anfangen ...

Damit nicht genug, stirbt man auch dann gerne, weil man, als typisches Konsolenspiel, nicht präzise mit der Maus auf Feinde zielen kann, sondern das traditionell dreissig Kilometer große Fadenkreuz auf die Feinde "einschnappen" lassen muss. Was zwar das Zielen auf EINEN Feind sehr leicht macht, das Wechseln zwischen mehreren Zielen jedoch zu einem angestrengten Mausgeschiebe führt, bis das Fadenkreuz sich endlich bemüßigt fühlt, den nächsten Gegner auszuwählen. Was, wie man sich vielleicht denken kann, im hektischen Feuergefecht oft genug dazu führt, dass sich das Fadenkreuz auf irgendeinen unbedeutenden, derzeit ungefährlichen Gegner weiter hinter konzentriert, während der Soldat direkt vor dem Spielerchar Zeit und Muße genug hat, um ganz gemütlich meine Healthbar auf Null zu reduzieren. Und mich auch hier wieder zum letzten Checkpoint zurück zu befördern ...


*arghlll*

Als Ausgleich für diese Interface-Katastrophen hat man den Gegnern eine selten dämliche KD (Künstliche Dummheit) verpasst, so dass durchaus gewisse Überlebenschancen hat und in der Regel nur kurz vor Schluss wieder auf den letzten Checkpoint zurückgreifen muss, weil als Ausgleich für die künstliche Dummheit der Gegner die Herren bei Free Radical die Gegner kurzerhand respawnen lassen. Natürlich immer im Rücken des Spielers, wenn dieser denkt gerade irgendwo in Deckung zu stehen und erst wieder genügend Psi-Energie regenieren muss, um die Selbstheilung aufzurufen. Wie gehabt, zurück zum letzten Checkpoint, vielen Dank!


*neiiiiiin*

Ach ja, die Checkpoints. Ist ja eine Umsetzung eines Konsolenspieles. Es gibt pro Mission nicht viele Checkpoints. Oft genug nur einen. Den direkt am Start der jeweiligen Mission. Loost man aus besagten Gründen dann mitten drin ab oder versucht wieder verzweifelt mit Maus-Einstellungen die Kamerabewegung zu bändigen, muss man oft genug wieder von vorne anfangen. Ich hasse es, ich hasse es derart, ihr könnt es Euch nicht vorstellen, wie mir diese Art Savegame-System mittlerweile auf den Sack geht. ICH HASSE ES!!!!!!

Kurz gesagt, das war trotz eines Preises von nur 5,99 $ ein klassischer Griff ins Klo. Schade eigentlich, denn wie bereits anfangs erwähnt, hätte "Second Sight" mit einer kontrollierbareren Kameraführung und einem etwas komfortableren Savegame-System eine nette Sache sein können ...