Freitag, 9. Januar 2009

Anderthalb Millionen

Ein schönes Beispiel für die mittlerweile im internationalen Spiele-Bisiness erforderlichen Umsätze, um die Kosten für die Produktion und das Marketing sogenannter AAA-Titel wieder hereinzuholen, gibt aktuell Eidos, die sich bitterlich darüber beklagen, wie schlecht Tomb Raider Underworld im Weihnachtsgeschäft in den USA gelaufen ist.

Weltweit hat man "nur" ca. 1.5 Millionen Stück umsetzen können.

Nur.

Ähnlich wie vor einigen Monaten Eidos schon darüber klagte, wie unzufrieden man mit den ebenfalls so um die 1.5 Millionen verkauften Exemplaren für "Kane & Lynch" war.

Zum Vergleich sollte man sich vergegenwärtigen, dass Blizzard etwa zehn Jahre zuvor eine begeisterte Pressemeldung herausgegeben hatte, in der stolz davon berichtet wurde, dass sich Starcraft zu diesem Zeitpunkt weltweit anderthalb Millionen mal verkauft hat und somit zu den damals erfolgreichsten PC-Titeln überhaupt zählte. Und gerne erwähne ich auch wieder Stardocks "Sins of Solar Empire" welches angesichts eines Gesamtbudget von nicht einmal 1 Million Dollar sich mittlerweile über 500.000 mal verkauft hat und Stardock fette Profite (und nicht nur fette Umsätze) beschert.

Es wundert mich nicht, wenn zB. Activisons CEO, Bobby Kotick, nach der Übernahme von Vivendis Spielesparte rigoros ausmistete und jedes Projekt einstellte oder verscherbelte, welches nicht ein Minimum von mehreren Millionen potentiellen Verkäufen versprach. Ein Konzern dieser Größe kann angesichts der mittlerweile enormen Produktionskosten nicht mehr mit Spielen überleben, die sich "nur" ein bis zwei Millionen mal verkaufen. Ein Konzern dieser Größe muss auch angesichts eines übersättigten und mit Titeln überfluteten Marktes immense Summen in das Marketing stecken, um genügend Käufer anzulocken. Es wundert mich daher auch nicht, wenn EA das geplante Addon zu Red Alert 3 nur als Download anbieten möchte und keine Rede von einer Retail-Version ist. Es wundert mich nicht, wenn EA mittlerweile zu Kreuze kriecht und Titel nun auch über Steam anbietet. Denn mit allen Tricks und Kniffen müssen die Major Publisher versuchen, die Profitmargen so hoch wie möglich zu halten, da mittlerweile klar ist, dass das Umsatzwachstum der letzten Jahre nicht anhalten wird.

Zudem werden wir in den nächsten Jahren noch weitere Fusionen, Studioschliessungen und Aufkäufe erleben, weil die Majors erkennen, dass sie das derzeitige Titel-Angebot an AAA-Titeln ausdünnen müssen, um noch auf die notwendigen Umsätze zu kommen. Sprich, es tun sich dadurch aber immer mehr Nischen und Lücken für Anbieter auf, welche diejenige Kundschaft aufnehmen, die am allmählich dünner werdenden Mainstream-Angebot der Majors kein Interesse mehr haben. Eine Entwicklung, die doch sehr an die Musikbranche erinnert, wo die Antwort der Majors auf den sich allmählich aufsplitternden Musikgeschmack der Leute darin bestand, sich auf die größten und profitabelsten Acts zu konzentrieren, während man aus betriebswirtschaftlichen Gründen die Nische einem gigantischen Rattenschwanz kleiner Labels überließ, überlassen musste, weil ein Konzern wie Warner nicht von 10.000 verkauften CDs leben kann, sondern min. 1.000.000 verkaufte CDs benötigte, um die Produktionskosten für zB. ein neues Madonna-Album wieder einzuspielen.

Schau mer mal ... es bleibt spannend!