Sonntag, 2. Dezember 2007

Your game magazine sucks

Gamespot-Redakteur wahrscheinlich doch auf Druck eines Publishers, bzw. auf Grund interner Bestrebungen, den Publishern generell mit wohlgefälligen Artikeln entgegenzukommen, entlassen worden.

Kein Einzelfall, Druck der Publisher auf die sog. Spielepresse ist etwas vollkommen normales.

Aber da erzähle ich hier nichts neues. So oder so hat das jeder von uns zumindest geahnt. Wer zu großen Teilen von den Marketingbudgets der Publisher lebt und ohne Werbung wirtschaftlich nicht überleben kann, der soll bitte nicht so tun, als ob er total geil unabhängig und objektiv sei. Das gibt es in diesem System nicht. Kann schon prinzipiell nicht funktionieren. Wer mir Geld gibt, damit ich über ihn oder seine Produkte schreibe, der darf nicht erwarten, dass der Geldgeber einfach stillhält und gar nichts tut, wenn ich Dinge schreibe, die nicht seinen Gefallen finden. Der Spruch "Solange Deine Füße unter meinem Tisch ..." trifft hier voll und ganz zu.

Andere, sehr viel schlauere Leute als ich, haben diesbezüglich jede Menge Kluges und Wahres gesagt. Übrigens, Gamespot wurde hier noch lobend erwähnt, aber dank eines neuen Besitzers, für den schneller, kurzfristiger Gewinn wichtiger ist als langfristige Leserbindung, ohne die künftig jede Werbeschaltung ins Leere läuft, folgt auch dieses Beispiel seinen Print-Vettern auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit. Wer bitte wird künftig Gamespot-Reviews noch ernst nehmen können? Warum sollte ich Gamespot dann überhaupt noch in meinem Browser aufrufen?

Die Chinesen haben ein nettes Sprichwort, nein, einen Fluch: "Mögest Du in interessanten Zeiten leben!". Nun, "interessant" ist für die in rasendem Tempo stattfindenden Veränderungen, die das Internet, die das am Horizont heraufziehende Informationszeitalter verursacht, gar kein Ausdruck. Die Anzahl der Branchen, für die das wirklich ein Fluch ist, weil sie immer unwichtiger werden, nimmt beständig zu.

Nun, mir persönlich kann das mittlerweile scheissegal sein. Ich teste selber. Ohne den Druck ein bestimmtes Testergebnis erzielen zu müssen. Ohne den Druck, sich hastig durch nur den ersten Level zu klicken, weil der Redaktionsschluss ein ausführliches in Augenschein nehmen verhindert. Ich brauche kein "Game Magazine" mehr. Und da ich dank Adblock auch all die bunten Blinkebanner und zappelnden Flash-Overlays nicht mehr sehe, brauche ich wohl auch langfristig keine Online-Magazine.

Obwohl, halt ... ist es nicht nur eine Frage der Zeit, bis Seiten wie das Release-(B)Log Werbung von Publishern schalten werden, weil a) der Kosument dorthin abgewandert ist, b) die Publisher folgen müssen, wenn sie den Konsumenten noch erreichen wollen und man c) P2P endlich als kostenloses Marketinginstrument mit gigantischer Reichweite verstanden hat?

Wir werden sehen, es bleibt spannend :)

Nachtrag:
Mehr Links zu schlauen Artikeln bezüglich dieses Themas finden sich bei Kotaku. Zu empfehlen ist hier vor allem das Gamasutra-Editorial. Und ja, auch ich würde es sehr, sehr gerne sehen, wenn diese lächerlichen Prozent-Wertungen, wenn überhaupt jede Art von "Wert-Ziffer" wegfallen würde. Himmel, das sind kreative Werke und keine Waschmaschinen, die man wie bei Stiftung Warentest vollkommen objektiv und neutral bewerten kann ...