Eine Runde Mitleid
Ohhhhh, wie schaaaaaaaaaade ... :)
Während einig Deutschland zumindest teilweise noch in unverbrüchlicher Treue zu Crysis steht, so sind in den USA seit dem Verkaufsstart vor einem Monat gerademal knapp 86.000 Kopien umgesetzt worden. Wohlgemerkt, mit Computerspielen wird der Großteil des Umsatzes in den ersten drei, vier Verkaufswochen gemacht. Alles danach ist in der Regel nur noch ein nettes Taschengeld.
Das ist für Publisher und Entwickler, dezent ausgedrückt, "enttäuschend"!
Ein Projekt mit geschätzten 30-40 Millionen Euro Entwicklungskosten ist DRINGENST auf den großen US-Markt angewiesen, um Gewinn zu machen. Die paar deutschen Hansels reichen schon lange nicht mehr aus. Doch keine Sorge, liebe Crysis-Fans, zur PC-Fassung von Unreal Tournament 3, welches ebenfalls vor einem Monat released wurde, griffen in den USA gerademal 34.000 Kunden. Ob UT3 überhaupt in den deutschen PC-TopTen aufgetaucht ist, bezweifle ich stark.
Die Gründe für diese zT. nur miserabel zu nennenden Verkaufszahlen sind schnell gefunden. Es sind nämlich nur zwei Stück:
Lektion 1: betrifft eher Crysis
Immense, für den Großteil der PC-Besitzer nicht zu erfüllende Hardware-Vorraussetzungen. Die Hardcore-Zocker, die ohne mit der Wimper zu zucken, ihren gerade mal drei Monate alten Rechner wegwerfen, weil das neue Spiel nicht flüssig genug läuft, sind angesichts der heutigen Entwicklungskosten eine viel zu kleine Zielgruppe. Was früher noch einigermaßen funktionierte, weil zB. die ca. 4 Mio. Dollar Produktionskosten für Wing Commander 3 (das damals teuerste Spiel aller Zeiten, auch vom verlangten Endpreis in Höhe von bisweilen 169,- DM) noch durch die Anzahl der aufrüst- und ausgabewilligen Gamer locker eingespielt werden konnten. Heute jedoch ... heute funktioniert dies eben nicht mehr "einfach so".
Lektion 2: betrifft eher UT3
Schaut man sich an, was denn in letzter Zeit noch so erschienen ist, muss man sich nicht wundern, dass selbst qualitativ hochwertig produzierte Titel wie Crysis oder UT3 in der Käufergunst zurückfallen. Nicht jeder Spieler mag Shooter. Nicht jeder Shooter-Fan hat soviel Geld, um sich a) die neueste Hardware und b) alle Shooter leisten zu können, die derzeit erschienen sind. Es wird eine Auswahl getroffen. Es haben im PC-Bereich gewonnen: "CoD4", weil es angesichts der am Bildschirm zu sehenden Action recht moderate Hardware-Anforderungen hat. "The Orange Box", weil diese Spielesammlung ebenfalls sehr gut auf handelsüblichen Mittelklasse-Systemen läuft, das mit Abstand beste Preisleistungsverhältnis bietet und mit "Team Fortress 2" gerade eine Menge potentieller Multiplayer-Spieler bindet.
Und was kann man daraus nun schliessen? Den Tod des PCs als Spieleplattform? :)
Nein, das nicht. Man kann aber einiges über die enorme Bedeutung eines richtig gewählten Releasezeitpunktes erfahren. Über die immer weiter auseinander klaffende Schere zwischen stets steigenden Entwicklungskosten und der nicht mitwachsenden, fixen Größe bestimmter Käuferschichten. Über die nachlassende Bereitschaft von immer mehr PC-Spielern ihre Hardware aktuell zu halten. Über die Wichtigkeit, sich diesem Trend anzupassen und sich mehr Gedanken um Performancesteigerung zu machen, anstatt sich darauf zu verlassen, dass "die neue Hardware es schon richten wird".