Zugegeben. Etwas gelogen. Alle Download-Portale habe ich nicht getestet. Zu Gamesload, Direct2Drive, Metaboli und wie sie noch alle heißen, kann ich nicht viel sagen, da ich freiwillig mein eigenes Geld dort nicht investieren werde. Warum, dazu später mehr. Also beschränke ich mich nur auf die vier Portale, die mir bekannt sind und mit denen ich Erfahrungen gesammelt habe.
Beginnen wir mit dem Star der Szene. Der Mutter aller Download-Dienste ...
STEAM:
Steam war anfangs nur ein immenses Ärgernis für so manche CS-Spieler, die ihre Netzwerk-Freiheit gegen ein zentralisiertes Authentifizierungs-System eintauschen sollten. Dann war Steam ein heftiges Ärgernis für all die Leute, die sich zum Releasetag Half-Life 2 gegönnt hatten und auf Grund eines heftigen Kunden-DoS auf die Steam-Server ihr brav gekauftes Singleplayer-Spiel nicht starten konnten. Doch zum einen hat sich Steam rein technisch und anbindungsmäßig erheblich weiterentwickelt und zum anderen vergißt und verdrängt der Mensch gerne unliebsame und unpassende Fakten und Erfahrungen. Die CS-Spieler haben Steam akzeptiert (so sie nicht die Steam-freien Warez-Versionen benutzen) und für die sonstigen Kunden ist Steam mittlerweile ein Leuchtturm der Bequemlichkeit und (faszinierend genug) ein Beispiel dafür, wie toll doch DRM sein kann, wenn man es nur geschickt genug verpackt.
Der Einkauf ist simpel genug und folgt den üblichen Standards. Man installiert den Steam-Client, legt ein Konto an, legt das gewünschte Spiel in den Warenkorb und bezahlt mit Kreditkarte oder Paypal. Nach nur wenigen Minuten werden die ersten Bits auf die heimische Festplatte geschoben. Narrensicher, bequem und einfach. Ich muss zugeben, dass technische und/oder kognitive Probleme bei Steam mittlerweile nur noch auf Anwenderseite stattfinden, falls sie vorkommen. Steam macht einen ausgereiften und stabilen Eindruck. Einzig die Login-Phase dauert gefühlte Jahrtausende, was aber nur dann störend ist, wenn man Steam nicht permanent im Hintergrund laufen lässt oder gleich beim Systemstart mitlädt.
Neben den rein vertriebstechnischen Aspekten bietet Steam auch diverse Community-Features an. Es kann mit Achievments und Aktivitätsgraden geprotzt werden, was natürlich dem ShowOff-Drang der vornehmlich jugendlich-männlichen Kundschaft von Steam sehr entgegenkommt. Ein integrierter Chat macht Voice-Kommunikation einfach, das Suchen nach "Freunden" und potentiellen Mitspielern ist so simple und bequem wie bei einem ordentlichen MMO. Wer hauptsächlich Freude an Multiplayer-Spielen hat, für den ist Steam kein Ärgernis, sondern eine runde Sache. Und zwar nicht nur für kleine Kinder, sondern grundsätzlich für jeden Multiplayer-Fan. Nur, um hier etwaigen Mißverständnissen vorzubeugen :)
Wer jedoch Singlepayer-Spiele bevorzugt, für den ist Steam zwar eine bequem zu bedienende Einkaufsplattform, jedoch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man bei Steam nichts kauft um es anschliessend vollumfänglich zu besitzen, sondern man erwirbt dort lediglich Nutzungsrechte, die nicht nur Teil einer schnell abgeklickten AGB sind, sondern von Valve über die Steam-Integration des Spielstarts auch tatsächlich umgesetzt werden können. Wenn Valve der Meinung ist, dass der Kunde Schindluder getrieben hat, kann schlicht und einfach der Account gesperrt werden. Dort erworbene Spiele können somit nicht heruntergeladen werden und bereits installierte Spiele können nicht mehr gestartet werden. Offiziell zumindest. Durch ein simples Austauschen der ge-Steamten Exe durch eine gecrackte Exe einer Retail-Version kann einem Valve zwar den Buckel runterrutschen, aber dennoch hat man offiziell keinen Zugriff mehr auf seine erworbenen Inhalte. Es gibt zwar einen Offline-Modus für Steam, so dass man nicht permanent online sein muss, will man aber von den offiziellen Backups ein Steam-Spiel installieren, um sich den erneuten Download zu sparen, so läuft ohne funktionierende Steam-Server gar nichts. Ist Valve also eines Tages weg vom Fenster, hat man nur eine nette Ansammlung unbenutzbaren Mülls auf der Festplatte. Man ist komplett von Valve abhängig. Das Steam-DRM unterscheidet sich also prinzipiell in nichts von den aktuellen Securom-Versionen. Doch da es so nett verpackt ist, beschwert sich auch kaum jemand.
Es beschwert sich übrigens scheinbar auch kaum jemand über die horrenden Apothekenpreise, die Valve verlangt. Selbst Valves eigene Spiele sind über die Steam-Plattform teurer als die jeweiligen Retail-Versionen, Mag sein, dass dies für US-Kunden nicht so drastisch ist, aber Steam war für zB. Europäer nur auf Grund des niedrigen Dollarkurses etwas günstiger. Ansonsten sollte man selbst bei Valves eigenen Spielen immer zu den Retail-Versionen greifen oder entsprechende Sonderangebote abwarten, bevor man blindwütig reine Nutzngsrechte zu vollkommen überteuerten Preisen erwirbt.
Etwas mehr beschweren sich die Leute, vor allem deutsche Kunden, über die Zwangsregionalisierung, wenn man sich über eine deutsche IP einwählt. Ich kann via Steam keine US-Versionen erwerben. Ich kann nur eine deutsche Verkaufsversion erwerben. Ich kann somit auch keine Spiele erwerben, die hierzulande indiziert sind, was zB. den ID-Katalog für deutsche Kunden auf "Commander Keen" zusammenschrumpfen lässt. Aber ich kann über andere Händler zB. eine US-Version von Half-Life erwerben und diese mit meinem Steam-Account verknüpfen, ohne dass dieses Spiel zwangseingedeutscht wird.
So ist es diese Bevormundung und das grundsätzliche Steam-DRM, welche mich davon abhält, mehr als nur Billig-Angebote für Spiele zu erwerben, die ich mit Hilfe eines Cracks von Steam befreien kann. Steam könnte eine tolle Sache sein. Spiele mieten kommt für mich aber allenfalls nur bei MMOs in Frage. Singleplayer- und "normale" Multiplayer-Spiele möchte ich gerne unabhängig von Dritten starten und betreiben können.
Kommen wir nun zu dem Download-Dienst, der gerne an Steams Thron kratzen würde ...
Impulse:
Stardock hatte vor knapp drei Jahren Furore gemacht, als ein Starforce-Mitarbeiter im offiziellen Firmen-Forum einen Link zu einem Torrent von Galctic Civilizations II postete, um zu beweisen, dass Spiele ohne Kopierschutz natürlich leichte Beute für diese chlimmen Software-Piraten sind. Ich weiß zwar nicht, ob Stardock auch ohne diesen Vorfall so bekannt geworden wäre, doch hat es nicht geschadet, dass somit viele Leute auf diesen Publisher/Entwickler aufmerksam wurden, der ganz offensiv seinen Produkten kein DRM verpasst. Ich bin mir sicher, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Umsätze von GalCiv oder Sins von Leuten stammt, die am Spiel eigentlich kein Interesse hatten, sondern nur aus Solidarität zu Stardock und als Unterstützung für deren DRM-freie Produktpolitik gekauft haben.
Dementsprechend DRM-frei kommt nun auch Impulse daher, Stardocks Versuch der immer größer werdenen Downloaddienst-Landschaft eine eigene Note zu verpassen. Zwar gibt es mit Sacred 2 mittlerweile eine Ausnahme von dieser Produktpolitk, da dessen eigene Online-Aktivierung nicht angetastet wird, doch grundsätzlich kann man sagen, dass man auf Impulse kauft, um zu besitzen. Keine Softwaremiete, keine Abhängigkeiten von Dritten. Impulse ist nicht notwendig, um ein dort erwobenes Spiel zu starten. Die Spiel-Daten sind mit keinerlei Aktivierung verbunden. Ein über Impulse erwobenes Spiel kann ich wahlweise mit dem integrierten Back-Feature archivieren oder manuell mit einem Packprogramm sichern. Und sogar für die offiziellen Archive ist kein Impulse notwendig, weil ich sie mit Winrar oder 7z (welches von Impulse als Archiv-Packer verwendet wird) manuell entpacken kann. Zwar sind diese offiziellen Archive passwortgeschützt, doch wenn man weiß, dass das Passwort der jeweilige Benutzername des Impulse-Accounts ist, in dem das Archiv erstellt wurde, ist man vollkommen frei in der Nutzung der dort erworbenen Inhalte.
Die einzige offizielle Einschränkung gibt es bei Updates und Patches, die nur registrierten Kunden über Impulse zur Verfügung stehen, wenn man sich in seinen Account eingewählt hat. Selbstverständlich kursieren dieses Updates auch in den einschlägigen P2P-Kreisen, da sie nicht personalisiert und nicht via Wasserzeichen oder Ähnlichem mit Kundendaten verknüpft sind, dennoch fliesst dies (wie auch bei der Verwendung von Cracks für Steam-Spiele) nicht in meine Bewertung ein.
Was Bedienung und Handling betrifft, so hat sich Impulse gegenüber meinem Ersteindruck erheblich gemacht. Die Software bietet nun deutlich mehr persönliche Einstellungsmöglichkeiten und mehr Features, ist dennoch immer noch einen kleinen Tick umständlicher zu bedienen wie Steam. Doch angesichts der Geschwindigkeit, mit der Impulse neue Features bekommt und bestehende Features verbessert werden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Vertriebsplattform technisch und ergonomisch den Marktführer überholt hat. Was aber die Anzahl der Kunden betrifft, so gibt es leider keine verläßlichen Zahlen, sowohl von Valve als auch von Stardock.
Nicht so wirklich vergleichbar mit Steam oder Impulse ist hingegen Good Old Games. Dennoch kommt dieser Neuzugang meinen Idealvorstellungen vom Softwarekauf via Download so sehr nahe, dass es kaum noch Unterschiede zwischen Wunschvorstellung und Wirklichkeit gibt ...
Good Old Games:
Ich habe schon reichlich über diesen Dienst geschrieben, möchte daher nur noch eine kurze Zusammenfassung abgeben. GOG.com ist für mich das ultimative Kauferlebnis für Spiele. Gut, die Preisstruktur ist angesichts der Art des Angebotes nicht direkt vergleichbar, ich kann die Leute gut nachvollziehen, die angesichts des Alters der Spiele von Abzocke reden, dennoch sind das endlich die Preisregionen, die ich mir von reinen Download-Diensten erhofft habe. Und es sind MEINE Spiele. Wie bei Impulse, kaufe ich hier um zu besitzen. Die Webseite ist wunderhübsch und elegant entworfen, gleichzeitig weist sie auch die IMHO beste Benutzbarkeit auf. Während Steam mit seinem typischen Oliv und den vielen Ecken und Kanten sehr starr wirkt und nicht wirklich einladend ist, während Impulse (Client und Webseite) ein einziges Design-Kuddelmuddel darstellen (was den Stardock-CEO nach eigenen Worten auch noch gewaltig nervt), so präsentiert sich Good Old Games locker-flockig-leicht. Nicht nur, dass alle Design-Elemente angenehm zu betrachten UND zu bedienen sind, auch die Farbgestaltung ist sehr freundlich und einladend.
Dennoch habe ich zwei Kritikpunkte. Gut, eigentlich nur anderthalb. Der eine Punkt betrifft das Versprechen, alle Spiele würden sauber und einfach und ohne Gefrickel unter XP und Vista starten. Nun, für die Spiele, die mittels DOSBox oder ScummVM betrieben werden, trifft dies zu, für alle "moderneren" Spiele ist dies jedoch eine recht mutige Aussage. Ich selbst habe zB. ein "Ghost Master" nur dann starten können, als ich beim Untersuchen des Verzeichnisses eine zweite Spiel-Exe gefunden habe, während die offiziell verlinkte Exe nur Fehlermeldung nach Fehlermeldung generiert. Ein "Hostile Waters" startet nur dann, wenn man ZUERST das Setup-Programm startet und die Graphikoptionen einstellt. Versäumt man dies, muss man das Spiel de- und re-installieren, weil sich dieser Abfolgefehler nachträglich nicht korrigieren lässt. Von daher ist ein sorgenfreier Betrieb der auf GOG.com angebotenen Titel nicht durchgängig geboten.
Der andere Kritikpunkt betrifft den GOG-Downloader. Gut, er ist optional. Man muss ihn nicht benutzen. Da der "normale" Download via Http über die Webseite jedoch keine Wiederaufnahme unterstützt und bereits heruntergeladene Daten verloren sind, wenn man zB. den Rechner herunterfahren muss, ist der Downloader dennoch zu empfehlen, wenn man umfangreichere Spiele lädt und man keine dicke DSL-Anbindung hat, bzw. es irgendwo zwischen GOG.com und Rechner zu einem Stau kommt und man in diesem Moment trotz zB. einem DSL16.000-Anschluss nur mit maximal 150kb/s Daten empfangen kann. Für diesen Downloader ist die zusätzliche Installation von Adobe Air notwendig, was zum einen die Benutzerfreundlichkeit nicht gerade erhöht und zum anderen ist der Downloader selber oft genug sogar langsamer als der direkte Download über die Webseite.
Aber Good Old Games befinden sich offiziell erst in der Beta, so dass man über solche Nicklichkeiten und kleineren Details noch (!) hinwegsehen kann.
Ein Sonderfall ist der letzte Vertreter dieses kleinen Download-Dienst-Essays ...
Gametap:
Für mich ist Gametap zumindest ein ehrliches Angebot. Gametap suggeriert einem nicht, dass man Spiele kauft, sondern Gametap macht von Anfang an klar, dass es sich hier um einen Abonnement-Dienst handelt, wo man keine einzelnen Titel kauft, respektive mietet, sondern man einen zeitlich begrenzten Zugang zu einer kompletten Spiele-Bibliothek erwirbt. Gametap, das ist Software-Miete, wie man sie idealerweise an die Leute bringen sollte. Für 10 Dollar im Monat kann man aus hunderten Spielen auswählen. Von aktuellen Titeln über noch halbwegs moderne Titel bis hin zu alten Arcade- und Konsolen-Klassikern. Das Angebot ist umfangreich, reichhaltig und für jeden Geschmack sollte sich genug Auswahl finden. Sogar im Free-Account gibt es weit über hundert Spiele, aus denen man auswählen kann, darunter so herrliche Spiele wie "Psychonauts" oder etablierte Genregrößen wie "Tomb Raider Legends".
Der Client kommt mittlerweile auch mit Widescreen-Auflösungen klar, ist aber trotz dieser und anderer Verbesserungen ein Klotz von Programm. Das Interface ist überladen und wirkt vergleichsweise undurchsichtig. Man spielt anfänglich zwar gerne mit den kreisförmigen Inhaltslisten herum, die einem etwas den Eindruck eines Thunderdome of Gaming vermitteln (jetzt im positiven Sinne ;) ), benutzt man den Client jedoch öfters, nervt es schnell. Es lassen sich keine Shortcuts zu einzelnen Titeln anlegen, der Kunde soll im Client gehalten werden und mit anderen Gametap-Angebote, sowie der eingeblendeten Werbung im Free-Account bombardiert werden.
Wer einfach nur ein wenig zocken möchte, für den ist Gametap keine schlechte Sache, muss man sich hier wirklich keine Gedanken um die Technik machen. Anklicken, herunterladen lassen, spielen. Wer jedoch zB. Mods verwenden möchte oder ältere Spiele mit einem simplen Editieren eine Ini-Datei auf Widescreen-Auflösungen aufblasen möchte, der sollte die Finger von Gametap lassen, bzw. sich nur auf den Free-Account beschränken. Gametap legt sämtliche Spieldaten in einem verschlüsselten Format ab, was die Verwendung von Mods und das Herumfrickeln in Systemdateien unmöglich macht.
Und wer nicht in den USA oder Kanada lebt, der kann sowieso nur einen Free-Account anlegen, da der kostenpflichtige Zugang nur für nordamerikanische IPs möglich ist. Sicher, ein Proxy hilft über solche Pseudohürden leicht hinweg, doch sollte man sich schon fragen, ob Gametap solche Mühe wert ist.
Fazit:
Wie gesagt, Steam ist nicht ohne Grund die Mutter aller Download-Dienste. Wer kein Problem mit DRM hat, Casual-Gaming für eine Ausgeburt des Teufels hält und einen gut gefüllten Geldbeutel hat, der findet dort alles, was das Herz begehrt. Wer lieber sicher gehen möchte, dass sein Erwerb ihm gehört, der wird mit Impulse und GOG.com glücklich. Gametap braucht hingegen eigentlich niemand. Nicht ohne Grund wurde Gametap an Metaboli verkauft und die TV-Sparte geschlossen, deren Original-Produktionen, Serien und Kurzfilme über den Client gestreamed wurden.