Gut Ding will Weile haben
Zur Zeit beschäftige ich mich, angesichts der derzeitigen Vorweihnachts-Release-Feuerwerks, mit einer Reihe von Demos.
Dazu zählte gestern auch "Need for Speed ProStreet", die neueste Inkarnation von EAs NfS-Reihe.
Um es gleich vorne weg zu sagen, ProStreet ist gräßlich. So richtig, richtig gräßlich. Die Wagensteuerung versucht realistisch zu sein, man hat aber eher das Gefühl einen Betonklotz mühsam um die Ecken zu wuchten. Bzw. ich habe nicht das Gefühl überhaupt zu steuern, sondern lediglich nur an vordefinierten Punkten die Steuerungstasten zu drücken. Das Spiel findet nur auf Rundkursen statt, was, mit Verlaub, genau das Feature entfernt, welches ich an den Vorgänger noch mochte, das Befahren einer zusammenhängenden, großen Stadt mit vielerlei Gegenden und Strassentypen. Das Setting mit dieser pseudo-jugendlich wirkenden Racing-Scene und die Präsentation wirken künstlich und aufgesetzt. So als ob 30-jährige Productmanager sich versuchen vorszustellen, was 15-jährige Teenager cool finden würden. Was im Gegensatz zu zB. den beiden Underground-Titeln oder Most Wanted noch einigermaßen funktioniert hat, weil dort Setting und Präsentation ein Ganzes ergaben, verkommt hier zu einem peinlichen Schauspiel.
Hier wurde einfach verändert um der Veränderung willen. Nur, damit man sich irgendwie von den Vorgängern absetzen kann und zusammen mit dem endlich eingeführten Schadensmodell sagen kann: "Hey, yeah, ganz neues Need for Speed, cool und ganz mies, ey"
Ich antworte darauf ebenfalls im "Jugendslang" und sage dazu nur ... LOL!
Die Need for Speed-Serie braucht Ruhe. Eine Ruhe, bei der nicht nur einmal in dem sonst üblichen Einjahresrythmus ausgesetzt wird, sondern die lange, lange dauern muss. EA ist auf dem besten Weg, sich eine sehr gute und hervorragend etablierte Marke zu zerstören, in dem sie sie ohne Pause und Unterlaß jedes Jahr von neuem auf den Markt wirft. Und im Gegensatz zu den üblichen Sportspielen soll hier auch jedes Jahr etwas neues eingebaut werden, um beweisen, wie "innovativ" EA heutzutage ist.
Bullshit!
Dabei muss EA gar nichtmal so weit schauen, um zu sehen, wie man das mit bekanten Marken macht. Nehmen wir zB. Command & Conquer 3. Spielerisch ja wohl überhaupt nichts neues. Eben Command & Conquer. Aaaaaber ... es hat den ausgehungerten Fans EXAKT das gegeben, was man von einem C&C-Spiel erwartet. Schnelles, unkompliziertes Gameplay. Eine gefällige Graphik und FMVs mit dem Charme eines billigen B-Movies. Und die Freude war auch nur deswegen so groß, weil es eben schon etliche Jahre her war, dass sich GDI und NOD gegenseitig die Schädel eingeschlagen haben.
Von daher ... Fortsetzungen sind prinzipiell eine feine Sache. Nur sollte man sich zwischen den einzelnen Teilen wirklich Zeit lassen. Das enthebt den Produzenten von der Qual, ums Verrecken immer etwas neues einbauen zu müssen und verleidet dem Fan nicht den Spass durch zuviele (!) uninspirierte Fortsetzungen, welche nur das Setting und die Marke verbrennen.
Aber erkläre das mal einem Schlipsträger, der nur von Quartalsabschluss zu Quartalsabschluss denken kann und das Geschäftsjahr für die größtmögliche Zeitspanne hält, in der menschliches Leben zusammenhängend existieren kann.