Donnerstag, 18. Dezember 2008

Schöne neue Einkaufswelt

Wie hier und an anderer Stelle schon erwähnt wurde, zeigt der Steam-Client und die Webseite des Steamstores seit ein paar Tagen je nach Region des Besuchers die dazu passende Währung. Nordamerikanischen IPs zeigt man (natürlich) den Dollar, die britischen IPs bekommen selbstverständlich ihr königliches Pfund Sterling, die EU-IPs sehen alle Preise in Euro, während der Rest der weltweiten IP-Menge mit dem schnöden Dollar vorliebnehmen muss.

Und hier und an anderer Stelle wurde ebenfalls erwähnt, dass vor allem die europäischen Kunden bei dieser Umstellung schlechter wegkommen. Auch wenn hier und da der direkte Übertrag des Dollarpreises in den Europreis zugunsten einer leichten Preissenkung rückgängig gemacht wurde, so kann man den weitaus größte Teil des Euro-Steamangebotes nun noch deutlicher als Abzocke bezeichnen, da hier keine Anpassung des Preises vorgenommen wurde und europäische Kunden noch mehr zahlen müssen als sonst, sie nicht mehr von Währungsschwankungen profitieren können, wenn sie direkt über Steam einkaufen.

Jetzt fragt man sich natürlich, warum diese Umstellung vorgenommen wurde.

Es ist natürlich denkbar, dass Valve einfach noch mehr Geld verdienen möchte. Einfachster aller Erklärungsversuche und angesichts der Gier nach besseren Geschäften, die Menschen gerne überkommt, wenn sie "nur" gute Geschäfte machen durchaus im Rahmen des Möglichen.

Es ist auch denkbar, dass Valve einem potentiellen Umsatzverlust durch den drohenden, massiven Kursverfall des Dollars entgegenwirken möchte. Der sog. Dead-Cat-Bounce des Dollars in den letzten Wochen, die von Obama angekündigten Konjunkturmaßnahmen und der immer stärker zunehmende Verkauf der bislang nur gehaltenen Dollar-Staatsanleihen Chinas und Japans, um eigene Konjunkturmaßnahmen zu finanzieren, lässt für den Wert des Dollars nur den steilen Weg nach unten zu. Jedoch ... gerade ein niedriger Dollarkurs sollte für Valve von Interesse sein, um möglichst viele Europäer zum Einkauf über Steam zu bewegen. Denn als der Dollarkurs zu Beginn des Jahres bei knapp 1,40 € lag und die EU-Bürger fleissig eingekauft haben, hat sich in Bellevue (WA) bestimmt niemand beschwert.

Nein, ich denke, dass diese Umstellung ihren Grund in Forderungen der Publisher hat, eine regional unterschiedliche Preisgestaltung zu ermöglichen. Denn es liegt NICHT im Interesse von EA, Activion und Co., dass europäische Kunden niedrige Dollarpreise bezahlen. Die sollen gefälligst schön teuer weiterhin in Euro zahlen, damit die Gewinnspannen weiterhin schön hoch bleiben. Das war nämlich der Grund, warum es nicht wenige Angebote auf Steam nur für den nordamerikanischen Markt gab und europäische Kunden entweder mit Proxy-Servern herumhantieren mussten oder gleich ganz in die Röhre schauen durften. Die Heilige Gewinnspanne! Lieber auf zusätzliche Umsätze verzichten, als eine pro verkauften Titel geringere Gewinnspanne hinzunehmen.

Tscha ... und so ist die Konzernvorstellung einer globalisierten, vernetzten Welt nun endlich auch im Spielebereich angekommen. In einer Region billig Arbeitsleistung einkaufen (wie zB. Kanada oder Indien) und teuer in einer anderen Region verkaufen. Halleluja! Doch wehe, WEHE der Kunde wagt es ebenfalls diese Diskrepanzen zu nutzen und die Preisbarrieren zu durchbrechen, in dem er ebenfalls international, weltweit einkauft und Währungsdifferenzen nutzt. Dann ist aber Schluss mit Lustig, dann wird nicht lange gefackelt und versucht jedwedes Mauseloch zu schliessen, durch dass der böse, böse Kunde entwischen könnte.

Fragt sich nur, ob sich der Kunde dies auf Dauer gefallen lässt. Wird man jedes Schlupfloch finden? Oder baut man darauf, dass die große Masse zu träge, zu faul und zu unwissend ist, um die natürlich weiterhin existierenden Löcher zu finden? Wir werden sehen ... wir werden in Zukunft aber definitiv mehr dieser Grenzen, Mauern und Schranken vorfinden. Im Extremfall bis hin zu IP-Sperrungen von Internetshops für einzelne Länder und Regionen, um ein Abwandern der Kaufkraft zu verhindern. Im Sinne von "Deutsche, kauft nicht bei Valve. Kauft lieber bei Gamesload!".

Aber bevor ich endgültig in dystopische Depressionen abgleite, wünsche ich Euch doch lieber einen schönen Abend :)