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Auch wenn es immer noch genügend Investoren gibt, die der Meinung sind, dass MMOs der heisseste Shice seit Erfindung geschnittenen Brotes sind, sich immer noch von den beeindruckenden Umsätzen eines WoWs beeindrucken lassen und denken, davon zumindest einen Teil abgreifen zu können, so lässt die Strahlkraft dieses Geschäftsmodelles doch so allmählich nach. Zuviele Flops, zuviele vorzeitig eingestellte Projekte, zuviel verbranntes Geld.
Also muss ein neuer Hype her. Dringend! Dringenst!! Denn schliesslich lebt unser derzeitiges Wirtschaftssystem vom permanenten Wachstum. Sogar das Wachstum muss jedes Jahr wachsen und eine Abschwächung des Wachstums ist mindestens genauso negativ belegt wie der Tod naher Verwandter in einem schrecklichen Verkehrsunfall.
Doch zum Glück für uns alle ist Abhilfe nahe. Ein neuer Trend, ein neuer Hype schickt sich an, den müden Kämpen MMO auf's Altenteil zu schicken, ihn als Zugpferd für reiche Investoren ohne eigenen Verstand abzulösen. Neu ist dieser Hype nicht. Der Begriff "Cloud Computing" dümpelt schon seit einer Weile durch das weite IT-Meer und wird immer öfters von einer Hypewelle an den Strand gespült. Neu ist allenfalls die Verknüpfung von Cloud Computing und Spielen, bzw. eine leichte Anpassung des Heilsversprechens vom ewigen Gewinn.
Erst kürzlich machte "OnLive" mit vollmundigen Versprechungen von sich reden. Nur kurze Zeit später versuchte Dave Perry, Meister des Hypes, mit Gaikai die Aufmerksamkeit von der Konkurrenz auf sein ähnlich gelagertes Projekt zu ziehen. Und aktuell verkündet Denis Dyack auf der games.com nicht weniger als das Ende des Goldenen Zeitalters der Videospiele, weil künftig Spielinhalte nur noch gestreamt werden und die Cloud alles andere ersticken wird.
*blablubbblähsabbelschwallsülz*
Gut, streichen wir einmal das Hypegefasel, das eh nur den Zweck hat potentiellen Investoren das Geld aus der Tasche zu ziehen. Darüber rege ich mich mittlerweile gar nicht mehr auf. Das gehört in dieser Branche bedauerlicherweise dazu. Tun wir auch mal so, als ob es im reichen Westen und vermögenden Osten in fast jedem Haushalt eine, ihrem Namen gerecht werdende Breitbandverbindung gibt, deren Latenz sehr niedrig ist UND die auch entsprechend bezahlbar ist, dass sie sich auch fast jeder Haushalt leisten kann. Denn erst wenn dies gegeben ist, erst dann hat das Spiele-Streaming-Geschäftsmodell die Aussicht, die Chance auch tatsächlich gewinnbringend sein zu können.
Wird dies die Branche umkrempeln? Wird es künftig keine "Raubkopien" mehr geben? Wird es nur noch gestreamte Spiele geben und wird nichts mehr lokal und unvernetzt auf dem Rechner des Kunden spielbar sein?
Nope! Natürlich nicht. Streaming-Dienste werden, wie auch schon der letzte Hype, das MMO, allenfalls ein zusätzliches Angebot bilden, sollten sie sich am Markt etablieren können. Es wird sicherlich Kunden geben, die dafür Geld ausgeben werden. Es wird weiterhin Kunden geben, die Geld für MMOs ausgeben. Es wird weiterhin Kunden geben, die Geld für klassische Singleplayer-Spiele ausgeben. Nicht jedem gefällt alles.
Und vielleicht wird es insgesamt MEHR Kunden geben, die Geld für Spiele ausgeben. Wenn nicht, wird dieses Streaming-Modell nur andere Sparten und Geschäftsmodelle kannibalisieren, denn wie man sich immer wieder in Erinnerung rufen sollte ... die Kaufkraft ist ENDLICH! Wenn der Umsatz mit Spielen auch weiterhin wachsen soll, müssen zwei Dinge passieren. Entweder, die Kaufkraft der jetzigen Spielekäufer wächst. Was angesichts diverser Statistiken, die eine Stagnation der Kaufkraft in den letzten Jahren belegen, eher zweifelhaft ist. Oder man erreicht Kunden, die vorher überhaupt kein Interesse an Spielen hatten. Was das enorme Interesse der Publisher an sog. Casual-Markt erklärt, denn nur hier kann noch Wachstum erzielt werden. Was mich zu dem Gedanken führt ... was tun diese armen Schweine, wenn auch dieser Markt erschlossen ist? :)
Alles in allem ... nichts wird so heiss gegessen, wie es gekocht wird. Die Marktschreier preisen ihre Waren an, von links und rechts wird einem das Blaue vom Himmel versprochen und zum Schluss kauft man doch nur den üblichen Sack Kartoffeln, den Bund Zwiebeln und einige Rippchen vom Schwein. Business as usual!