Das große Abenteuer?
Ich bin mittlerweile so spielefaul, dass ich letzte Woche sogar die Muße gefunden habe, meine, trotz SP2, verhunzte und beschissene Vista-Installation platt zu machen und sie (die Hitze fördert den Wahnzustand) durch das aktuellste Pre-Release von Windows 7 zu ersetzen.
Nicht, dass ich nun total begeistert wäre, halten sich die sinnvollen und für mich spürbaren Verbesserungen gegenüber XP immer noch in Grenzen, aber man hat diesmal nicht mehr das Gefühl, von der MS-Marketingabteilung nach Strich und Faden verarscht worden zu sein. Während bei Vista sehr schnell feststand, dass ich für diesen Humbug niemals auch nur einen Cent ausgeben werde, so macht Windows 7 einen doch etwas ausgereifteren Eindruck. All die Detailmängel, die ich unter Vista feststellen konnte, sind bei Windows 7 zwar behoben, doch empfinde ich es nicht als sooooo sonderlich aufregend, wenn mir ein Betriebssystem beim Rechtsklick auf ein Laufwerkssymbol und dem Auswählen von "Öffnen" aus dem Kontextmenü doch tatsächlich den Inhalt des Laufwerks, bzw. des Datenträgers in diesem Laufwerk anzeigt. Ich gehe unverschämterweise davon aus, dass ein Betriebssystem dies einfach MACHT, wenn es dem User diese Möglichkeit anbietet.
Gut, es gibt auch haufenweise neue Gimmicks, mit denen man versucht das Interface zu verbessern, aber derzeit überwiegt bei mir nur der Gimmick-Charakter. Man spielt damit ein wenig herum, kehrt nach einigen Tagen aber zur gewohnten Arbeitsweise zurück, selbst wenn sie unter ergonomischen Gesichtspunkten betrachtet, "schlechter" ist als die neue Vorgehensweise. Der Vorzug gewohnter Vorgänge liegt ja darin, dass man sich darüber keine Gedanken machen muss, man also mehr Zeit und Kraft für das Lösen von tatsächlichne Problemen aufwenden kann, anstatt sich zuerst immer eine Gedächtnissekunde lang (oder länger) mit dem Interface herumzuschlagen, bis man die gewünschte Aktion ausgelöst hat. Ich hoffe daher inständig, dass man bei MS ein Einsehen hat und zB. dem User wieder die Möglichkeit gibt, zum klassischen Startmenü zurückzukehren, wenn er dies denn wünscht. Zumindest mich macht dieses klotzige, aufgeblähte Dingenskirchen verrückt.
Dass sich so manches Video nicht mehr richtig abspielen lässt, liegt nicht unbedingt an Windows 7, sondern an den Beta-Codecs, die ich verwenden musste, um Embedded Subtitles in MKV-Containern wieder anzeigen lassen zu können. MKV-Dateien lassen sich zwar nun wieder korrekt darstellen, dafür ist irgendwas beim Decodieren von MPEG-Formaten kaputtgegangen. Nun ja, das wird sich mit der Zeit geben. Ist schliesslich "nur" eine Beta.
Dass etwa zwei von zehn Spielen nicht mehr richtig laufen, daran hat man sich im Laufe der Jahre gewöhnt. Neues OS, eine abgeänderte Systemarchitektur, neue Bibliotheken, neue Treiber. Möchte ich nicht an die große Glocke hängen, man kennt das ja. Sehr freundlich ist es aber von Nvidia, dass Applikationen, die in einer 640x480-Auflösung laufen (wie zB. Starcraft und viele Spiele aus der Zeit des Wechsel von DOS zu Win95) ENDLICH wieder unter Berücksichtigung des Seitenverhältnisses skalieren und nicht zwangsweise auf den ganzen Widescreen-Bildschirm gestreckt werden, gleichgültig, welche Einstellungen man im Treibermenü verwendet. Dies mag für Otto-Normal-Kunde zwar nicht von Belang sein, ich als alter Sack, der sich unverschämterweise mit vielen alten Spielen beschäftigt, anstatt lieber den neuesten Shice zu kaufen, bin über diesen Bugfix doch sehr, sehr erfreut.
Da dies aber ebenfalls eine Treiber-Geschichte ist, kann ich das bedauerlicherweise nicht zum Anlaß nehmen, um ein Windows 7-Feature ausnehmend positiv zu loben. Bislang kann ich aber an Windows 7 auch nichts ausnehmend Negatives, nichts ausgesprochen Dämliches, nichts wirklich zum Meckern finden. Das große Abenteuer blieb zu meinem großen Erstaunen aus, die überwiegende Mehrzahl meiner installierten Applikationen läuft ohne Einschränkungen und Veränderungen weiter. Gut, wenn ich ehrlich bin, so kommt das nicht wirklich überraschend. Windows 7 ist im Grunde nichts weiter als ein überkandideltes Servicepack 3 für Vista, um all die Dinge zu fixen, die man mit Vista zerstört hatte.
Braucht man nun Windows 7? Braucht man als Gamer Windows 7?
Nö! Abgesehen vom Umstand, dass es ja bislang kaum DX10-Anwendungen gibt, es bislang kein einziges DX11-Spiel gibt und die derzeitige Konsolengeneration mehr als DX9 eh nicht beherrscht ... nö! Braucht man als PC-Zocker nicht. Wirklich nicht!
Wer jedoch zuviel Geld hat und selbiges, anstatt einem wohltätigen Zweck zu spenden, lieber in überteuerte Hardware ohne dazu passende Software stecken möchte, der kann ruhigen Gewissens zu Windows 7 greifen. Nicht, dass es viel besser macht als XP, aber zumindest macht es nicht soviel kaputt wie weiland Vista :)