Dienstag, 9. Juni 2009

Gruppenzwang

Ich hatte es insgeheim befürchtet, es kommt nicht wirklich überraschend, es war zu erwarten.

Es kotzt mich trotzdem maßlos an.

Der neue Wolfenstein-Shooter, welcher derzeit bei Raven Software entwickelt wird, folgt dem aktuellen Trend im Shooter-Bereich und verwendet natürlich Auto-Heal. Natürlich. Keine Frage. Was denn auch sonst? Das machen doch jetzt alle und wenn man das nicht machen würde, würde die Zielgruppe der 15-25 jährigen männlichen Konsolenbesitzer wahrscheinlich entsetzt aufheulen. Vielleicht würde sie auch nicht aufheulen. Vielleicht würde sie dieses seltsame Gameplay-Element, die Healthbar der eigenen Spielfigur manuell unter Einsammeln von Medkits und/oder dem Drücken einer Aktionsstaste zu erhöhen sogar begrüßen. Oder sich zumindest nicht daran stören. Vielleicht. Ich bin der festen Überzeugung, dass dem sogar so sein würde. Auch wenn ich aus polemisch-literarischen Gründen gerne dazu neige, der Zielgruppe der 15-25 jährigen männlichen Konsolenbesitzer jedwede Intelligenz abzusprechen, so sollte ich lieber diejenigen auf's Korn nehmen, die diese Zielgruppen-Einteilungen geschaffen haben.

Denn "Wolfenstein" hat nur deswegen Auto-Heal, weil dies jeder macht. Man folgt aktuellen Trends, weil andere, kommerziell erfolgreiche Spiele genau dieses Feature ebenfalls aufwiesen. Also muss (!) man es einbauen. Weil es die anderen auch hatten. Weil es jeder macht und gestresste Produktmanager lieber auf Nummer Sicher gehen für den Fall, dass der Titel floppt. Dann können sie sich zumindest unter Hinweis auf "Wir haben alles so gemacht, wie es alle anderen auch machen!" aus der Schußlinie bringen.

Gut, dass so mancher Titel floppt, gerade WEIL er überhaupt nichts neues bietet und alles genauso macht wie alle anderen, das ist den Produktmanagern dieser Spiele durchaus klar. Die sind ja nicht blöde. Manche zumindest nicht :) Doch bei Entwicklungsbudgets in zigfacher Millionenhöhe klammert man sich automatisch an alles, was zumindest in der Theorie zu einem kommerziellen Erfolg eines Spieles beitragen könnte. Man muss schon sehr von sich und seiner Arbeit überzeugt sein, um diesem Druck standhalten zu können. Vor allem, wenn einem ständig die Vorgesetzten in die Suppe spucken, die zwar keine Ahnung vom Spieleproduzieren, dafür aber das Geld für derartige Budgets haben.

Ich hingegen, als großer Fan des Wolfenstein-Franchises und daher potentieller Käufer des neuesten Vertreters, kann angesichts derartiger Features aber nur dankend ablehnen und meine Abkehr von meinem einstigen Lieblingsgenre, dem Ego-Shooter, daher weiterhin konsequent durchziehen. Man macht es mir immer leicher, den Geldbeutel NICHT zu zücken. Was die Publisher wohl nicht besonders stören wird, da ich alter Sack und hauptsächlich PC-User nicht mehr offiziell zur Zielgruppe zähle und man mit meinem Geld nicht mehr kalkuliert.

Aber das stört mich im Gegenzug mittlerweile auch nicht mehr, bleibt doch somit mehr Geld für Dinge übrig, die eher meinem Geschmack entsprechen.