Abwarten und Tee trinken
Dass aus Belgien nicht nur Pommes, Erdbeerbier und ethnische Streitigkeiten bis hin zur Fast-Selbstauflösung dieses Staatsgebildes kommen müssen, hat man vor knapp sieben Jahren gesehen, als Larian ein Rollenspiel mit dem fast unaussprechlichen Titel "Divine Divinity" so einigermaßen releasefertig hinbekamen. Gut, für den Namen konnte man nichts, der wurde dem Team vom damaligen Geldgeber und Publisher CDV aufgedrückt. Der Zustand des Spieles zum Verkaufsstart war jedoch nur als grauenhaft zu bezeichnen und dass nicht DD, sondern Gothic 3 heute stellvertretend für alles steht, was in Punkto Qualitätssicherung und Projektplanung bei PC-Spielen schiefgehen kann, ist nur dem Umstand zu verdanken, dass eigentlich niemand diesen Titel auf der Rechnung hatte, die Öffentlichkeit dieses Spiel kaum wahrgenommen hatte.
Dennoch ... "Divine Divinity" hatte was. Es hatte nicht nur einen ganz besonderen Charme, dessen Ursache in der hochauflösenden 2D-Bitmap-Graphik lag, sondern auch in der heute sehr altertümlich und mittelalterlich wirkenden Kavalierperspektive, mit der vor allem Dungeons und Gebäude dargestellt wurden. Und nach etlichen Patches konnte man an DD auch so richtig sorgenfrei Spass haben. In meinen Augen ist Divine Divinity der Typ von Spiel, den ich mir ursprünglich von Diabl0 2 erhofft hatte. Im Kern zwar immer noch ein simpler Arcade-Schnetzler, umhüllt aber von all den Elementen, die ein reichhaltiges, abwechslungsreiches Rollenspiel ausmachen.
Schon zwei Jahre später, auf Grund der finanziellen Downward-Spirale bei CDV nun bei Ubisoft untergekommen, wäre Beyond Divinity das erste und auch einzige Spiel gewesen, bei dem ich alle Augen im Kopf, an den Füßen und in der Gemüsesuppe zugedrückt hätte, um den von Ubisoft eingesetzten Kopierschutz, das damals nagelneu Starforce zu erdulden.
Wäre ... denn zum Glück ergatterte ich vorab ein Belegexemplar, erduldete die schon geahnten Bugs (nicht mehr ganz so viele wie beim Vorgänger, aber immer noch derbe genug), fragte mich aber nach bereits einer Stunde, welcher Hornochse bei Larian für das Gameplay- und Interface-Design verantwortlich war. Nun, im Grunde waren das die gleichen Leute, aber in der durchaus noblen Absicht, Beyond Divinity nicht zur bloßen Kopie des Vorgängers zu machen, wurde fast alles verschlimmbessert, was man nur verunstalten kann. BD hatte nichts von der Leichtigkeit und Eleganz des Vorgängers, sondern bestand aus einem kruden Sammelsurium unausgegorener, halb durchdachter und nicht zusammen passender Einzelelemente. "Bähhh!" ist gar kein Ausdruck und auch wenn ich in den letzten Jahren auf Grund akuter RPG-Entbehrung immer wieder den Versuch gemacht habe, dem Spiel eine Chance zu geben, so war immer wieder schnell Schluss mit Lustig. Geht nicht. Gar nicht. Immerhin konnte man den, wie immer sehr atmosphärischen Soundtrack von Kirill Pokrovsky aus dem Installationsverzeichnis "retten". Doch sonst ... kein besonders gräßliches, sondern nur ein nicht gutes Spiel.
Insofern bin ich bezüglich "Divinity 2 - Ego Draconis", welches uns gegen Ende Julei beglücken wird, nicht nur skeptisch und zurückhaltend, sondern auch sehr vorsichtig.
Früher hätte ich vielleicht gesagt, da Divinity 2 auch bei dtp erscheint, dass das Spiel gut werden wird, weil im letzten Sommer sich ein Drakensang als DER Überraschungshit entpuppt hat und ebenso bei dtp erschienen ist. Früher, da bin ich noch auf so Dinge wie Markenimages hereingefallen ;)
Heute jedoch? Abwarten!