Freitag, 7. November 2008

Why A Game Designer Outgrew Video Games

So der Titel eines Beitrages bei GameSetWatch, in dem Simon Carless, Autor des Beitrages, darüber sinniert, wie er allmählich Spielen entwachsen ist, weil er älter wird, sich seine Ansprüche und Vorlieben ändern, Spiele aber nicht mitwachsen, sie immer noch nichts weiter als harmlose Unterhaltung und Zerstreuung sind.

Ich kann ihm nur aus ganzem Herzen zustimmen. Spiele sind ja trotz allem IMMER NOCH etwas tolles (sonst würde ich hier nicht jeden Tag irgendeinen Sermon ablassen), aber sie sind als Medium noch viel zu jung. Und das ist nicht nur eine Sache von, sagen wir, mangelnder Kreativität auf Seiten der Anbieter, sondern, wie Carless auch treffend erkennt, eine Frage des mangelnden Wunsches nach "erwachsenen" Spielen auf Seiten der Spieler selbst.

"To many people, games are only allowed to exist for pure entertainment."

In einer solchen Umgebung können erwachsene Spiele nicht aus dem Stadium einiger weniger Design- und Kunstprojekte hinauswachsen, weil kaum jemand Bedarf, Hunger oder Lust auf solche Spiele hat. Solange alle Welt nur Schwarzwaldklinik oder Baywatch sehen möchte, solange wird es kein Publikum für zum Beispiel "Lost" oder "Mad Men" geben.

Aber bitte nicht mißverstehen. Wer an Schwarzwaldklinik und Baywatch seinen Spass hat, der soll das bitte auch weiterhin haben dürfen. Es geht hier nicht um eine Verteufelung von Spielen als reine Freizeitunterhaltung, sondern um eine Erweiterung des Spieleangebotes, so dass man auch Leute ansprechen kann, die eben MEHR suchen. Und zwar nicht nur aus rein selbstsüchtigen Gründen, sondern auch, ganz schnöde und nüchtern gesagt, um diese Zielgruppe kommerziell zu erreichen. Denn irgendwann haben die Publisher jeden Jugendlichen erreicht (ok, das haben sie bereits). Irgendwann haben sie auch jeden Casual-Player jeden Alters erreicht (das wird derzeit versucht). Was dann? Diese Industrie muss wachsen. Wen will man dann noch erreichen? Richtig! Diejenigen Leute, die irgendwann mit dem Zocken aufgehört haben, weil sie herausgewachsen sind.

Mir bleibt also im Laufe der kommenden Jahre nur folgende Wahl:

- Ich höre einfach irgendwann mit dem (haha!) anspruchsvollen Zocken auf, schaue mir allenfalls noch ein paar alte Klassiker an, die ich noch nicht kenne und beschränke mich nur auf ein paar Minuten Solitär, Minesweeper oder Puzzle Quest zum Hirnabschalten. Das wird wohl das einfachste sein.

- Ich saufe mir regelmäßig und in hohen Mengen die Hucke zu, beschleunige das Absterben meiner Gehirnzellen um den Faktor 100, vergesse alles, was ich über Spiele weiß und gerate dann zB. beim Anblick von "Fallout 7: The Oblivion Wars" oder "Gears of War XII" in helle Verzückung, weil das ja alles so voll geil ist! Das kann zwar ziemlich lustig werden, die physischen Folgeschäden dieser Herangehensweise sollte man aber nicht unterschätzen.

- Ich beginne mir ganz konkret Gedanken darüber zu machen, was ich mir von einem "erwachsenen" Spiel erwarte. Ich bastele mir allmählich ein Konzept für ein, nennen wir es, Arthouse-Spiel. Damit ich herausfinde, was ich eigentlich will. Denn was ich (fast) nicht mehr will, das weiß ich bereits.

Denn einfach nur darauf zu warten, bis es solche Spiele gibt ... weiß nicht ... es ist relativ unwahrscheinlich, dass ich in 100 Jahren noch lebe. Ich habe aber keine Lust, bis zur nächsten Reinkarnation zu warten. Zudem ich ja dann wieder ganz von vorne anfangen müsste :)