Sonntag, 22. März 2009

Zum Ende kommen

Neben mir steht ein Glas Rotwein mit exakt dem selben Füllstand, den es nach dem Ende des Einschenkens hatte. Drei Brotscheiben werden so langsam trocken und der Brie hat sich gemäß Newtons Gesetzen wunderbar der Telleroberfläche angepasst. Fünfneunzig Minuten lang musste diese rustikale und eigentlich verdammt leckere Brotzeit unangerührt darauf warten, dass ich mir ihrer wieder bewusst werde. Ich war aber anderweitig beschäftigt ...

Ich musste fünfundneunzig Minuten lang die Final Episode von Battlestar Galactica anschauen.

Das war's nun. Finito. Aus. Zu Ende. Vorüber. Vergangenheit.

Ein Teil von mir motzt zwar ein bisschen, weil Ronald Moore sich einen Dreck darum gekümmert hat, nun auch JEDES kleine Rätsel aufzulösen, aber der große Rest freut sich, dass Ronald Moore sich einen Dreck darum gekümmert hat, jedes kleine Rätsel aufzulösen. So wie sich Ronald Moore von Anfang an einen Dreck darum gekümmert hat, was wir Zuschauer und Fans gedacht haben, erwartet haben oder manche gar gefordert haben.

Science Fiction, das war und ist im Grunde ein Genre, welches sich im Medium Film in erster Linie über Äusserlichkeiten definiert. Raumschiffe, Aliens, abgehobene Pseudo-Technik und je nach Budget Spezialeffekte bis zum Abwinken. Dazwischen gibt es dünne Dialoge und eine Handlung, die man höflicherweise als rudimentär bezeichnen kann. Der überwiegende Großteil dessen, was wir an Science Fiction auf der Leinwand oder dem Bildschirm sehen können, ist nichts weiter als ein buntes Varieté-Theater, eine Freakshow zur Belustigung der Popcorn kauenden Massen, woran jedoch grundsätzlich nichts Falsches oder Schlechtes ist. Bitte nicht mißverstehen.

Doch irgendwann ist genug. Irgendwann hat man genug. Irgendwann reicht es, den immer gleichen Müll zu sehen, irgendwann kann man sich nicht mehr mit Effektorgien über lichtjahregroße Plotlöcher und belangloses Handlungsgezumsel hinwegtrösten. Nicht, dass Ronald Moore das Rad erfunden hat oder er der erste ist, der Charakterentwicklung und komplexe Plots, die über den üblichen "Bösewicht plant Böses und die Helden müssen es heldenhaft verhindern" hinausreichen, in die Science Fiction eingebracht hat. Auch ist er nicht der erste, der dies im Rahmen einer TV-Serie getan hat.

Das alles nicht.

Aber er hat es geschafft, in einer schrecklichen, SCHRECKLICHEN TV-Serie aus den 80ern das Potential für mehr zu erkennen und ein Remake hinzulegen, dass mit so jeden Vorstellungen aufräumt, wie Science Fiction im Allgemeinen und Battlestar Galactica im Speziellen auszusehen hat. Er hat es geschafft Produzenten und Schauspieler zu überzeugen, die ihm zum einen den notwendigen kreativen Freiraum und zum anderen ihr Talent und Gesicht zur Verfügung gestellt haben. Er hat nichts neues erfunden, er hat nur das, was er nach Jahren eines schaumgebremsten und handzahmen StarTrek-Next Generation schon immer machen wollte. Eine verdammt gute SF-Geschichte verdammt gut und überzeugend zu erzählen und auch zu einem verdammt passenden und guten Ende zu führen. Ein Ende, welches einen traurig und besinnlich und hoffnungsfroh und deprimiert und ein klein wenig kichernd zurücklässt.

Ich weiß, dass Spiele als Medium so nicht funktionieren. So nicht funktionieren können. Man kann in Spielen keine Geschichte so erzählen, wie sie ein Buch oder ein Film erzählen können. Aber wäre es nicht schön, wenn man die rudimentären Erzählstrukturen, die in Spielen möglich sind, dazu benutzt um im Rahmen der Möglichkeiten zumindest ein befriedigendes Ende hinzubekommen?