Sonntag, 1. März 2009

Eigentor

Zu allererst möchte ich SquareEnix ein großes Lob dafür aussprechen, dass sie endlich wieder einen ihrer Titel für den PC portieren, kommt man in den Genuß von Nippon-RPGs in der Regel doch nur, wenn man sich eine Konsole zulegt oder sich mit Emulatoren beschäftigt.

Auch möchte ich ein großes Lob dafür aussprechen, dass man sogar eine Demo veröffentlicht, was, man muss es leider schon so sagen, heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Das war's dann aber auch an höflichen und freundlichen Worten ...

Zwar habe ich im Laufe der Jahre eine Reihe von Nippon-RPGs kennen- und vor allem schätzen gelernt, doch mein erster Kontakt mit diesem Genre war kein besonders guter. Als ich vor etwas über zehn Jahren auf einer Demo-CD eine Testversion von "Final Fantasy VII" für den PC entdeckte, war ich definitv offen für ein neues Erlebnis. Ich war neugierig. Ich wollte unbedingt wissen, was hinter diesen Spielen mit ihren rehäugigen Hauptfiguren und deren grellfarbenen Stachelfrisuren steckte. Nun, kurz gesagt, ich starrte ein wenig verwirrt auf den Bildschirm und musste nach einer halben Stunde vergeblichen Herumprobierens die Demo wieder de-installieren, weil ich nicht kapiert hatte, wie man die Figuren vernünftigt bewegt, wie man Interfaces aufruft, dort navigiert, einen Kampf zu gewinnen bzw. überhaupt erst zu einem zu gelangen, weil die Spielfigur irgendwann regungslos links unten in der Ecke des Bildschirmes stand und ich keinen blassen Schimmer hatte, was ich überhaupt tun sollte, wie ich das Spiel bedienen sollte.

In etwa das gleiche Gefühl hatte ich eben, als ich versuchte mich durch die Demo zu "The Last Remnant" zu wurschteln.

Man wird ohne Erklärung, in eine Stadt geworfen. Man sucht dort einige Orte auf und wechselt mit irgendwelchen belanglosen NPCs belanglose Worte, ohne zu wissen, was man hier tun soll und warum man es tun soll. Dann betritt man die Weltkarte und wählt dort einen Reisepunkt an. Danach steht man irgendwo in der Landschaft und läuft schnurstracks auf eine Gegner(?)gruppe zu, die dort ähnlich motiviert herumsteht wie ein Durchschnittsmob in WoW.

Aha! Ladebildschirm, eine Kampfrunde beginnt. Der Bildschirm wird mit vielen bunten Bildchen und Zahlen überschüttet, Figuren laufen aufeinander zu und hauen sich gegenseitig was um die Ohren. Jetzt darf auch ich endlich etwas tun. Mir werden eine Unzahl vielfältiger Kampf(?)optionen angeboten, welche ich mit den R- und L-Tasten meines Gamepads navigieren könnte, wenn ich denn ein Gamepad angeschlossen hätte. Mit etwas Herumprobieren erwische ich die Keyboard-Äquivalente und wähle auf Gut Glück eine Option aus, ohne zu wissen, was ich da eigentlich tue. Meine Party läuft los und zelebriert ein grellbuntes Effektfeuerwerk, in dem in unregelmäßigen Abständen eine Y-Taste eingeblendet wird, die ich scheinbar drücken kann, um wahrscheinlich (?) eine Sonderaktion oder einen Spezialangriff (?) auszulösen. Bis ich jedoch ausprobiert habe, wo die Y-Taste eines Gamepads auf dem Keyboard gemapped ist, verschwindet diese Option wieder. Nach nur kurzer Zeit ist der Kampf gewonnen, ohne dass ich auch nur den Hauch einer Ahnung habe, was ich da eigentlich tue. Ich laufe also zur nächsten Gegnergruppe und versuche dort mein Glück. Selbes Spiel, selbe Ratlosigkeit.



Ich de-installiere die Demo und frage mich, warum mich all die Erfahrungswerte der letzten Jahre, all die Wochen und Monate, die ich mit diversen Emulatoren und Nippon-RPGs verbracht habe, so schmählich im Stich gelassen haben. Nach einigem Überlegen erkenne ich, dass nicht ich zu blöde für das Spiel bin, sondern Squeenix nur eine fürchterlich schlampige und hastig runtergerissene Demo veröffentlich haben, welche den potentiellen Umsätzen der PC-Version von "The Last Remnant" mehr Schaden zufügt, als dies eine nicht vorhandene Demo tun könnte.

Ganz ehrlich: SO gewinnt man keine neuen Kundenkreise und Käuferschichten. Wer sollte diese PC-Version kaufen? Wer sich "ernsthaft" für Nippon-RPGs interessiert, hat höchstwahrscheinlich eh schon eine Konsole im Wohnzimmer stehen und spielt dort Spiele, die exakt auf diese Plattform angepasst sind. Wer sich auf dem PC für dieses Genre interessiert, wird panisch die Flucht ergreifen, nach dem er diese Demo angespielt hat.

Und wer in der Lage ist, diverse Reviews zur 360-Version von "The Last Remnant" zu recherchieren, der wird sich fragen, warum man sich überhaupt mit diesem Titel auf dem PC abgeben sollte ...