Dienstag, 28. April 2009

Fünf-Minuten-Spiel

Nein, auch wenn die Posting-Überschrift entsprechendes vermuten ließe, geht es heute nicht um kleine Zeitvertreiber für Mittagspause im Büro oder den Chill-Out nach einer hyperaktiven Runde Quake Live.

Es geht um Spiele, die man nur fünf Minuten spielt, bevor man sie danach kurzerhand in hohem Bogen von der Festplatte wirft, bzw. den Datenträger aus der Konsole reisst und ihm am liebsten der AOL-CD-Behandlung unterziehen möchte. Spiele, die einen nach nur fünf Minuten sprachlos in den Bildschim starren lassen, die Hände reglos an der Maus oder dem Controller, die Augen entsetzt aufgerissen, den Mund schon leicht geöffnet, bevor sich ein panischer Schrei den Weg aus der Kehle bricht.

Nicht Spiele, die schlecht oder buggy oder langweilig sind, wo man aber trotzdem ein, zwei Stunden seinen Kurzzeitspass haben kann, sondern Spiele, die einem die Sprache verschlagen. Weil sie entweder so unglaublich grottenschlecht sind, dass man nur schwerlich einen Brechreiz unterdrücken kann oder weil sie einfach mit den Spielgewohnheiten und -geschmäckern des jeweiligen Gamers mit jeder Faser ihres Daseins kollidieren.

Gestern abend hatte ich sowas auf der Festplatte. Immerhin ca. 20 Minuten lang, wenn man das Betrachten des Ingame-Benchmarks hinzuzählt.

"Lost Planet"

Günstiges Treibgut aus der Elektrobucht. War einfach neugierig auf die DX10-Graphik. Und weil eine Reihe von Leuten diesem Spiel gewisse simple, unterhaltsame ArcadeAction-Qualitäten nachgesagt haben. Nun, warum nicht?

Ich muss zugeben, der in Echtzeit gerenderte Pelzkragen des Helden-Outfits sieht klasse aus. Deutlich besser als im DX9-Renderpfad. Hat fast schon Pixar-Qualität, was meine Hardware mittlerweile auf den Bildschirm zaubern kann. Den Rest der neuen DX10-Graphikfeatures muss man zwar wieder mit der Lupe suchen, aber immerhin ein schöner, warm und kuschelig aussehender Pelzkragen. Ich will mich ja nicht beschweren.

Zum Spiel als solchem muss man nicht viel sagen. Typisches Konsolengeballer mit dem üblichen Dreissigquadratkilometer-Fadenkreuz und einem Autoaim für beidhändig amputierte Grobmotoriker. Wenn das Ballern aber spassig genug ist, warum nicht? Auch das Savegame-System folgt den üblichen Konsolen-Traditionen. Wenn das Ballern aber so richtig spassig genug wäre ... mit zusammengebissenen Zähnen liesse sich unter Umständen auch das ertragen. Auch die ThirdPerson-Kamera, die einem wieder das Gefühl vermittelt, dass der Spieler-Char ständig im Weg herumsteht und den Blick auf das Spielgeschehen verdeckt, könnte man ertragen, wenn das Ballern spassig genug wäre. Immerhin ist es nicht ganz so krass wie bei "Schöner Rücken kann auch entzücken"-Dead Space. Dass man manche Zwischensequenzen nicht abbrechen kann und in Verbindung mit dem Savepoint-System wieder und immer wieder durchleben muss, ließe sich unter Umständen auch verschmerzen, wenn das Geballer spassig genug wäre.

Es gibt da nur ein Problem. Ich habe keine Ahnung, ob das Geballer in Lost Planet spassig ist, weil ich nach fünf Minuten schon an eine Stelle komme, an der ich ums Verrecken nicht kapiere, was die Spielfigur hier tun soll.

Eine Art Mini-Boss taucht auf. Zwischensequenz. Ich schiesse auf den Gegner. Das Spiel lädt den letzten Savepoint. Ich laufe wieder an die Stelle, an der die Zwischensequenz startet. Zwischensequenz. Ich schiesse auf andere Körperstellen des Gegners. (copy& paste) Das Spiel lädt den letzten Savepoint. Ich laufe wieder an die Stelle, an der die Zwischensequenz startet. Zwischensequenz. Ich laufe vor dem Gegner davon. Das Spiel lädt den letzten Savepoint. Ich ... nein, laufe nicht wieder an die Stelle, an der die Zwischensequenz startet, sondern starte flugs das De-Installationsprogramm von "Lost Planet".

Nicht nur, dass mich dieses Spiel mit all den Gräßlichkeiten bombardiert, die ich an der üblichen Konsolenkrätze im Action-Genre abgrundtief hasse, nein, ich schaffe es nicht einmal fünf Minuten ins eigentliche Spiel hinein, weil ich scheinbar zu doof für "Lost Planet" bin.

Das eigentlich Traurige daran sind aber nicht die paar Euro fuffzig, die ich spekulativ in den Wind geschossen habe, sondern die vertane Zeit, die ich in dieses, örks, Machwerk gesteckt habe. Geld ist nur Geld, aber diese Minuten bekomme ich nicht wieder. Vergeudet! Verschwendet! Und da ich nicht ewig lebe, ist das umso schlimmer ...