Donnerstag, 19. Februar 2009

Weniger ist mehr

Im Rahmen meiner losen Reihe "Weniger ist mehr", in der ich den alles beherrschenden Gigantomanie-Drang in der Spielebranche mit wohlfeilen Traktaten und mehr oder minder dummen Anmerkungen begleite, muss ich auf einige Worte eingehen, die Gabe Newell anläßlich einer Keynote der Entwicklerkonferenz DICE zum Thema Preisgestaltung von sich gab.

Auch wenn Steam seit der Zwangs-Euroisierung noch einer derbere Apotheke als früher ist, so hat Gabe mit den sog. Weekend-Deals eines der "Geheimnisse" des erfolgreichen Verkaufens entdeckt, die ausserhalb der großen weiten Welt der IT-Branche schon seit nahezu Jahrtausenden bekannt sind, aus unerfindlichen Gründen aber von Jung wie Alt vollkommen verdrängt werden, wenn man in DER Boombranche der letzten Jahrzehnte beschäftigt ist, in der Geld a la Fiat Pecunia scheinbar aus dem Nichts auf den Konten eintrudelt.

Eine der möglichen Strategien, um den Umsatz (und somit auch hoffentlich den Gewinn) zu steigern, liegt darin, das richtige Preisniveau zu finden, an dem der Kunde mit Freuden zuschlägt und der Firma die Bude einrennt. Leider sind immer noch viel zu viele Entscheider davon überzeugt, dass der Kunde (fast) jeden Preis bezahlt, den sie sich ausdenken. Was in manchen Fällen auch stimmt, denn vor allem die Spieleindustrie eilt von einem Umsatzrekord zum anderen. Warum sollte man hier mit den Preisen experimentieren?

Warum? Ganz einfach. Selbst die Spieleindustrie ist nicht davor gefeit, Opfer der weltweiten Wirtschaftskrise zu werden, die in zT. drastischen Ausmaßen die verfügbare Kaufkraft der Kunden eindampft. Was derzeit die Autoindustrie erlebt und allmählich auch in der Elektronikbranche spürbar wird, wird nicht "einfach so" an der Unterhaltungsbranche vorbei gehen, weil man sich einredet, dass der Kunde zwar kein Geld für Autos mehr hat, er aber immer noch Geld für Spiele ausgibt. Und wenn man mitbekommt, dass die weltweiten Regierungsanstrengungen in erster Linie nur den Zweck haben, marode Banken und Großkonzerne mit irrwitzigen Mengen an Steuergeldern zu füttern, um via Deus Ex Machina irgendwie die Welt des Jahres 2007 wiederherzustellen, es aber kaum Anstrengungen unternommen werden, den zusammenbrechenden Privatkonsum zu stützen ...

Doch zurück zu Gabe Newell und seinen Ausführungen, in denen er Beispiele dafür gibt, wie sehr sich diese "Weekend-Deals" auf den Umsatz bestimmter Titel ausgewirkt haben. Laut Gabe hat man am letzten Wochenende, an dem es "Left 4 Dead" zum halben Preis gab, den Umsatz um satte 3000% erhöht und somit mehr Einnahmen erzielt als zum Verkaufsstart, der traditionell als der Zeitpunkt gilt, an dem mit einem Spiel die meisten Einnahmen und Umsätze erzielt werden. Auch führt er einen nicht näher benannten Titel eines Drittherstellers auf, der eine Umsatzsteigerung von sagenhaften 18.000% (achtzehntausend) erzielen konnte und dessen Absatz nach dem Ende der Preisaktion doppelt so hoch blieb, wie davor.

Natürlich wird dies nicht überall funktionieren. Und nicht mit jedem Titel.

Dennoch bleibt festzustellen, dass eine der besten Vorgehensweisen, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen, immer noch das gute, alte "Preis senken" ist.

PS: Und Gabe gibt auch einige weise Worte zum Dauerbrenner "Piraterie" zum Besten.