Dienstag, 10. Februar 2009

Eine Frage der Ernährung

Einer der meist vorgebrachten Kritikpunkte engagierter Hardcore-PC-Spieler gegenüber Konsolentiteln ist der im Vergleich zu PC-Spielen geringere Anspruch. Die Steuerung ist einfacher, das Interface ist simpler, das Gameplay sei dementsprechend weniger "tief" und anspruchsvoll. Und da heutzutage BigBudget-Titel Multiplattform-Titel sein MÜSSEN, damit die Publisher die Chance haben die zT. immens hohen Produktionskosten hereinzuholen, werden Spiele nach Meinung dieser Leute zwangsläufig immer anspruchsloser, hohler und langweiliger.

Nun, es gibt eine Menge Anhaltspunkte, die für diese These sprechen. Aktuell zB. die Reaktionen auf die Ankündigung zu "Battlefield 1943", nach denen alles, was die Battlefield-Serie in Punkto Teamplay und Anspruch ausmachte, scheinbar zu Gunsten leicht konsumierbarer Instant-Action für Feierabend-Konsoleros geopfert wird.

Ein anderes Beispiel dafür befindet sich derzeit auf meiner Festplatte. "Flatout Ultimate Carnage", der PC-Port des 360-Ports von Flatout 2. Und gerade weil es ein Konsolenport eines PC-Spieles ist, der 1:1 wieder für den PC umgesetzt wurde (inklusive nicht angepasster Interface-Texte, in denen ständig von A- und B-Tasten die Rede ist), und gerade weil FUC direkt auf meinem allerliebsten Aracde-Racer Flatout 2 basiert, kann man schön vergleichen und analysieren, welchen Veränderungen das Spiel im Ringelreihtanzen zwischen den Systemen unterworfen wurde.

Um es kurz zu machen ... FUC ist ein ganzes Stück anspruchsloser und einfacher als Flatout 2. Es sieht zwar logischerweise deutlich besser aus und es macht immer noch Spass, aber man merkt vor allem an der Streckenführung und hier explizit an der Streckenbegrenzung, dass FUCs Gameplay an ein Gamepad angepasst wurde.

FUC fehlen die fiesen kleinen Ecken und Kanten von Flatout 2, bei denen man zT. höllisch aufpassen und gekonnt mit Gas und Handbremse spielen musste, um sie zu vermeiden. Was natürlich oft genug nicht geklappt hat und dazu führte, dass die Spielfigur sich hysterisch schreiend durch die Windschutzscheibe in die Botanik verabschiedet hatte. All diese fiesen, aber dennoch nicht unfairen Ecken und Kanten, die neben der Ragdoll-Physik und den teilzerstörbaren Rennstrecken mit den enormen Reiz der Flatout-Serie ausmachten, die fehlen in der Konsolenfassung. Man tritt sorgenlos auf's Gaspedal und muss sich beim Fahren schon ziemlich blöde anstellen, um das Fahrzeug mit Karacho gegen eine Wand oder an einen Baum zu setzen. Überall hat man hilfreiche Leitplanken aufgestellt, das Spiel verzeiht einem umfangreiche Ausflüge in die Botanik, wodurch man diverse kniffligere Stellen einfach abkürzen kann, die Fahrphysik und das ganze Objektverhalten ist darauf angelegt das Fahrzeug so lange wie nur möglich fahrbereit zu halten. Man kann fast nichts falsch machen. Man kann durch eigene klare Fahrfehler fast nicht mehr "verlieren". Grobmotorisches Herumhampeln am Gamepad reicht. Fahrkunst ist nicht mehr notwendig.



Ja, es gibt auch eine Menge Gründe, welche die These, dass Konsolenspiele grundsätzlich "dümmer" und "primitiver" sind, erfolgreich widerlegen, aber FUC bestätigt leider alle Vorurteile, die eingefleischte PC-Zocker gegenüber Konsolen hegen und pflegen. Nett, spassig und gutaussehend, gar keine Frage ... aber es fehlt etwas. Etwas substanzielles. Etwas habhaftes. Etwas mit Biß. Denn wenn Konsolenspiele die Waffel und die Zuckerwatte sind, die man locker-luftig auf dem Volksfest zu sich nimmt, so sind (waren) PC-Spiele das gute, traditionelle Schnitzelweck, mit dem man den richtigen Hunger stillen konnte.

Hmmm, Schnitzelweck! Mit Röstzwiebeln und einem Brötchen, welches nicht schon matschig aus dem Ofen der Backfabrik kommt ... so sollten PC-Spiele nach Möglichkeit sein.