Montag, 28. April 2008

Retro-Non-Gaming-Interludium I: Red Heat

Ich glaube, das letzte Mal hatte ich diesen typischen Cop-Buddy-Movie vor zwanzig Jahren gesehen. Als er in (west)-deutschen Kinos lief. Kinder, wie die Zeit vergeht. Die Perestroika war in aller Munde, die Sowjetunion nicht mehr das Reich des Bösen und Deutschland noch zwei Staaten. Als damaliger, typischer Jungmann im zarten Alter von 22, war der Besuch dieses Filmes natürlich Pflicht. Es war die große Zeit von Arnie! Als er noch zuschlug, dann einen trockenen Oneliner von sich gab ... und dann wieder zuschlug. Und bitte keinen Gesichtsmuskel bewegen! Wie gesagt, Pflichtbesuch!

Und jetzt, zwanzig (!) Jahre später schaue ich diesen Film an und bin erneut hin und weg. Während andere Kult-Filme der 80er, wie zB. "Streets of Fire" oft nicht mehr so zünden wollen, da überrascht "Red Heat" mit einer Spritzigkeit, die auch nach diesen beiden Jahrzehnten immer noch funktioniert. Die Chemie zwischen James Belushi und Schwarzenegger stimmt, die Kombination beider Charaktere und Rollen köstlich. Auch alle Nebenrollen sind erstklassig besetzt. Ein blutjunger Lawrence Fishburn, bevor er mit Klippschul-Philosophie Weltruhm erlangt hat. Ein Peter Boyle (der leider vor zwei Jahren verstarb). Und ein Brion James (ebenfalls nicht mehr unter uns weilend) in einer kleinen Nebenrolle.

Die Gags zünden immer noch (trotz zT. deutlicher Zeitbezüge), die Action ist krachig und flott geschnitten. Sämtliche Vorurteile, die man als unwissender Westler über diese seltsamen Russen hatte, werden ohne Hemmungen ausgelebt, OHNE dass sie jedoch herablassend oder entwürdigend wirken. Red Heat stellt dieses Hollywood-Moskau (bis auf die Aufnahmen des Roten Platzes in Budapest gedreht) mit Charme und Augenzwinkern dar. Gerade weil alles so maßlos übertrieben wird. Was auch den Erfolg vieler Schwarzenegger-Filme ausmachte. Maßlose Überteibung bis hart an der Grenze zum Comic!

Und ... was uns plötzlich richtig seltsam und unwirklich vorkam, soweit ist es schon gekommen ... es werden in einem BigBudget-Hollywoodfilm nackte Titten gezeigt. Und Mumus. Deutlich, einige Sekunden lang! Absichtlich!! Denkt doch an die Kinder! *kreisch*

Nicht, dass uns das gestört hat, Gott bewahre, aber ... in einem 08/15-Hollywood-Film? Heute trotz Streifen wie Brokeback Mountain oder Monster's Ball fast undenkbar. Der Einfluss der Zensoren der Moralischen Mehrheit scheint sich von den "Verirrungen" der FlowerPower-Zeit gut erholt zu haben. Und wir haben uns, nicht gerade angepasst, aber schon so daran gewöhnt, dass Hollywood-Filme meist vollkommen keimfrei sind, was Sexualität angeht, dass uns hier fast der Schlag getroffen hat. Wie gesagt, es sind 20 Jahre verstrichen, die Welt dreht sich weiter ... ach ja, und gequalmt wird auch, als ob es kein Morgen gibt. Herrlich unbeschwerte Zeiten! Keine moralinsauren Saubermänner, keine Gesundheits-Nazis auf Kreuzzug! Früher war alles besser *heul* :)

Anyway, überraschenderweise immer noch ein sehr guter Buddy-Action-Film. Lustig, spannend, unterhaltsam! Und dank Original-Tonspur auch endlich eine Sprechrolle für Arnie, in der sein Markenzeichen, der heftige steyrische Akzent wunderbar passt.

Wer, wie ich, mittlerweile ein alter Sack ist und allmählich beginnt, selbst unbewusst den alten Zeiten hinterher zutrauern ... "Red Heat"! Anschauen, 100 Minuten Spass haben!