Donnerstag, 10. April 2008

Gegenargumente

Neben dem Klassiker aller Urban Legends für Software-Publisher, Kopien würden die Umsätze beeinträchtigen, gibt es eine zweite, sehr beliebte Vorstellung: Die Vorstellung, dass der Handel mit gebrauchter Software die Umsätze mit neuer Ware schädigen würde!

*kreisch* *panik* *entsetzen*

Und deswegen äussern sich immer wieder besorgte Industrie-Vertreter oder Lobby-Vertreter (aka Spiele-Journalisten) zum Thema "Gebraucht-Software" und beschwören die schrecklichsten Weltuntergangs-Szenarien herauf, wenn hier nicht endlich ... usw. usf.

Wer angesichts dieser Meinungen das Gefühl hat, laut schreiend seinen Schädel gegen die nächstbeste Wand zu knallen, damit der Schmerz über soviel kurzsichtige Dummheit und Gier nachlässt, dem empfehle ich die Lektüre dieses Artikels:

Don't attack used video games cause they hurt your feelings

Nicht nur, dass hier der gesunde Menschenverstand mit gut ausformulierten Gegenargumenten bestätigt wird, Michael Sherrin liefert auch etliche Links und Verweise, welche die These unterstützen, dass der Handel mit Gebraucht-Software der Branche in Wirklichkeit nützt und nicht schadet. Dass diejenigen, die sich über den Handel mit Gebraucht-Software beklagen, grundlegende Prinzipien des Kapitalismus und des freien Marktes nicht verstanden haben, weil sie der Meinung sind, ein Anrecht auf sichere, planbare Umsätze zu haben. Weil Geld ja auf Bäumen wächst und die Kaufkraft der Zielgruppe unendlich ist.

Es war immer wieder erstaunlich, wenn ich von sehr netten, schlauen und hochintelligenten Menschen, die ich in der Branche kennenlernen durfte, immer wieder derartigen Unfug zu hören bekam. Wie auch beim Thema "Kopien" so wurde aus Pank und Angst plötzlich jeglicher rationaler Gedankengang aus dem Verstand verbannt und wild fluchend darüber schwadroniert, wie man verhindern kann, dass Kunden ihre erstandene Software wieder verkaufen können. Da wurde Steam bejubelt, weil diese rein rechtlich gesehen, ihren Kunden verbieten können (und dies auch tun) Handel mit Steam-Accounts zu betreiben.

Wer übrigens gebrauchte Steam-Spiele erstehen möchte, der sollte sich einfach mal in diversen Ab18-Auktionsbörsen umsehen. Oder nach Eingabe einiger passender Suchbegriffe sich in vielen, vielen Foren (wie zum Beispiel diesem hier) umsehen und feststellen, dass Steam-Accounts (und somit ihre Inhalte) gehandelt werden, wie jede andere Gebrauchtware auch.

Ja, immer wieder lustig, wenn die Realität ihr häßliches Haupt erhebt und all die schönen Wunschvorstellungen in den staubigen Boden trampelt :)