Montag, 26. Februar 2007

Fast Food Gameplay

Nachdem ich mich wochenlang am wunderschönen Soundtrack zu Phantasy Star Universe die Ohren blutig gehört hatte, war ich doch schon etwas neugierig, wie denn das Spiel selber ist.

Den Vorgänger, Phantasy Star für den Dreamcast, kannte ich nicht, war also vollkommen unbelastet. Eigentlich ist PSU ein Online-Spiel für PC, PS2 und die 360, dass seinen Reiz dadurch hat, dass sich Spieler aller drei Plattformen in einer gemeinsamen Welt treffen. Ok, MMORPG's interessieren mich jetzt nicht so sonderlich, aber da war noch die Rede von einem ausführlichen SP-Modus. Hmm, warum nicht ...

Gesagt, getan, besorgt. Installiert, gestartet, eine Weile gespielt.

Sieht ganz nett aus. Vor allem die Welt Neudaiz mit ihrer Mischung aus überkandidelter Tokioter Einkaufsstrasse und einem tief in Gothic-Farbe getauchten Chinesischen Garten ist trotz vergleichsweise älterer Graphik-Features (Basis ist immer noch ein PS2-Spiel) eine rechte Augenweide. Wilde Kostüme, knallige Farben und süße Anime-Mädchen, wohin man nur schaut. Soweit das positive ...

Das Gameplay ist strikt linear und besteht eigentlich nur aus kleinen, schlauchartigen Abschnitten, in denen per exzessivem Button-Smashing diverse Monster bekämpft werden. Strategie ist nicht vorhanden, Reflexe sind alles und eine gewisse Frusttoleranz beim Umgang mit der *hüstel* dezent misslungenen Kameraführung während der Kämpfe sollte man mitbringen. "Aufgepeppt" wird das Ganze mit nur einem beschränkten Inventar aus wenigen Waffen-, Rüstungstypen und Special-Items, sowie einem Art Bastelbogen für eigene Items, der aber jedoch erst im Online-Part Sinn zu machen scheint. Eine KI für Gegner, als auch Mitstreiter in der Party ist nur rudimentär vorhanden. Es wird zwar im Laufe des Spieles ein sog. Extra-Modus freigeschaltet, mit dem man die komplette Charakterauswahl des Online-Parts auch im SP einsetzen kann, aber so richtig Sinn macht das nicht. Denn was an KI bei den Mitstreitern vorhanden ist, funktioniert nur dann, wenn sie direkt vor einem Monster stehen. Wählt man (im Gegensatz zum Default-Char des SP-Modus) einen Magie- oder Fernwaffen-Char und will so die Gegner bekämpfen, so steht die Party brav neben der eigenen Figur und macht ... nichts! Das mag am Anfang noch gehen, später jedoch führt diese Untätigkeit (die übrigens auch gerne beim direkten Nahkanpf auftritt) unweigerlich zum schnellen Tod der gesamten Party. Man merkt gerade an diesem Umstand deutlich, dass die SP-Kampagne nur mit einer heißen Nadel an den Online-Part angetackert wurde.

So richtig übel sind jedoch diverse Cutscenes, welche die einzelnen Storyelemente zusammenhalten. Hierbei sind jedoch nicht die durchaus passabel gerenderten Filme, sondern viele Zwischensequenzen gemeint, die in-game dargestellt werden. Denn die Entwickler beschränkten sich hierbei lediglich auf die Animationen, welche dem Spieler später im Online-Part zur Verfügung stehen. Was zu einem sehr billig und peinlich wirkenden Ergebnis führt, da alle Figuren über lediglich eine Handvoll von Emoticons und Gesten verfügen, die sich natürlich ständig wiederholen und in der Regel nur selten zum Dialog und Geschehen der Cutscene passen. Schauderhaft!

So, und des Rätsels Lösung. Warum nenne ich den Artikel "Fast Food Gameplay"?

Weil das Spiel, wie typisches Burger-Fastfood, rein objektiv betrachtet schlecht, ungesund und übel ist. Nur eine lecker aussehende Hülle mit nichts dahinter. Aber dennoch kann man irgendwie nicht die Finger von lassen. Wie man sich selbst alle paar Monate bei Burgerking ertappt, so ertappt man sich erstaunt dabei, dass man immer wieder reinschaut und dieses Spiel zu Ende bringen möchte. Deswegen: Fast Food Gameplay!

Und wie bei jedem "anständigen" Fast Food, so hat man auch hier schnell Oberkante Unterlippe erreicht. Irgendwann so in der Mitte der SP-Kampagne reicht es dann nämlich ... doofen Geschmack im Mund und blöd im Kopp, weil alles Blut in den Magen rauscht, um diesen Schrunz verdauen zu können.

Boahh, mir is jetzt schlecht ... ab morgen, isch schwör, gibt's nur noch gute, gesunde Hausmannskost wie ein Secret of Mana oder ein Knights of the Old Republic (frische, gesunde Spiele wie diese sollte man jeden Tag zu sich nehmen). Bis zum nächsten Mal, wenn man wieder am Tresen steht, sich die bunten Bildchen über der Bedienung anschaut und sagt: "Einmal Graphikblender Deluxe mit extra Käse, ne Portion Pommes und ne Cola!"