Montag, 12. November 2007

Verhinderter Ohrenschmaus - DirectSong

An dieser Stelle wollte ich eigentlich ein paar lobende Worte zu DirectSong ablassen. DirectSong startete letztes Jahr als eine Art Kaufportal für Spiele-Soundtracks von Jeremy Soule, bekannt von seinen Beiträgen zu Morrowind, Oblivion oder Total Annihilation. Wer also nach 120 Stunden Oblivion immer noch nicht genug hat und immer noch nicht weiß, dass der Soundtrack als frei abspielbare Musikdaten im Installationsordner liegen, oder wer dummerweise die 360- oder PS3-Version zockt, oder wer Wert auf qualitativ höhere Bitraten und entsprechend Klangqualität legt, der kann hier für ein paar Dollar den gewünschten Soundtrack erwerben.

Klingt gut? Ja, im Prinzip schon. Wem Mr. Soules Stil gefällt, der kann dem Komponisten hier direkt und einfach monetär seiner Wertschätzung Ausdruck verleihen, ohne den traditionellen Wasserkopf eines Musiklabels durchzufüttern.

Nur gibt es da dummerweise ein klitzekleines Problem: DirectSong verwendet DRM-verkrüppelte, mit lediglich 128 kbps codierte WMA -Dateien!

Ich habe bei dem Versuch, die kostenlos erhältliche Guild Wars-Compilation "Sorrow's Furnace Mini Pak" im aktuellen Windows Media Player 11 freizuschalten, meine beiden temporären und eine der insgesamt vier dauerhaften Lizenzen verbraten. Erst beim vierten Versuch (nach zwei Javaskript-Laufzeitfehlern und einem nicht erkannten Cookie) "durfte" ich dann meine rechtmäßig erworbenen Musikstücke anhören. Jetzt darf ich rein theoretisch diese Daten nur noch zweimal auf einen anderen Rechner transferieren. Ich darf sie nicht brennen, ich darf sie nicht in ein anderes Format umwandeln. Nicht auszudenken, ich hätte für diesen Kack auch noch Geld ausgegeben. Auch der Versuch mittels der aktuellsten Version von "FairUse4WM" die Lizenz zu entfernen, schlug fehl.

Ich als Kunde rüttelte vergeblich an den Stangen meiner persönlichen DRM-Zelle, laufe wegen technischer Mängel Gefahr, dass meine erstandene Ware unbrauchbar wird und muss mir dann von diversen Industrie-Vertretern anhören, dass DRM angeblich etwas Gutes für mich sei.

Derweil ich als Senior Gamer, alter Sack und real existierender Raubmordkinderfickerneonazi-Kopierer danach einfach den Esel angeworfen und zu meinem große Erstaunen nach nur wenigen Sekunden eine große Auswahl eben dieser DRM-geschützten Soundtracks von Mr. Soule erhalten habe. Selbstverständlich DRM-frei, in hoher Bitrate und dank solcher Formate wie MP3 oder Monkey's Audio auch problemlos überall abspielbar.

Man mag mich in diesem Zusammenhang einen naiven Träumer nennen, aber ich gehe fest davon aus, dass in spätestens 10-15 Jahren DRM, trotz oder gerade wegen immer übertriebener DRM-Maßnahmen und begleitender verschärfter Gesetze, dann eine von der Industrie am liebsten totgeschwiegene Verirrung aus den Anfangsjahren des Digitalen Zeitalters sein wird.

Warum? Weil sich immer deutlicher herausstellt, dass DRM beim Konsumenten überhaupt nicht gut ankommt. Da wird einmal gekauft, es wird sich kräftig geärgert und dann lässt man es für immer sein. Vor allem die Umsätze mit Musik-Downloads bleiben so sehr hinter den Erwartungen zurück, dass EMI mittlerweile einen Teil seines Kataloges ohne DRM anbietet.

Ja, auch im Spielebereich bin ich da recht optimistisch. Trotz Steam und seiner Fanbasis, die es wie selbstverständlich hinnimmt, dass man Spiele nicht mehr besitzt, sondern nur noch zeitweise anmietet, Natürlich für den selben Preis, den man für DRM-freie Spiele bezahlt. Natürlich! Gar keine Frage ...

Update:
Eben versuche ich beim Schreiben des Postings die Dateien erneut anzuhören. Ich habe sie auch erneut heruntergeladen. Die Abspiel-Lizenz müsste ja immer noch irgendwo in den Untiefen des Media Players gespeichert sein. Pustekuchen! Die Files müssen auf DEMSELBEN Rechner neu lizensiert werden, was aber nicht funktioniert, weil der Windows Media Player plötzlich meint, keine offene Internetverbindung erkennen zu können. DRM ... ich liebe es! :)