Montag, 19. November 2007

Finis ludi praecox ....

... oder, das vorzeitige Spielende, wie ich es ursprünglich ein wenig falsch mit meinem kaum ausgeprägten Latein-Kenntnissen radebrach.

Dank an "jge", welcher freundlicherweise in den Kommetaren den ursprünglich falschen Postingtitel korrigiert hat, OHNE dass ich das jetzt hundertmal zur Strafe schreiben muss :)


Aus Anlass der aktuellen Steamsurvey-Ergebnisse zu Episode 2, in der sich erneut (!) herausstellt, dass nur etwa die Hälfte der Spieler überhaupt die letzte Map erreichen, stellt sich mir die Frage nicht so sehr nach dem Schwierigkeitsgrad (da nicht klar ist, warum nur die Hälfte der Spieler nicht einmal die letzte Map erreichen), sondern eher grundsätzlich nach dem Willen, in einem Spiel überhaupt das Ende zu erreichen.

Ich selber kann sagen, dass ich von allen Spielen, die ich jemals die Ehre hatte erleben zu dürfen (von Freude war da nicht unbedingt immer die Rede), nur wenige Prozent auch komplett durch- und zu Ende gespielt habe.

Die Gründe dafür waren so zahlreich wie die Anzahl der Spiele, die um meine Aufmerksamkeit buhlten.

- Zu schwer:
Nun, was Episode One und Episode Two betrifft, so gehöre ich zu denen, die selbst auf "Easy" keinen Bock hatten, sich stundenlang mit der jeweils letzten Map zu beschäftigen. Die Zeiten, in denen ich ohne zu Zögern x Versuche starte und es wieder und immer wieder von Neuem probiere, gehören der Vergangenheit an. Entweder wird ruckzuck zum Cheatcode gegriffen oder das Spiel wieder de-installiert. So etwas wie "Spielerehre" existiert nicht mehr, es gibt wichtigere Dinge in meinem Leben. "Herrlich" finde ich auch Spiele wie zB. dieser Military-Shooter (Name vergessen), der mich zu Beginn des Spieles mitten in einen vom Feind umringen Hof absetzt. Nun, das Spiel beginnt und zwei Sekunden später ist man gleich tot, weil man logischerweise natürlich noch nicht weiß, was einen erwartet. Warum sollte ich mich mit so einem Scheiss beschäftigen? Von Stellen in anderen Spielen, die den Spieler erstmal sadistisch in die Falle laufen lassen, damit er neu laden MUSS, um dann mit seinem Vorwissen eben diese knifflige Stelle zu schaffen, gar nicht erst zu reden. Ich habe darauf keinen Bock mehr.

Der Umstand, dass man zumindest in den Prä-Internet-Jahren mit Lösungshilfen und Walkthroughs ein Schweinegeld machen konnte, zeigt doch, dass Spiele grundsätzlich (!) viel zu schwer sind.

- Zu langweilig:
Eng verknüpft mit "Zu schwer" ist "Zu langweilig". Den Spieler zu motivieren, auch schwierigere Stellen zu schaffen, ist eine ganz heikle Aufgabe, die kaum einem Gamedesigner vernünftig gelingt, bzw. die so stark von den jeweils persönlichen Vorlieben abhängen, dass man es kaum allen Recht machen kann. Doch anstatt sich die Mühe zu machen, den Spieler mit überzeugender Story, glaubhaften, charismatischen Charakteren oder vernünftig ausbalancierten Schwierigkeitsgraden bei Laune zu halten, wird einfach angenommen, dass jeder Spieler die Hartnäckigkeit, Zielstrebigkeit und Muße eines 10-jährigen Kindes hat.

Ich kenne so viele Spiele, bei denen ich spätestens bei der zweiten Hürde aufgebe und das Spiel in Frieden ruhen lasse. Weil sie mich nicht genug motivieren, um sich intensiver damit zu beschäftigen. Adventures, bei denen man einfach aufhört, weil man aus diesem Raum nicht herauskommt, weil man keinen Bock hat (!) aus diesem Raum herauszukommen. Rennspiele, wie zB. NfS Underground, dessen Gummi-KI einem spätestens ab ca. dreiviertel des Spielumfanges jedes Weiterspielen verleidet, weil gutes Spielen und ausdauerndes Üben mit gottgleicher Fahr-KI "bestraft" werden. So was macht doch keinen Spass!

- Zu komplex:
Auch eng mit den beiden obigen Punkten verknüpft, ist "Zu komplex" ein Spielspasskiller und vorzeitiger Aufhörgrund bei zB. nicht wenigen Strategiespielen. Ein ganzes Genre, einst blühend und jedes Jahr mit einer Menge Titel gesegnet, ist deswegen nahezu ausgestorben. Simulationen, vor allem Flugsimulationen, existieren eigentlich nur noch in Form von Microsofts Flight Simulator und einigen Fan-Projekten und Nischenanbietern. Denn "Zu komplex" ist für nicht wenige Spieler (wie zB. mich) mittlerweile gleichbedeutend mit entweder "Zu schwer", "Zu langweilig" oder schlichtweg harter, stupider Arbeit, bis man sich in Interface und Gameplaymechanik eingearbeitet hat. Hey, ich arbeite den Großteil des Tages für meinen Lebensunterhalt. Da will ich abends nicht NOCHMAL arbeiten müssen.

Und deswegen gammeln hier eine Menge Spiele im Regal, die ich meinen Lebtag lang nicht mehr anrühren werde. Was dann dazu geführt hat, dass ich mir Spiele gerne komplett aus dem Netz lade und nur noch dann zum Kauf schreite, wenn ich vollends zufrieden bin. Und selbst dann schaffe ich es manchmal nicht, ein Spiel zu Ende zu bringen. So gerne ich Command & Conquer 3 auch mag, so gerne ich es auch spiele, so kann ich mich aus Gründen, die mir nicht so ganz klar sind, nicht überwinden die NOD-Kampagne weiterzuspielen. Ich stecke da seit geraumer Weile fest und habe plötzlich keinen Bock mehr ...

Hmmm, zu schwer oder zu langweilig oder zu komplex?